EM-Phänomen: Warum so viele Fußballspieler Tränen vergießen

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EM-Phänomen: Warum so viele Fußballspieler Tränen vergießen

Die EM 2021 hat ein überraschendes Phänomen hervorgebracht: viele Fußballspieler haben während des Turniers Tränen vergossen. Dieses Verhalten ist nicht nur bei den Spielern selbst, sondern auch bei den Fans und den Medien auf großes Interesse gestoßen. In diesem Artikel werden wir untersuchen, warum so viele Fußballspieler während der Europameisterschaft zu emotionalen Ausbrüchen neigen und was dies über ihre Psyche und ihre Beziehungen zu ihrem Team und den Fans aussagt. Wir werden auch die psychologischen Gründe hinter diesem Phänomen analysieren und Beispiele von Spielern präsentieren, die während des Turniers ihre Emotionen nicht unter Kontrolle hatten.

Warum Fußballer ihre Tränen vergießen

Cristiano Ronaldo (39), Pepe (41), Hakan Calhanoglu (30) und Thomas Müller (34) - sie alle, gestandene Spieler, verbissene Kämpfer, hart im Nehmen, wurden bei der Fußball-EM vor einem Millionenpublikum von einem mächtigen Gefühlsausbruch übermannt: Sie weinten. Oder kämpften zumindest mit den Tränen.

Fußball, anders als zum Beispiel Schach, ist ja schon immer größtmögliches Gefühlskino gewesen. Zwischen Sieg und Niederlage sind nahezu sämtliche Emotionen vertreten: Alles ist in Bewegung, auf dem Platz und im Herzen. Es geht hin und her. Jubel, Euphorie, Frustration, Wut, Niedergeschlagenheit und Verzweiflung wechseln einander ab.

Tränen im Fußball: Eine Frage der Manneskraft?

Tränen im Fußball: Eine Frage der Manneskraft?

Das Drama wird komplettiert durch den Kampf gegen Erschöpfung und Schmerzen, gegen Verletzungen, Hitze oder Regen. Dies führt bei den Spielern in Intervallen zu meterhohen Freudensprüngen, Mehrfachumarmungen, aggressivem Foulspiel, Hände-vors-Gesicht-Schlagen oder, wenn es ganz schlimm kommt, zu leeren Blicken. Kurzum, eine echte Männer-Mischung.

Dass Männer stark sein müssen, jederzeit volle Leistung zu erbringen und Herr ihrer Gefühle zu sein haben, ist nicht nur eine noch immer verbreitete Ansicht. Sie dient zudem bis heute zur Abgrenzung vom sogenannten „schwachen Geschlecht“, einem Klischee, das ebenfalls nie der Realität entsprach.

Für die Seele: Warum Fußballer weinen

Tatsächlich aber belegen wissenschaftliche Studien beim Flüssigkeitsfüllstand in den Augen signifikante Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Bis zum 13. Lebensjahr weinen Jungen und Mädchen etwa gleich häufig. Später ändert sich das Bild: Männer weinen dann 6- bis 17-mal pro Jahr, Frauen hingegen 30- bis 64-mal.

Es gibt Untersuchungen, wonach Testosteron angeblich Tränen hemmt. Bezogen auf Fußballer erscheint das als ziemlich steile These. Unstrittig ist hingegen, dass Männer im Schnitt eine geringere Lebenserwartung haben, häufiger Unfälle bauen und insgesamt grobmotorischer sind.

Weinen mag mitunter ein wirksames kommunikatives Signal sein: Es ruft Helfer und Tröster auf den Plan. Doch wie die Studie bestätigt, weinen sie eher im stillen Kämmerlein als auf der großen Bühne.

Widerlegt scheint auch die Annahme, Weinen reinige die Seele; es tue nachgerade gut, sich mal richtig auszuheulen. Doch anders als beim „Katharsis-Effekt“ im Kino oder Theater, geht es den Menschen im wirklichen Leben und bei echten Problemen anschließend nicht besser, wie Studien belegen.

Bleibt die Frage: Ist Weinen vielleicht doch ein Zeichen von Schwäche? Oder ein Ausfluss aus Rührung als Fortsetzung von Eitelkeit mit anderem Mittel, wie die „Zeit“ schrieb? Letzteres trifft vielleicht auf Gerhard Schröder zu, der sich mit Anfang 20 als erster und einziger Halbprofi des TuS Talle den Titel „Acker verdiente, aber dann doch lieber Bundeskanzler wurde und als solcher „echte Bundeskanzlertränen“ bei einer Privatvorführung der Rohfassung von „Das Wunder von Bern“ vergoss.

Von Bundestrainern wie Franz Beckenbauer („Es tut mir leid für den Rest der Welt, aber wir sind auf Jahre hinaus unschlagbar oder von Berti Vogts („Der Deutsche hat nie Angst) war man markige Sprüche gewohnt, während Jogi Löw Siege wie Niederlagen mit der gleichen Empathie kommentierte. Keiner von Nagelsmanns Vorgängern hatte je bei einer Pressekonferenz stockend, mit brüchiger Stimme und feuchten Augen gesprochen.

Und vielleicht war deshalb keiner von ihnen so nahbar. Denn wenn es stimmt, dass Tränen im Sport die einzige Emotion sind, mit der sich andere kaum manipulieren lassen, im Unterschied eben zu all den Jubel- oder Schmerzensschreien, den Triumphgesten und dem Blut-und-Schweiß-Gehabe, wenn es stimmt, dass Tränen meist erst dann vergossen werden, wenn ohnehin alles verloren und nichts mehr zu retten ist, dann könnte man durchaus zu dem Schluss kommen, dass es sich um eine sehr persönliche, unverfälschte und deshalb um eine Regung handelt, die Sympathie und Respekt verdient und nicht als Schwäche verächtlich gemacht werden darf.

Birgit Schäfer

Als Redakteurin und Chefredakteurin mit langjähriger Erfahrung bei Uslar Hier, der Nationalen Zeitung für das Zeitgeschehen, ist es meine Leidenschaft, die neuesten Nachrichten mit strenger Objektivität zu präsentieren. Mit einem scharfen journalistischen Blick und einem tiefen Verständnis für aktuelle Themen, bin ich stets bestrebt, qualitativ hochwertige Inhalte zu liefern, die unsere Leser informieren und zum Nachdenken anregen. Meine Arbeit bei Uslar Hier spiegelt meine Engagement für unvoreingenommene Berichterstattung und meine Liebe zur Sprache wider.

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