Bonn: Das Haus der Geschichte präsentiert Deutschland nach Hitler
Am 16. April 2022 eröffnet das Haus der Geschichte in Bonn eine neue Ausstellung mit dem Titel Deutschland nach Hitler. Die Schau beleuchtet die Geschichte Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg und zeigt, wie sich das Land nach der Katastrophe des Nationalsozialismus neu aufgestellt hat. Die Besucher können sich auf eine Reise durch die deutsche Nachkriegsgeschichte begeben und erfahren, wie Deutschland den Wiederaufbau meisterte und sich wieder als demokratische Gesellschaft etablierte. Die Ausstellung umfasst über 1.000 Exponate, darunter Dokumente, Fotografien, Filme und Objekte, die die Komplexität der deutschen Geschichte aufzeigen.
Bonn: Das Haus der Geschichte präsentiert Deutschland nach Hitler
Die Ausstellung Nach Hitler. Die deutsche Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus im Haus der Geschichte in Bonn bietet einen aufwühlenden Blick auf die deutsche Geschichte nach 1945. Der Ausstellungstitel selbst ist ein Programm, denn die Faszination des Nationalsozialismus bei vielen Deutschen hält sich erschreckend lange bis weit nach 1945.
Die Faszination des Nationalsozialismus
Hakenkreuz und Jubel, undefinierbar wabernde Klänge, irritierende Fragmente aus dem Propagandafilm Der Sieg des Glaubens von Leni Riefenstahl 1933 drehte: Gleich zu Beginn der Ausstellung wird die Faszination aufgerufen, die der Nationalsozialismus bei vielen Deutschen hervorrief, die Hitler feierten – und wählten.
Eine Faszination, die sich erschreckend lange bis weit nach 1945 hielt. Auf Hakenkreuz und Jubel folgen bald Elend und Tod.
Der Umgang mit dem Nationalsozialismus
Der Historiker Hanno Sowade, Kurator der Ausstellung, weiß nicht, ob er sich wirklich freuen kann über die Brisanz dieser Schau: Das ist ein Thema, das seit 80 Jahren in Deutschland immer wieder thematisiert wird, man verschweigt es, man spricht darüber, verdrängt es. Dass es aber gerade heute so aktuell werden sollte, haben wir nicht vorausgesehen.
Der Umgang mit Hitlers brauner Diktatur ist eine Lebensaufgabe, ein Projekt, an dem vier Generationen zu knabbern hatten. Eine Fotogalerie auf unterschiedlichen, zeittypischen Tapeten ruft die Protagonisten auf.
Die Generationen
Da ist die Erlebnisgeneration, die der Jubelnden und Täter, aber auch Opfer und Verfolgten. In der neuen Bundesrepublik wird geschwiegen, in der DDR der antifaschistische Gründungsmythos mit Sprüchen wie Nazis gibt es nur im Westen genährt.
Die Kindergeneration fragt ab den 1960er Jahren ihre Eltern unverblümt: Was habt ihr getan? Es ist die Generation, die Krieg und Entbehrung oft nur vom Hörensagen kennt, sie hat vom Wirtschaftswunder profitiert und träumt vom Systemwechsel.
Die Enkelgeneration lebt in einer Zeit der Krisen – Frieden, Natur und Wohlstand stehen sind bedroht. Ihr Umgang mit dem Nationalsozialismus ist eher analytisch als emotionsgeladen.
Und die nach der Wiedervereinigung geborene vierte Generation erlebt das Unvorstellbare: Juden haben wieder Angst in Deutschland.
Die Ausstellung
Der Parcours im Haus der Geschichte startet im Jahr 1945: Deutschland war besiegt, traumatisiert, ausgebombt. Jeder war auf der Suche.
Von diesem Zeithorizont aus beleuchtet die Ausstellung die Erlebnisgeneration. Hitler-Straßenschilder werden abmontiert, Porträts übermalt. Hedwig Maria Ley verbuddelt die von ihr geschaffene offizielle Hitlerbüste im Garten.
Später wird jemand die Büste ausgraben und sie sich 20 Jahre lang aufs Kaminsims stellen. Hitler verschwindet nicht, in Zyklen taucht er wieder auf.
Die Ausstellung Nach Hitler läuft bis 25. Januar 2026. Der Eintritt ist frei. Begleitprogramm: 29. Oktober, 19 Uhr: Erstes, zweites, drittes Reich: Was Reichsbürger glauben. 28. November, 19 Uhr: Künstlergespräch mit Paweł Bownik und Podiumsdiskussion. Jeweils 18 Uhr: Begleitung durch die Ausstellung.
Die Ausstellung ist aufwühlend, exzellent inszeniert und bietet keine einfachen Antworten auf drängende Fragen. Hier geht es zur Bilderstrecke: Nach Hitler im Haus der Geschichte in Bonn.
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