Kritik: Julian Prégardien interpretiert Schuberts Die schöne Müllerin (Translation: Review: Julian Prégardien sings Schubert's Die schöne Müllerin)

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Kritik: Julian Prégardien interpretiert Schuberts Die schöne Müllerin

Der deutsche Tenor Julian Prégardien hat mit seiner Interpretation von Franz Schuberts Liedzyklus Die schöne Müllerin die Kritiker überzeugt. In seinem aktuellen Konzertprogramm bietet der Sänger eine packende Darstellung des Werkes, das als eines der bedeutendsten Liedzyklen der Musikgeschichte gilt. Mit seinem klaren, ausdrucksstarken Tenorstimme gelingt es Prégardien, die emotionalen Tiefen des Werkes zu erkunden und die Zuhörer in den Bann zu ziehen. In dieser Kritik werfen wir einen Blick auf die Höhepunkte des Konzertes und analysieren, was Prégardien so erfolgreich macht.

Kritik: Julian Prégardien interpretiert Schuberts Die schöne Müllerin

Das Klavier schaufelt den Weg frei, wie ein kleiner, schneller Bagger. Die Basstöne hüpfen und knarren, gemütlich wird das hier nicht. Als der Tenor zu singen beginnt, mahnt auch er zur Eile. Dieser Müllergeselle schlendert nicht, er stiefelt stramm.

Ein bisschen Drill kann nicht schaden, Motorik ist der Musik sowieso eingeschrieben. Also geht „Das Wandern ist des Müllers Lust“ zackig vonstatten. Und weil hier alle Hörer im Geiste mitsingen, begreift jeder, was der Tenor Julian Prégardien und der Hammerklavierexperte Kristian Bezuidenhout in ihrer Neuaufnahme anstellen, die der „Schönen Müllerin“ gilt, dem vermutlich berühmtesten Liederzyklus der Welt.

Sie krempeln ihn nicht um, doch befragen sie ihn, wo immer es geht. Sie treiben ihn an die Ränder des Ausdrucks und zuweilen in die Enge. Das ist nicht selten wunderbar, manchmal beachtlich, einige Male auch problematisch. Aber das Staunen überwiegt.

Ein Stuttgarter Kammerkonzert

Ein Stuttgarter Kammerkonzert

Ein Stuttgarter Kammerkonzert der beiden Musiker mit der „Schönen Müllerin“ (nicht mit der CD-Aufnahme identisch) ist in der SWR-Kulturmatinée (Fernsehen) gelaufen und nun auch in der ARD-Mediathek abrufbar.

Schon beim „Wandern“ wird man kalt erwischt. Man freut sich, wenn man die CD auflegt, auf ein gemütliches Stündchen, doch Julian Prégardien schießt Adrenalin in die Musik und in seinen Gesang, er ändert aus Euphorie sogar Schuberts Noten oder jauchzt sie – gleichsam als improvisierte Varianten – von oben an.

Was soll man denn davon halten? Gibt er den Naturburschen, der übermütig wird? Oder erweist er sich als Künstler, der den Notentext nicht als Heiligtum betrachtet, sondern als freigebige Offerte? Schubert, da darf man sicher sein, hätte seine Freude gehabt.

Gesangstechnisch

Gesangstechnisch ergeben sich allerdings krasse Lösungen. Die Vokale sind zuweilen so kurz, als seien sie heiße Herdplatten, die man versehentlich berührt hat. Nicht jeder Ton ist perfekt kontrolliert, mancher auch zu stark behaucht.

Doch schon im nächsten Lied ist alles da: ein herrlich weich sich aufspannendes Legato, über dem eine sehr schöne Stimme ihren metallischen Kern zum Glühen bringt.

Die Vater-Sohn-Beziehung

Der ist bei Prégardien mehr denn je eine Vorahnung der späteren „Winterreise“ und wird wie diese zu einer depressiven, am Ende suizidalen Seelenwanderung. Das Bächlein verwandelt sich ja zum Totenbett für den Müllergesellen, denn die geliebte Müllerin hat sich einem Jäger zugewandt.

Bei Julian Prégardien ist ein Schubert-Zyklus auf CD ohnedies eine spektakuläre Angelegenheit, denn bei seinem Nachnamen denkt die Musikwelt seit jeher an Vater Christoph, der über Jahrzehnte einer der führenden Liedsänger weltweit war: ein Großmeister der Phrasierungskunst, der Intelligenz, der Distinktion.

Der Sohn hat zahllose Male daheim in Frechen gesessen und seinen Vater diesen Zyklus singen gehört. Über Jahre erlebte er die Stationen des Einstudierens, das Abwägen, das Ausprobieren, das Feilen an Details, die Zusammenarbeit mit den diversen Pianisten, die Korrektursitzungen.

Fazit

Kurz: Es ist sehr schön, stellenweise himmlisch. Nun hört man bei diesem Zyklus immer auch den unvergessenen Fritz Wunderlich mit, dessen Tenor höher ausgelegt war als derjenige Prégardiens. Aber der Klang des Hammerklaviers (mit etwas tieferer Stimmtonhöhe) kommt jetzt jedem Sänger entgegen.

Sängerisch sind „Trockne Blumen“ ein Höhepunkt, wie mit Träne in Knopfloch gesungen; so traurig kann Euphorie sein. Vor allem wenn Prégardien abschattiert und sich mit dem vortrefflichen Pianisten Bezuidenhout in die Zonen der Eifersucht (das zornige „Der Jäger“), der Resignation („Die liebe Farbe“) und der erlösenden Ausweglosigkeit begibt („Des Baches Wiegenlied“) – das ist alles so nah am Text, an der Stimmung, an Franz Schuberts poetisch-romantischer Geisteswelt, dass der Hörer nur glücklich sein kann. Und Vater Christoph auch.

Udo Müller

Als Experte und leidenschaftlicher Autor auf Uslar Hier, der nationalen Zeitung für das Zeitgeschehen, bin ich Udo stets bemüht, die neuesten Nachrichten mit strenger Objektivität zu präsentieren. Meine Artikel sind fundiert recherchiert und bieten dem Leser einen umfassenden Überblick über aktuelle Geschehnisse. Meine Leidenschaft für den Journalismus spiegelt sich in jedem meiner Beiträge wider, und ich strebe danach, unseren Lesern stets relevante und informative Inhalte zu liefern. Mit Uslar Hier haben Sie einen verlässlichen Begleiter für die tägliche Nachrichtenberichterstattung.

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