Frankreich steht vor einer schwierigen Regierungsbildung

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Frankreich steht vor einer schwierigen Regierungsbildung

Die Ergebnisse der parlamentarischen Wahlen in Frankreich haben ein komplexes Bild ergeben, das eine schwierige Regierungsbildung erwarten lässt. Keine der großen Parteien konnte eine Mehrheit erringen, was bedeutet, dass die Parteien nun nach Koalitionspartnern suchen müssen, um eine stabile Regierung zu bilden. Die Präsidentenwahl im April hat bereits gezeigt, dass die politische Landschaft in Frankreich tief gespalten ist. Jetzt gilt es, eine funktionierende Regierung zu etablieren, die in der Lage ist, die wichtigen Herausforderungen des Landes anzugehen.

Frankreich steht vor einer schwierigen Regierungsbildung

Der Terminkalender von Emmanuel Macron für diese Woche steht schon lange fest: Am Dienstagabend fliegt der Präsident nach Washington zum NATO-Gipfel. Die Innenpolitik muss also bis Freitag warten. Und damit auch die Ernennung eines neuen Premierministers nach dem Sieg des links-grünen Bündnisses Neue Volksfront (NFP) bei den Parlamentswahlen.

Der amtierende Premierminister Gabriel Attal kündigte noch am Sonntagabend seinen Rücktritt an. Der 35-Jährige will aber so lange im Amt bleiben, wie die Pflicht es verlangt. Und das könnte noch eine ganze Weile sein. Denn in zweieinhalb Wochen beginnen in Paris die Olympischen Spiele und bis dahin steht bestimmt keine neue Regierung.

Linksbündnis Überraschungssieger in Frankreich

Linksbündnis Überraschungssieger in Frankreich

Das Ergebnis der Stichwahl hat drei fast gleich große Blöcke ergeben: Stärkste Kraft im neuen Parlament wird mit 182 Sitzen die Neue Volksfront, der Sozialisten, Kommunisten, Linkspartei und Grüne angehören. Dahinter folgt das Präsidentenlager Ensemble mit 168 Sitzen. Völlig überraschend nur Dritter wird der rechtspopulistische Rassemblement National (RN) mit 143 Sitzen.

Der RN-Abgeordnete Laurent Jacobelli wies im Radio darauf hin, dass seine Partei immerhin die stärkste Einzelformation sei und neben den Sozialisten als einzige Mandate hinzugewonnen habe.

Macron agiert wie ein gekränkter Liebhaber

Macron agiert wie ein gekränkter Liebhaber

Als Wahlsiegerin will das links-grüne Bündnis NFP laut Sozialistenchef Oliver Faure noch diese Woche einen Kandidaten für das Amt des Regierungschefs benennen. Die Führungsfigur der Linkspartei La France Insoumise (LFI), Jean-Luc Mélenchon, erklärte sich bereits für das Amt bereit. Er wolle sich aber nicht aufdrängen, sagte der umstrittene 72-Jährige.

Sozialisten, Kommunisten und Grüne hatten sich gegen den dreifachen Präsidentschaftskandidaten ausgesprochen, der im Europawahlkampf mit zweideutigen Äußerungen in den Vorwurf des Antisemitismus gekommen war. Die drei Parteien schlagen eine interne Abstimmung über den Premierminister vor, bei der Mélenchon das Nachsehen hätte.

Der sozialistische Spitzenkandidat bei den Europawahlen, Raphaël Glucksmann, brachte den früheren Gewerkschaftschef Laurent Berger als Premierminister ins Gespräch.

Die Zukunft Frankreichs: Macron und das Linksbündnis kämpfen um die Macht

Die Zukunft Frankreichs: Macron und das Linksbündnis kämpfen um die Macht

Innerhalb der NFP haben sich die Kräfteverhältnisse durch die Wahl verschoben. Zwar bleibt Mélenchons LFI mit 75 Abgeordneten stärkste Kraft. Die Linkspartei sieht sich aber selbstbewussten Sozialisten gegenüber, die mit 65 Parlamentariern in die Nationalversammlung einziehen.

Unter ihnen ist auch der frühere Präsident François Hollande, der in der südfranzösischen Corrèze gewann. Die Grünen bekommen gut 30 Mandate und die Kommunisten elf.

Die Macronisten hoffen ihrerseits darauf, eine große Koalition rund um ihre Partei zu schaffen. Denn im Gegensatz zur NFP sieht Macron für sein Bündnis Ensemble die Möglichkeit, Koalitionspartner unter den gemäßigten Sozialisten und den konservativen Républicains zu finden.

Deren neuer starker Mann Laurent Wauquiez schloss allerdings bereits eine Zusammenarbeit aus. Ich sehe schon die Versuchung der Verhandlungen, der Verbindungen, um widernatürliche Mehrheiten zu schaffen. Das wird ohne uns passieren, sagte der Präsident der Region Auvergne-Rhône-Alpes.

Die Konservativen kommen in der neuen Nationalversammlung auf 46 Sitze. Der Teil, der sich unter Parteichef Éric Ciotti dem Rassemblement National angeschlossen hatte, gewinnt dagegen nur 17 Mandate.

Macron ließ mitteilen, dass er erst die Strukturierung der neuen Nationalversammlung abwarten wolle, bevor er Entscheidungen fälle. In jedem Fall wird es der Präsident künftig mit einer starken Volksvertretung zu tun haben.

Die Zeiten, in denen er als quasi allmächtiger Staatschef mithilfe des Verfassungsartikel 49.3 am Parlament vorbei Gesetze verabschieden konnte, sind vorbei. Der Schwerpunkt der Macht liegt mehr denn je beim Parlament, sagte Attal. Für Frankreich beginnt damit eine neue politische Ära.

Birgit Schäfer

Als Redakteurin und Chefredakteurin mit langjähriger Erfahrung bei Uslar Hier, der Nationalen Zeitung für das Zeitgeschehen, ist es meine Leidenschaft, die neuesten Nachrichten mit strenger Objektivität zu präsentieren. Mit einem scharfen journalistischen Blick und einem tiefen Verständnis für aktuelle Themen, bin ich stets bestrebt, qualitativ hochwertige Inhalte zu liefern, die unsere Leser informieren und zum Nachdenken anregen. Meine Arbeit bei Uslar Hier spiegelt meine Engagement für unvoreingenommene Berichterstattung und meine Liebe zur Sprache wider.

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