Kaltblütig in Düsseldorf: Kann man klimaneutrale Konzerte erleben?

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Kaltblütig in Düsseldorf: Kann man klimaneutrale Konzerte erleben?

Die Stadt Düsseldorf hat sich zum Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2050 klimaneutral zu sein. Ein wichtiger Schritt auf diesem Weg ist die Reduzierung von CO2-Emissionen in allen Bereichen des öffentlichen Lebens. Konzerte und Veranstaltungen spielen dabei eine große Rolle. Doch wie kann man klimaneutrale Konzerte organisieren? Kann man tatsächlich umweltfreundliche Events durchführen, die gleichzeitig die Erwartungen der Besucher erfüllen? In dieser Stadt, die bekannt für ihre vielfältige Kulturszene ist, gibt es nun die Chance, Antworten auf diese Fragen zu finden.

Kaltblütig in Düsseldorf: Kann man klimaneutrale Konzerte erleben?

Als die britische Band Coldplay 2019 ein neues Album veröffentlichte, verkündete sie, nicht wie üblich mit den neuen Songs auf Tournee gehen zu wollen. Das war schon deshalb verblüffend, weil Künstler in dieser Liga weit mehr als 70 Prozent ihrer Einnahmen eben nicht durch Streaming, sondern mit Konzerten erzielen.

Ebenso bemerkenswert war der Grund, den die Gruppe angab: Solche Großevents seien extrem umweltschädlich. Und man werde erst wieder loslegen, wenn man in der Lage sei, die Emissionen gegenüber der Tournee von 2016/17 um 50 Prozent zu senken.

Coldplay: Die Klimapolitik der Band und ihre Bemühungen um Nachhaltigkeit

Coldplay: Die Klimapolitik der Band und ihre Bemühungen um Nachhaltigkeit

Den Strom generieren bei Auftritten in Stadien und Arenen meist Dieselmotoren, am meisten Schmutz produziert die Anreise Zehntausender Fans, hinzu kommen der Transport von Equipment und Crew, der Gebrauch von Plastikbechern, Einweggeschirr sowie das Merchandise.

Wer sich diese Daten ansieht, dürfte daran zweifeln, dass es überhaupt möglich ist, die Welttournee eines Superstars klimaneutral zu halten. InfoGroßkonzerte sind klimaschädlich: Der Ausstoß von CO2 ist gerade bei Großkonzerten enorm.

Die Berechnung des Spiegel berechnete, dass die vom Ex-US-Vizepräsidenten und Umweltaktivisten Al Gore mitinitiierten Live Earth-Konzerte zur Rettung des Klimas 2007 etwa 10.000 Tonnen freigesetzt haben sollen.

Als eine der ersten Bands, die es versuchte, gilt Radiohead. Die Briten haben 2007 ihre Tournee von Fachleuten begleiten lassen, um den CO2-Ausstoß zu messen. Auf der Basis dieser Daten entwickelten sie ein Umweltkonzept, das als Grundlage der Tourplanung im folgenden Jahr diente.

Dazu gehörte, dass nur Hallen in Städten mit sehr gutem öffentlichen Nahverkehr gebucht wurden. Fans wurden dazu aufgerufen, möglichst nicht mit dem Auto zu kommen und Fahrgemeinschaften zu bilden. Die Musiker strichen die Crew auf wenige Mitglieder zusammen, verringerten das Equipment von 20 Tonnen auf eine Tonne, nutzten für Fahrzeuge Biotreibstoff und mieteten Soundsystem und anderes Zubehör vor Ort, anstatt es mitzunehmen.

Konzerte auf der Kippe: Wie Bands wie Coldplay und Radiohead umweltschädliche Emissionen reduzieren

Radiohead wirkten wie Eisbrecher. Seither hat sich viel getan in der Branche, die in Deutschland der sechstgrößte Wirtschaftszweig ist. Fünf Millionen Menschen besuchen mindestens einmal im Monat ein Konzert.

