Brasilien: 200 Jahre deutsche Einwanderung - Deutsche Spuren an Gebäuden und Traditionen

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Brasilien: 200 Jahre deutsche Einwanderung - Deutsche Spuren an Gebäuden und Traditionen

In diesem Jahr feiert Brasilien ein bedeutendes Jubiläum: 200 Jahre deutsche Einwanderung nach Brasilien. Im Jahr 1824 begann die große Zuwanderung deutscher Siedler nach Brasilien, die bis heute ihre Spuren in der Architektur, der Kultur und den Traditionen des Landes hinterlassen haben. Viele deutsche Spuren finden sich an den Gebäuden, in den Städten und Dörfern Brasiliens. Von den kolonialen Kirchen über die traditionellen Fachwerkhäuser bis hin zu den Volksfesten, die noch heute gefeiert werden. In diesem Artikel werfen wir einen Blick zurück auf die Geschichte der deutschen Einwanderung nach Brasilien und entdecken die deutschen Spuren, die sie in diesem Land hinterlassen haben.

200 Jahre deutsche Einwanderung in Brasilien: Deutsche Spuren in Gebäuden und Traditionen

Hand in Hand stehen sie im Kreis und halten verschiedene Werkzeuge wie etwa einen Schraubenschlüssel in die Luft. Die menschlichen Figuren dieses neu errichteten Monuments sollen die Einwanderer symbolisieren, die am Aufbau der Stadt São Leopoldo im Süden Brasiliens mitgewirkt haben. Zu diesen gehören auch die Deutschen: Die Stadt ist bekannt als „Wiege der deutschen Einwanderung in Brasilien“ - die ersten von ihnen kamen hier vor genau 200 Jahren an.

Die Anfänge der deutschen Einwanderung

Die Anfänge der deutschen Einwanderung

Mehrere Tausend Menschen wanderten damals auf der Suche nach einem besseren Leben nach Brasilien aus. Missernten und Perspektivlosigkeit hatten sie dazu gebracht, die weite Reise auf sich zu nehmen. Zugleich suchte Brasilien vor allem für den Süden des Landes nach neuen Siedlern. Diese Region war bis dahin nicht kolonialisiert, Neuankömmlinge sollten dort Infrastruktur aufbauen.

Zu diesem Jubiläum sollte in São Leopoldo im südlichsten brasilianischen Bundesstaat Rio Grande do Sul eigentlich ein großes Einwanderungsfest stattfinden - es wurde aber abgesagt. Die verheerenden Überschwemmungen, die vor fast drei Monaten nahezu den kompletten Bundesstaat eingenommen und mindestens 182 Menschen das Leben gekostet hatten, würden es unmöglich machen. Zahlreiche kleinere Veranstaltungen finden dennoch in mehreren Städten Brasiliens statt.

Deutsche Traditionen in Brasilien

Deutsche Traditionen in Brasilien

Heute haben schätzungsweise sechs Millionen Brasilianer deutsche Vorfahren, wie die Generalkonsulin in São Paulo, Martina Hackelberg, sagt. Das sind knapp drei Prozent der Bevölkerung. Angefangen hatte es mit 300.000 bis 400.000 Deutschsprachigen, die in den verschiedenen Einwanderungswellen nach Brasilien kamen, wie der Historiker und emeritierte Universitätsprofessor Martin Dreher erzählt.

Die Neuankömmlinge pflegten auf der anderen Seite des Atlantiks ihre Traditionen, gründeten unter anderem Gesangs-, Schützen- und Turnvereine. Eines der bekanntesten deutschen Traditionen: das Oktoberfest in Blumenau. Die Stadt im südlichen Bundesstaat Santa Catarina weist mit ihren zahlreichen Fachwerkhäusern einige deutsche Spuren auf.

In diesem Jahr feiert das zweitgrößte Oktoberfest der Welt 40-jähriges Jubiläum. Menschen in Tracht und Dirndl, dazu Spezialitäten wie Spätzle, Brezel, gefüllte Ofenkartoffeln, Bratwurst und natürlich das Münchner Bier - es ist fast wie auf der Theresienwiese, nur auf Portugiesisch.

Deutsche Sprache und Kultur in Brasilien

Deutsche Sprache und Kultur in Brasilien

Brasilien ist nach Angaben der deutschen Botschaft heute das Land mit den meisten Deutschsprachigen außerhalb Europas. Ein bis zwei Millionen Brasilianer sprechen nach Einschätzung des Martius-Staden-Instituts Hochdeutsch und seine Dialekte.

