Robert Habeck strebt nach Bundeskanzleramt

Index

Robert Habeck strebt nach Bundeskanzleramt

In einer überraschenden Wendung hat sich Robert Habeck, der Co-Vorsitzende der Grünen, als Kandidat für das Bundeskanzleramt bekannt gegeben. Der 52-jährige Politiker, der sich bisher als Umweltminister einen Namen gemacht hat, will damit die politische Landschaft Deutschlands aufmischen. Laut eigenen Angaben will Habeck eine neue Ära der Nachhaltigkeit und des Klimaschutzes einleiten, um Deutschland zu einem Vorreiter in der Klimapolitik zu machen. Die Frage, die sich jetzt stellt, ist, ob Habeck tatsächlich den Wahlkampf gegen die etablierten Parteien bestehen kann und ob seine Vision für Deutschland tatsächlich umsetzbar ist.

Robert Habeck strebt nach Bundeskanzleramt - Eine neue Hoffnung für die Grünen?

Robert Habeck ist an diesem sonnigen Nachmittag im Innenhof des Bundeswirtschaftsministeriums sogar etwas früher da als geplant. Er springt auf die Bühne, die Hemdsärmel hochgekrempelt, vom Sommerurlaub in der Flensburger Heimat leicht gebräunt.

„Mein Zimmer ist da oben, das mit dem größten Balkon, man könnte auch auf die Idee kommen, dort einen Basketballkorb aufzustellen“, sprudelt er los und zeigt nach rechts oben, die Köpfe der etwa 500 Bürgerinnen und Bürger recken sich.

Habeck plant Parteitag - Vizekanzler strebt nach Bundeskanzlerposten

Habeck plant Parteitag - Vizekanzler strebt nach Bundeskanzlerposten

Die Einrichtung in seinem Amtszimmer stamme von seinen Vorgängern, die Sessel von Sigmar Gabriel, der Schreibtisch von Peter Altmaier. „Irgendjemand hat Lautsprecher eingebaut, man könnte dort Partys feiern“, erzählt Habeck.

„Zeit zum Reden mit Robert Habeck“ hat das Ministerium diesen Bürgerdialog mit dem Hausherrn und Vize-Kanzler genannt. Viele Menschen, auch auffallend viele, die von weit hergekommen sind nach Berlin, hat das angelockt.

Robert Habeck: Der Grüne will Kanzler werden - Eine Herausforderung für die Ampel?

Robert Habeck: Der Grüne will Kanzler werden - Eine Herausforderung für die Ampel?

Es ist ein Heimspiel für Habeck, der selbst gerne Fußball-Metaphern bemüht, um Politik zu erklären. „Die Idee dieses Tages ist, das Haus aufzumachen und ein Gefühl dafür zu kriegen, wie es in einem Ministerium zugeht. Meine Idee ist, das Haus zum Schwingen zu bringen, die Idee von Politik als Miteinanderreden.“

Großartig klingende Gedanken locker hinzuwerfen ohne die Angst, dabei banal zu sein, das macht ihn aus, das ist seine Stärke. Auf sein Talent als Menschenfänger setzt der Grüne in den verbleibenden 13 Monaten bis zur nächsten Bundestagswahl und natürlich auch jetzt, kurz vor den Wahlen in Thüringen, Sachsen und Brandenburg, wo seine Partei an der Fünf-Prozent-Hürde scheitern könnte.

Seit Wochen tingelt er durchs Land, erklärt die Energiewende, die deutsche Ukraine-Hilfe, Milliardensubventionen für Chip-Fabriken, das überarbeitete Heizungsgesetz. Jenes vermaledeite Gesetz, das in seiner Ursprungsfassung total verkorkst war, Habecks strahlenden Stern ab März 2022 hat abstürzen lassen, ihn als Kanzler-Alternative entzaubert hat.

Bis heute haben sich die Grünen davon nicht erholt. In Umfragen erreichen sie bundesweit konstant nur zehn bis 13 Prozent, das entspricht etwa der Stammwählerschaft.

Doch Habeck glaubt, das Ding noch wieder drehen zu können – als Joker in einem Spiel, das fast schon verloren scheint. Im Podcast mit dem Nachrichtenportal „Politico“ hat er das unlängst so dargestellt: „Selbst in den kühnsten Träumen hätte man sich nicht vorstellen können, dass es wirklich rapide runtergeht. Du wirst eingewechselt und es steht 4:0 gegen dich.“

„Ich möchte mich gerne in die Verantwortung nehmen lassen — für Deutschland, für meine Partei, für das Projekt, für die Demokratie.“ Er wolle mit seiner Partei „Neues“ schaffen und „konkrete Probleme mit konkreten Antworten und möglichst einer breiten gesellschaftlichen Mehrheit“ lösen.

Der Weg zur Spitzenkandidatur ist für Habeck endlich frei, nachdem seine Konkurrentin, Außenministerin Annalena Baerbock, ihren Verzicht auf eine erneute Bewerbung erklärt hat – und weil bei den Grünen weit und breit niemand zu sehen ist, der sie ihm streitig machen wollte.

Habeck ist Wirtschaftsminister der drittgrößten Volkswirtschaft – und damit politisch verantwortlich für Wachstumsschwäche, Investitionszurückhaltung und Abschwung. Die Wirtschaft verbindet mit dem Literaturwissenschaftler und Kinderbuch-Autoren keine Wirtschaftskompetenz, sie wünscht sich schon lange eine Auswechslung.

Allerdings sind andere aus Habecks Sicht nicht besser. Dem bayerischen Ministerpräsidenten und CSU-Chef Markus Söder attestiert Habeck „tiefe Ahnungslosigkeit“, wenn es um Energiefragen und Wasserstoffausbau geht. Auch an FDP-Chef Christian Lindner lässt er kein gutes Haar.

„Ja, da sind wir uns ganz einig“, sagt Habeck beim Bürgerdialog. „Sollte ich jemals Bundeskanzler werden, wird Christian Lindner nicht Finanzminister werden.“

Den Ampel-Mist will der Grüne am liebsten hinter sich lassen, gut ein Jahr vor der Wahl. Derzeit seien die Grünen noch „eingekesselt“ durch die Debatten in der Koalition, so Habeck im „Politico“-Podcast. „Wir müssen da raustreten, den Horizont sehen und sagen, da wollen wir hin.“

Die Ampel, das ist auch für Habeck nur noch eine „Übergangsregierung“, wie sie Grünen-Chef Omid Nouripour bezeichnet hat. Aber jetzt, nach 90 Minuten Bürgerdialog, muss Habeck doch noch mal rüber zum Kanzler, den er so gerne beerben möchte.

Birgit Schäfer

Als Redakteurin und Chefredakteurin mit langjähriger Erfahrung bei Uslar Hier, der Nationalen Zeitung für das Zeitgeschehen, ist es meine Leidenschaft, die neuesten Nachrichten mit strenger Objektivität zu präsentieren. Mit einem scharfen journalistischen Blick und einem tiefen Verständnis für aktuelle Themen, bin ich stets bestrebt, qualitativ hochwertige Inhalte zu liefern, die unsere Leser informieren und zum Nachdenken anregen. Meine Arbeit bei Uslar Hier spiegelt meine Engagement für unvoreingenommene Berichterstattung und meine Liebe zur Sprache wider.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Go up