Neue Forschung: Ein Viertel der Bevölkerung vertritt ein rechtspopulistisches Weltbild. Was sind die Konsequenzen?

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Neue Forschung: Ein Viertel der Bevölkerung vertritt ein rechtspopulistisches Weltbild. Was sind die Konsequenzen?

Die Ergebnisse einer aktuellen Studie sind alarmierend: Ein Viertel der Bevölkerung in Deutschland vertritt ein rechtspopulistisches Weltbild. Dieser Befund wirft Fragen auf, wie zum Beispiel, welche Konsequenzen dies für unsere Demokratie und die Zukunft unseres Landes haben wird. Die Forscher warnen vor einer Polarisierung der Gesellschaft und einem Verlust an Vertrauen in die politischen Institutionen. In diesem Artikel werden wir die Ergebnisse der Studie genauer betrachten und diskutieren, was diese bedeutet für unsere Zukunft und wie wir darauf reagieren müssen.

Eine Viertel der Deutschen teilt ein rechtspopulistisches Weltbild - Was sind die Konsequenzen?

Die jährliche bundesweite Umfrage der Universität Hohenheim zum Zustand der gesellschaftspolitischen Lage bringt hoffnungsvolle, aber auch beunruhigende Ergebnisse zutage. Die Mehrheit der Deutschen ist zufrieden mit der funktionierenden Demokratie im Bund, in ihrem Bundesland und ihrer Gemeinde. Die Mehrheit vertraut auf Institutionen wie die Polizei, die Gerichte, die Wissenschaft.

Doch gleichzeitig zeichnet sich eine düstere Entwicklung ab: Rechtspopulistische Weltanschauungen verfestigen sich weiter. Knapp ein Fünftel der Bundesbürger und -bürgerinnen hat ein geschlossen rechtspopulistisches Weltbild – acht Prozent von ihnen sogar mit sehr starken Tendenzen, so die Studie.

Rechtspopulistische Erzählungen greifen tief

Rechtspopulistische Erzählungen greifen tief

Das Forschungsinstitut Forsa hat im Auftrag der Universität Hohenheim eine repräsentative Auswahl von 5005 Teilnehmenden befragt. Die Studie ging es um drei große Themenbereiche: Populismus und Verschwörung, Demokratiezufriedenheit sowie Vertrauen in Institutionen. Die Forscher wollten herausfinden, wie weit einschlägige (rechts-)populistische Erzählungen greifen, bei welchen Gruppen sie besonders verfangen und wie das mit der Lebenseinstellung zusammenhängt.

Heraus kamen bisweilen erwartbare, trotzdem erschreckende Ergebnisse: Knapp ein Viertel der Deutschen meint, dass die Politik in Deutschland von „geheimen Mächten“ gesteuert wird. Rund ein Fünftel ist überzeugt, dass die Massenmedien die Bevölkerung „systematisch belügen“. Und jeder Dritte stimmte der Aussage zu: „In Deutschland kann man nicht mehr frei seine Meinung äußern, ohne Ärger zu bekommen.“

Deutschland wird immer mehr zu einer Diktatur - Mehr als ein Viertel der Bevölkerung teilt diese Ansicht

Zwölf Prozent der Befragten meinen, dass Deutschland inzwischen „mehr einer Diktatur gleicht als einer Demokratie“, elf Prozent gaben hierbei als Antwort immerhin „teils/teils“ an. Ein Drittel ist außerdem der Meinung, es werde zu viel Rücksicht auf Minderheiten genommen und „die Bundesregierung kümmert sich mehr um Flüchtlinge als um die eigenen Landsleute“ (37 Prozent Zustimmung).

„Rechtspopulisten verwenden immer wieder die gleichen Erzählelemente“, resümiert Frank Brettschneider, Professor für Kommunikationswissenschaften an der Universität Hohenheim und Leiter der Studie. Es gebe erstens einen einheitlichen „Volkswillen“, der zweitens von inneren und äußeren Mächten angeblich unterdrückt wird. Zu den inneren Mächten zählen die politischen Eliten und die Massenmedien, zu den äußeren Mächten die EU, die Globalisierung und der Islam.