„In meiner Gemeinde, wo ich herkomme, kann man noch viele Menschen treffen, die Hunsrückisch sprechen“, erzählt Gerson Neumann, Universitätsprofessor an der Bundesuniversität von Rio Grande do Sul und Nachkomme deutscher Einwanderer. Er kommt aus einem kleinen Ort im Landesinneren, etwa 100 Kilometer von Porto Alegre, Hauptstadt des Bundesstaates Rio Grande do Sul.

In direkter Umgebung würden noch viele Westfälisch sprechen. In Städten wie Pomerode im Bundesstaat Santa Catarina oder in Orten des Bundesstaates Espirito Santo nahe Rio de Janeiro werde Pommersch gesprochen. Einflüsse aus dem Portugiesischen haben die deutschen Dialekte jedoch geprägt und umgekehrt.

Ein Beispiel: Zum Nachtisch isst man gerne „Cuca“, eine Neubildung des deutschen Wortes „Kuchen“, und ergänzt sein Brot mit „Schmier“, einem hunsrückischen Ausdruck für Fruchtkonfitüre, erzählt Neumann.

Deutsche Städtenamen und Institutionen

Deutsche Städtenamen und Institutionen

Ob Novo Hamburgo, Nova Friburgo, São Leopoldo oder Pomerode: Die Deutschen haben ihre Spuren natürlich auch bei den Städtenamen hinterlassen. Pomerode wurde von pommerschen Siedlern gegründet und bezeichnet sich selbst aufgrund der größtenteils deutschstämmigen Bevölkerung als „deutscheste Stadt Brasiliens“.

Deutsche gründeten außerdem zahlreiche Institutionen wie Schulen, Krankenhäuser, Wohltätigkeitsvereine und Handelskammern, die zu einem festen Bestandteil der brasilianischen Gesellschaft wurden. Wo sie sich niederließen, habe es praktisch keinen Analphabetismus mehr gegeben, erklärt Dreher.

„Die Deutschen waren auch die Ersten, die in Brasilien das Kindergartenwesen eingeführt haben“, sagt der Historiker weiter. „Und in Rio Grande do Sul kann man sich das Gesundheitswesen nicht ohne die Krankenhäuser vorstellen, die von den Deutschen gegründet worden sind.“

Deutsche Unternehmen in Brasilien

Brasilien ist wichtigster Handelspartner Deutschlands in Südamerika und der einzige strategische Partner Deutschlands in Lateinamerika und der Karibik. Damit soll die Zusammenarbeit zu bi- und multilateralen Themen weiter ausgebaut werden.

Große deutsche Unternehmen haben sich bereits in den 50er Jahren angesiedelt und so zum Aufbau der brasilianischen Industrie beigetragen. Rund 1.300 deutsche Unternehmen haben nach Angaben der Industrie- und Handelskammer (IHK) heute ihren Sitz in Brasilien, vor allem im Großraum São Paulo, als größter deutscher Wirtschaftsstandort außerhalb Deutschlands.

2022 lagen die Einfuhren nach Brasilien aus Deutschland bei über 12,89 Milliarden Euro. Es handelt sich vor allem um Maschinen, Fahrzeuge und Kfz-Teile sowie chemische und pharmazeutische Erzeugnisse. Nach Deutschland importiert wurden im selben Jahr Waren im Wert von 9,17 Milliarden Euro. Darunter hauptsächlich mineralische und pflanzliche Produkte sowie Lebensmittel, Getränke und Tabak.

200 Jahre deutsche Einwanderung in Brasilien: Eine Erfolgsgeschichte

In Brasilien leben heute etwa sechs Millionen Menschen mit deutschen Wurzeln. Deutsche Traditionen, Sprache und Kultur haben sich in Brasilien etabliert und sind heute ein wichtiger Teil der brasilianischen Gesellschaft. Deutsche Unternehmen haben sich in Brasilien angesiedelt und tragen zum Aufbau der brasilianischen Industrie bei.

Die deutsche Einwanderung in Brasilien ist eine Erfolgsgeschichte, die zeigt, dass Kultur und Traditionen gemeinsam wachsen und sich entwickeln können. Es ist ein Beispiel dafür, dass Menschen aus verschiedenen Kulturen und Traditionen gemeinsam leben und arbeiten können.

Udo Schmid

Ich bin Udo, Experte von der Webseite Uslar Hier, einer nationalen Zeitung für das Zeitgeschehen. Mit strenger Objektivität präsentiere ich die neuesten Nachrichten, um Leserinnen und Leser stets informiert zu halten. Meine Berichte sind gründlich recherchiert und bieten einen umfassenden Überblick über aktuelle Ereignisse in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Vertrauen Sie auf meine Expertise, um stets auf dem Laufenden zu bleiben.

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