Die Stunde des Ausstiegs: Rückblick auf Bidens Präsidentschaftskandidatur-Abbruch
Der ehemalige Vizepräsident der Vereinigten Staaten, Joe Biden, hat eine Woche nach der Demokratischen Partei-Vorwahl in New Hampshire überraschend seinen Rückzug aus dem Rennen um die Präsidentschaftskandidatur bekannt gegeben. Die Entscheidung kam für viele Beobachter unerwartet, hatte Biden doch zuvor immer wieder betont, dass er weiterkämpfen werde. Doch nun ist es offiziell: die Bidensche Ära in der US-Politik ist vorbei. In den kommenden Tagen werden wir einen Rückblick auf die Höhen und Tiefen seiner Kandidatur werfen und analysieren, was letztendlich zu seinem Ausscheiden führte.
Die Stunde des Ausstiegs: Rückblick auf Bidens Präsidentschaftskandidatur
Die Entscheidung von Joe Biden, seine Präsidentschaftskandidatur zurückzuziehen, kam nicht völlig überraschend. Und doch markiert sie knapp 100 Tage vor der US-Wahl eine Kehrtwende, die die Vereinigten Staaten so noch nicht erlebt haben. Nie zuvor stand der Nominierungsparteitag der Demokraten an, ohne dass nicht klar war, mit wem sie ins Rennen gehen.
Der Anfang vom Ende
Das obligatorische TV-Duell der Präsidentschaftskandidaten am 27. Juni 2024 läutete den Anfang vom Ende ein. Joe Biden, mit 81 Jahren eigentlich nur wenig älter als sein Herausforderer Donald Trump (78), schlug sich miserabel. Sein Auftritt weckte nicht nur Zweifel, ob er dem großspurigen, durchschlagskräftigen Populisten Trump rhetorisch im Wahlkampf die Stirn bieten könnte. Bidens körperliche Verfassung gab vielmehr Anlass, sich ernsthafte Sorgen zu machen, ob er eine weitere Amtszeit gesundheitlich gut überstehen würde.
Die TV-Debatte, bei der Biden heiser angeschlagen und abwesend wirkte, war ein denkbar schlechter Auftakt seiner Wahlkampagne. Einige Demokraten baten ihn unmittelbar nach dem Fernsehauftritt in Atlanta, über einen Rückzug nachzudenken. Seine Umfragewerte sanken danach um zwei Prozentpunkte hinter Trump.
Das Ende der Hoffnung
Am Tag darauf, bei einem Wahlkampfauftritt in North Carolina, räumte Biden seine schwache Leistung im TV-Duell ein, mit den Worten: „Ich weiß, ich bin kein junger Mann mehr, ich weiß aber, was ich weiß – wie man die Wahrheit sagt.“ Er versprach, weiterzukämpfen.
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Das ist US-Präsident Joseph „Joe“ Biden
Foto: dpa/Patrick Semansky
2. Juli: Mit dem Abgeordneten Lloyd Doggett aus Texas forderte ihn der erste Kongressabgeordnete aus den eigenen Reihen zum Rückzug aus dem Wahlkampf auf. Dutzende weitere folgten.
5. Juli: In einem Interview mit ABC News bestand Biden darauf, dass er im Rennen bleibt – nur Gott könne ihn stoppen. „Wenn der allmächtige Gott herunterkäme und sagen würde: ‚Joe, steig aus dem Rennen aus‘, würde ich aus dem Rennen aussteigen“, so der Präsident wörtlich. Er sei die am besten qualifizierte Person, Trump zu besiegen. Seine Schwäche im TV-Duell erklärte er mit einer kurzen Phase von Erschöpfung durch vorherige Reisen.
Seine Ankündigung, demnächst weniger späte Abendtermine wahrzunehmen, um mehr Schlaf zu bekommen, brachten ihm in der Folge nur noch mehr Häme ein. Laut CNN waren einige Gouverneure von der Bemerkung ernsthaft verärgert.
Der finale Schritt
21. Juli: Am frühen Sonntagnachmittag (Ortszeit) postete Joe Biden eine Rückzugserklärung auf seinen Social-Media-Kanälen. Darin rief er zu Geschlossenheit und Zuversicht auf und kündigte an, sich in den Tagen darauf, auch persönlich an die Nation wenden zu wollen.
Zu den ersten Reaktionen gehörte der Repost seiner Frau Jill Biden, die seine Erklärung mit hinzugefügten Herzchen verbreitete. Auch seine Tochter Naomi teilte ihren Stolz mit. Biden erhielt Zuspruch und Respekt für seinen Schritt – er sorgte aber auch für Unsicherheit und Unmut. Schließlich hätte er ihn einige wertvolle Wochen eher gehen können.
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