Friedhelm Funkel beurteilt die Gruppenphase der Europameisterschaft

Friedhelm Funkel beurteilt die Gruppenphase der Europameisterschaft

Der ehemalige Fußball-Profi und aktuelle Trainer Friedhelm Funkel hat sich zu der abgeschlossenen Gruppenphase der Europameisterschaft geäußert. In einem Interview hat er seine Meinung zu den Ergebnissen der einzelnen Gruppen und den daraus resultierenden Achtelfinal-Paarungen geteilt. Funkel, der selbst Erfahrungen in großen Turnieren sammeln konnte, analysierte die Leistungen der einzelnen Teams und äußerte sich dazu, welche Mannschaften seiner Meinung nach das Potenzial haben, den Titel zu gewinnen. Lesen Sie, was der erfahrene Trainer über die Europameisterschaft sagt.

Friedhelm Funkel analysiert die Europameisterschaft: Enttäuschendes Niveau

Im Robinson Club Jandia Playa auf Fuerteventura analysiert Friedhelm Funkel gemeinsam mit dem ehemaligen TV-Sportreporter Jörg Dahlmann die Spiele des Tages und blickt auf die kommenden Duelle. Der 70-jährige Krefelder ist ein gefragter Mann und häufig am Telefon.

GRUPPE A: Pflichtsiege gegen schwache Gegner

„Es war zu erwarten, dass Deutschland und die Schweiz weiterkommen. Die beiden anderen Teams hatten nur Außenseiterchancen“, sagt Funkel. Mit der Leistung der DFB-Auswahl sei er zufrieden: „Man darf aber nicht vergessen, dass die Gegner in den ersten beiden Spielen nicht zu den Top-Mannschaften in Europa gehören. Daher waren das Pflichtsiege. Gegen die Schweiz habe man gesehen, dass noch nicht alles rund laufe: „Gut war aber, dass die Mannschaft bis zur letzten Sekunde gekämpft hat und dafür mit dem Ausgleich belohnt wurde.“

GRUPPE B: Kroaten enttäuscht, Spanien Favorit

Von den Kroaten sei er enttäuscht: „Das war nicht das Team der letzten beiden Weltmeisterschaften. Einige Spieler, wie Modric, sind in die Jahre gekommen. Mit Spanien hat sich der Favorit durchgesetzt. Albanien hat sich teuer verkauft, war aber letztendlich chancenlos.“

GRUPPE C: England enttäuscht, Dänemark positiv überrascht

England hat für Funkel trotz des Gruppensiegs enttäuscht: „Wenn man trotzdem Erster wird, spricht das nicht für die Stärke der Gruppe. Das Team muss sich gewaltig steigern und hat auch das Potenzial dazu. Die Dänen konnte man auf Platz zwei erwarten.“

GRUPPE D: Österreich positiv überrascht, Frankreich enttäuscht

Diese Abschlusstabelle habe er so nicht erwartet: „Es ist eine sehr große Überraschung, dass Österreich als Erster weiterkommt. Diese Mannschaft hat positiv überrascht. Sie hat sechs Tore geschossen und ist sehr flexibel. Trainer Ralf Rangnick macht dort eine super Arbeit. Ich glaube, das Team hat eine ganz gute Chance, ins Viertelfinale zu kommen. Die Franzosen haben nicht das Leistungsvermögen gezeigt, das man erwarten konnte. Aber das kann sich noch ändern.“

GRUPPE E: Rumänien überraschend Tabellenführer, Belgien enttäuscht

Dass Rumänien sich als Tabellenführer durchgesetzt hat, ist für Funkel eine Riesenüberraschung: „Belgien war für mich ein Topfavorit und muss jetzt gegen Frankreich spielen. Ich glaube, dass von den drei Teams, die im Achtelfinale stehen, keins weiterkommt. Dass die Ukraine mit vier Punkten als Letzter ausscheidet, ist sehr schade.“

GRUPPE F: Portugal muss abwarten, Georgien positiv überrascht

Das sei ein „ganz normales“ Tabellenbild: „Bei Portugal muss man abwarten, ob das Team noch zulegen kann. Es freut mich, dass Georgien weiter ist.“

Gesamtbilanz: Enttäuschendes Niveau, wenige tolle Spiele

Funkels Gesamtbilanz der Gruppenphase fällt nicht gerade positiv aus: „Insgesamt ist das eine EM, die für mich vom Niveau enttäuschend ist. Es gab nur ganz wenige tolle Spiele, zum Beispiel Österreich gegen die Niederlande, das war ein Topspiel. Die Favoriten haben mich bis auf Deutschland nicht überzeugt. Ich bin gespannt, ob das Niveau ab der Ko-Phase besser wird und man sieht, dass es um die Europameisterschaft geht.“

Ausblick auf die K.-o.-Phase: Deutschland muss sich steigern

Der erfahrene Trainer weiß natürlich genau, dass es für Deutschland in der schwereren Hälfte des Turnier-Tableaus nicht leicht wird, ins Finale zu kommen: „Die Dänen darf man nicht unterschätzen. Viele Spieler sind in England und Deutschland. Die Dänen werden hinten kompakt stehen. Ich glaube nicht, dass sie direkt vorne attackieren werden. Aber normal müssten wir das Spiel gewinnen. Dann geht es wahrscheinlich gegen Spanien, daran geht kein Weg vorbei. Das ist für mich ein 50:50-Spiel. Klar ist, dass die andere Hälfte des Tableaus leichter ist.“

An der Aufstellung der DEB-Auswahl würde Funkel festhalten: „Ich glaube, dass Rüdiger spielen wird. Dann würde ich für Tah Anton bringen, der in Stuttgart eine überragende Saison gespielt hat, sowohl in der Abwehr als auch im Spielaufbau. Sollte Rüdiger ausfallen, könnte Schlotterbeck spielen, der in der Champions League zuletzt sehr gut gespielt hat. Ich hätte auch Hummels mitgenommen, den ich noch stärker einschätze als Anton und Schlotterbeck. Wirtz macht für mich einen müden Eindruck. Er läuft von allen Spielern am meisten. Vielleicht ist sein Akku leer. Vielleicht kann man darüber nachdenken, Sane zu bringen, Gündogan dann auf die 10 und Musiala auf die linke Seite zu stellen.“ Vorne setzt Funkel weiter auf Havertz von Beginn: „Es gibt immer Situationen, wo es nicht läuft und man einen braucht, durch dessen Einwechslung ein Ruck durch die Zuschauer und die Mannschaft geht. Dafür ist Füllkrug der ideale Spieler.“