Xanten: Benefizkonzerte für die Ukraine - Ein Interview dazu

Xanten: Benefizkonzerte für die Ukraine - Ein Interview dazu

Die Stadt Xanten zeigt ihre Solidarität mit der Ukraine. Im Rahmen einer Benefiz-Veranstaltung finden in den kommenden Wochen zwei Konzerte statt, deren Erlös vollständig der Unterstützung der ukrainischen Bevölkerung zugutekommt. Die Initiative wird von lokalen Künstlern und Musikern getragen, die sich freiwillig für diese gute Sache engagieren. Im Interview sprechen wir mit dem Organisator über die Hintergründe dieser Aktion, die Ziele und Erwartungen sowie die Bedeutung dieser Solidaritätsbekundung in diesen schwierigen Zeiten.

Benefizkonzerte für die Ukraine: Ein Gespräch mit Violina Petrychenko

Die ukrainische Pianistin Violina Petrychenko ist bereits in Xanten aufgetreten und hat sich in die Herzen der Musikliebhaber gespielt. Seit Russlands Angriffskrieg auf die Ukraine ist sie oft in ihre Heimat gereist, um dort Konzerte zu geben.

Violina Petrychenko ist davon überzeugt, dass sie ihrem Volk am besten helfen kann, den Krieg zu gewinnen, indem sie die erstaunliche ukrainische Musikkultur, den ukrainischen Geist und die ukrainische Identität einem breiteren Publikum in Europa vermittelt.

Inwieweit haben Sie in den vergangenen beiden Jahren Erfahrungen in Ihrem Heimatland sammeln können?

Violina Petrychenko: Seit August letzten Jahres bin ich als Solistin der Lemberger Philharmonie tätig und spiele regelmäßig Konzerte in der Ukraine. Diese Zeit hat mir tiefe Einblicke in die aktuelle Lage meines Heimatlandes gegeben. Jedes Konzert ist eine Gelegenheit, die Herzen der Menschen zu erreichen und ihnen in diesen schwierigen Zeiten etwas Trost zu spenden. Parallel dazu organisiere ich in Deutschland Benefizkonzerte, um dringend benötigte Unterstützung zu mobilisieren. Die Zusammenarbeit mit Hilfsorganisationen hat mir gezeigt, wie viel Solidarität und Unterstützung tatsächlich möglich ist, wenn Menschen zusammenkommen, um zu helfen.

Ein Konzert für die Ukraine in Xanten

Am Freitag, 5. Juli, werden Christoph Soldan und die Schlesischen Kammersolisten in Xanten im Ratssaal auftreten. Auf dem Programm stehen Titel von Peter Warlock, Dariusz Zboch, Felix Mendelssohn Bartholdy und Edvard Grieg.

Am Samstag, 6. Juli, spielen Natalia Gordeyeva (Violine) und Violina Petrychenko (Klavier) im Xantener Ratssaal. Beide Künstlerinnen stammen aus der Ukraine. Auf dem Programm stehen Titel von Ludwig van Beethoven, Mykola Lysenko, Wiktor Kosenko, Stanislaw Ljudkewitsch, Morten Jessen, Taras Zdanju, Jewgeni Stankowitsch, Julius Meitus und Myroslaw Skoryk.

Zeiten und Eintrittspreise

Am Freitag, 5. Juli, beginnt das Konzert um 20 Uhr (Einlass ab 19.30 Uhr), am Samstag, 6. Juli, um 17 Uhr (Einlass ab 16.30 Uhr). Der Eintritt beträgt 20 Euro. Es findet kein Vorverkauf statt, Karten sind nur an der Abend- und Tageskasse erhältlich. Eine Xantener Stiftung übernimmt die Gage der Künstler. So stehen die Eintrittsgelder komplett für die Unterstützung der Notleidenden zur Verfügung.

Die Not der Menschen in der Ukraine

Wie oft fahren Sie in die Ukraine und was erleben Sie vor Ort?

Violina Petrychenko: In den letzten zwei Monaten habe ich viel Zeit in der Ukraine verbracht. Was ich dort erlebe, ist eine Mischung aus tiefster Verzweiflung und unerschütterlichem Mut. Ohne Strom zu leben, jede Nacht durch Alarmsignale geweckt zu werden – die Angst ist allgegenwärtig. Aber inmitten dieser Dunkelheit gibt es auch so viel Hoffnung und Entschlossenheit. Die Menschen glauben fest daran, dass die Demokratie am Ende siegen wird. Diese Mischung aus Angst und Hoffnung, Verzweiflung und Mut ist überwältigend und bewegend zugleich.