Die Auftritte von Billie Eilish sind inzwischen frei von Plastikmüll. Die Amerikanerin baut Infostände auf, wo man sich über Maßnahmen zum Umweltschutz informieren kann. Die Band The 1975 hat einen Öko-Berater dabei, der darauf achtet, dass das Catering regional und fair eingekauft wird.

Die Gruppe lässt für jedes verkaufte Ticket einen Baum pflanzen und verkauft keine Merchandising-Artikel mehr: Wer ein T-Shirt mit The-1975-Schriftzug möchte, kann ein Secondhand-Oberteil mitbringen und es am Rande des Konzerts bedrucken lassen.

Auch kleinere Künstler können viel tun, um ihre Auftritte nachhaltiger zu gestalten. Die Popakademie Baden-Württemberg hat einen Green-Touring-Leitfaden. Darin werden alle Bereiche von Transport bis Catering abgehandelt.

„Das Ganze funktioniert nur step-by-step“, heißt es darin, und deshalb gibt es auch Tipps für Musiker, die froh sind, überhaupt auf Tour gehen zu können: Doppelseitiger Papierdruck, Tassen statt Einwegbecher, Upcycling von Bannern zu Taschen.

Coldplay haben dann doch eine Tournee begonnen, die sich auch über das kommende Jahr erstrecken wird. Sie solle so nachhaltig und umweltfreundlich wie möglich ablaufen, versprach die in diesem Bereich enorm engagierte Band.

Die Shows werden komplett mit erneuerbaren, emissionsarmen Energien bestritten. Plastik gibt es nicht, LED-Bändchen werden aus pflanzlichen und kompostierbaren Materialien hergestellt und nach dem Konzert wieder eingesammelt.

Auch Coldplay wollen für jedes verkaufte Ticket einen Baum pflanzen. Eine eigene App ermöglicht Fans die vergünstigte Anreise mit CO2-armen Transportmitteln, und zehn Prozent der Einnahmen gehen an einen Fonds für umwelt- und sozialbewusste Zwecke.

Der Clou der Konzerte sind hometrainerartige Fahrräder – Power Bikes –, auf denen Fans Energie fürs Konzert erstrampeln können. Und dann ist da noch der kinetische Stadionboden, der das Hüpfen des Publikums in Energie umwandelt, die wiederum in einer wiederaufladbaren Showbatterie gespeichert wird.

Was wie die Lösung aller Probleme klingt, zog Kritik nach sich. Die finnische Ölgesellschaft Neste, mit der die Band kooperiert, soll laut einer Studie von Friends of the Earth große Waldflächen gerodet haben, um Palmöl zu produzieren. Die Aktion mit Coldplay diene dem Greenwashing der Firma, hieß es.

Die Band erklärte, Neste habe versichert, die Biokraftstoffprodukte für die Tour ohne neue Materialien und ohne Palmöl herzustellen. Auf ihrer Website ziehen Coldplay nun die vorläufige Bilanz nach zwölf Monaten Tour.

Sie hätten im Vergleich zur Tournee 2016/17 den Kohlendioxid-Ausstoß um 47 Prozent gesenkt. Ein guter Start, wie die Musiker finden, aber es gebe noch Gelegenheit zur Verbesserung. Und die wolle man im zweiten Jahr der Tour nutzen.

Udo Müller

Als Experte und leidenschaftlicher Autor auf Uslar Hier, der nationalen Zeitung für das Zeitgeschehen, bin ich Udo stets bemüht, die neuesten Nachrichten mit strenger Objektivität zu präsentieren. Meine Artikel sind fundiert recherchiert und bieten dem Leser einen umfassenden Überblick über aktuelle Geschehnisse. Meine Leidenschaft für den Journalismus spiegelt sich in jedem meiner Beiträge wider, und ich strebe danach, unseren Lesern stets relevante und informative Inhalte zu liefern. Mit Uslar Hier haben Sie einen verlässlichen Begleiter für die tägliche Nachrichtenberichterstattung.

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