Besonders empfänglich für ein hochgradig rechtspopulistisches Weltbild scheinen mittelalte Menschen in Ostdeutschland: Laut Studie ist der Anteil derer im Osten Deutschlands (29 Prozent) wesentlich höher als im Westen (17 Prozent). Am höchsten ist der Anteil generell bei den 45- bis 59-Jährigen (24 Prozent), am niedrigsten bei den 16- bis 29-Jährigen (10 Prozent). Außerdem gilt: Je höher die formale Bildung der Befragten, desto geringer der Anteil derjenigen mit einem rechtspopulistischen Weltbild.

Viel Lebenserfahrung und eine höhere Bildung können also helfen, den Erzählungen den Wind aus den Segeln zu nehmen. Politische Bildung oder Sozialisation spielen aber auch hinein. So belegt die Umfrage auch, dass zwischen der AfD- und der Grünen-Wählerschaft eklatante Unterschiede bestehen: 84 Prozent der AfD-Wähler haben ein rechtspopulistisches Weltbild. Bei den Grünen ist es nur ein Prozent.

„Da der Populismus-Grad immer größer wird, je weiter rechts sich die Befragten auf der Links-Rechts-Skala einschätzen, ist es gerechtfertigt, von Rechtspopulismus zu sprechen“, so Studienleiter Brettschneider. Linkspopulismus ist kein großes Problem in der Bevölkerung.

Die AfD-Anhänger haben aber nicht nur größtenteils ein verschobenes, mit Verschwörungserzählungen gespicktes Weltbild – sie sind auch die größeren Pessimisten. So blickten unter allen Befragten zwei Drittel optimistisch in ihre persönliche Zukunft, ein Drittel pessimistisch. Unter den Personen mit ausgeprägt populistischem Weltbild seien nur 20 Prozent optimistisch, 80 Prozent hingegen pessimistisch in Bezug auf ihre persönliche Zukunft.

Sie nehmen auch die Lebensqualität sowie die Wirtschaftslage in ihrem Bundesland deutlich negativer wahr als der Durchschnitt der Befragten. Und sie sind sehr viel häufiger der Meinung, dass früher „alles viel besser“ war. Dieser Auffassung sind 50 Prozent der Personen mit einem geschlossen rechtspopulistischen Weltbild, gegenüber 13 Prozent unter allen Befragten.

„Der Pessimismus und die negative Weltsicht dürften etwas mit den genutzten Informationsquellen zu tun haben“, sagt Wissenschaftler Brettschneider: Die AfD-Wählerschaft nutze klassische Massenmedien selten, dafür Social-Media-Plattformen, Messengerdienste und Webseiten im Internet deutlich häufiger als alle anderen Wählergruppen.

„Der gänzlich andere Kommunikationskosmos der AfD-Wählerschaft führt zu einer anderen, nämlich negativen Sicht auf die Gegenwart“, so der Professor.

Eine verklärte Nostalgie, Misstrauen in Demokratie und ihre Institutionen, Angst vor der eigenen Zukunft: Hinter dem fast schon abgenutzten Begriff Rechtspopulismus steht die traurige Gefühlswelt einer beachtlichen Gruppe in Deutschland. Was für diese Menschen wie Realität wirken mag, sind oft aufgebauschte Ängste, Drohkulissen gebastelt aus Fake News statt Fakten.

Dass dieses Fünftel der Gesellschaft nicht sich selbst überlassen sein sollte, ist klar. Bildung und Aufklärung auch im privaten Umfeld, miteinander im Gespräch bleiben, sind Mittel zum Gegensteuern. Vier Fünftel haben das in der Hand.

Andreas Möller

Ich bin Andreas, ein Redakteur der Website Uslar Hier, eine nationale Zeitung für das Zeitgeschehen. Als Redakteur auf dieser Plattform verfasse ich Artikel mit strenger Objektivität, um unseren Lesern stets die neuesten Nachrichten zu liefern. Meine Leidenschaft für Journalismus und mein Engagement für die Wahrheit spiegeln sich in meinen Beiträgen wider, während ich kontinuierlich daran arbeite, unsere Leserschaft mit relevanten und informativen Inhalten zu versorgen.

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