Die Not der Menschen in der Ukraine

Wie groß ist die Not der Menschen?

Violina Petrychenko: Die Not ist unermesslich. Besonders in der Ostukraine ist die Lage katastrophal. Viele Menschen haben ihre Häuser verloren und leben in erbärmlichen Verhältnissen, oft in provisorischen Unterkünften in anderen Teilen des Landes. Sie kämpfen täglich ums Überleben, oft ohne Zugang zu den grundlegendsten Dingen. Es ist herzzerreißend, diese Not zu sehen und zu wissen, dass so viele Menschen dringend Hilfe brauchen.

Was benötigen die Menschen am meisten?

Violina Petrychenko: Die Bedürfnisse sind vielfältig und dringend. So sehr ich weiß, dass es in Deutschland schwer zu akzeptieren ist, aber wir brauchen Waffen zur Verteidigung. Gleichzeitig sind Medikamente lebenswichtig, und jetzt, da der Winter bevorsteht und wir oft ohne Strom sind, werden Generatoren dringend benötigt. Die Menschen brauchen alles, was ihnen hilft, diesen harten Winter zu überstehen und ihre Grundbedürfnisse zu decken.

Ein Herzensprojekt von Violina Petrychenko

Welches Projekt kann mit den Benefizkonzerten unterstützt werden?

Violina Petrychenko: Ein Herzensprojekt von mir ist die Unterstützung einer Musikschule für talentierte Kinder in Kharkiv. Die Lehrer und Kinder dort leisten Unglaubliches, trotz der ständigen Bedrohung durch Raketen und die fortlaufenden Zerstörungen. Die Instrumente und die Räume der Schule sind in einem erbärmlichen Zustand, und doch machen sie weiter. Sie entwickeln sich weiter und halten an ihren Träumen fest. Diese Schule verdient jede Unterstützung, die sie bekommen kann, um weiterhin ein Ort der Hoffnung und des Wachstums zu sein.

Die Macht der Musik in Kriegszeiten

Inwieweit können Sie dort musizieren?

Violina Petrychenko: Ich hatte das Privileg, eine große Tournee mit dem Orchester durch die großen Städte der Ukraine zu machen. Leider konnte ich nicht in Kharkiv oder Odessa spielen – die Angst vor der Gefahr dort ist einfach zu groß. Dennoch haben die Konzerte, die wir geben konnten, gezeigt, wie kraftvoll Musik in diesen Zeiten sein kann. Sie bringt nicht nur Trost, sondern auch Stärke und Hoffnung in die Herzen der Menschen.

Violina Petrychenko: Kunst und Musik in Kriegszeiten zu machen, ist von unschätzbarem Wert. Ich spiele vor allem ukrainische Musik, und das hat eine tiefgehende Bedeutung für die Menschen. Es ist eine Erinnerung an ihre Kultur, ihre Identität und ihre Hoffnung. Die Musik bietet einen Moment des Friedens, eine Atempause von den Schrecken des Krieges, und sie stärkt den Glauben daran, dass es eine bessere Zukunft geben wird. Sie ist ein Licht in der Dunkelheit, das ihnen zeigt, dass sie nicht alleine sind.

Die Solidarität der Menschen

Inwieweit hilft den Menschen in der Ukraine die Solidarität der Menschen zum Beispiel in Xanten?

Violina Petrychenko: Die Solidarität der Menschen, auch in kleinen Städten wie Xanten, ist von unschätzbarem Wert. Es zeigt den Menschen in der Ukraine, dass sie nicht alleine sind. Dass die Welt sie sieht, an sie denkt und sie unterstützt. Diese Solidarität gibt ihnen Kraft und Mut, weiterzumachen. Es ist ein starkes Zeichen dafür, dass die europäische Gemeinschaft zusammensteht und sich nicht von russischer Propaganda täuschen lässt. Es ist diese internationale Unterstützung, die den Menschen Hoffnung gibt und sie wissen lässt, dass ihr Kampf für Freiheit und Demokratie nicht vergebens ist.