Türken und Palästinenser agieren in Romeo und Julia in Düsseldorf
In einer unerwarteten Inszenierung des klassischen Shakespeare-Stücks Romeo und Julia sind in Düsseldorf türkische und palästinensische Schauspieler auf der Bühne zu sehen. Die kulturelle Begegnung zwischen den beiden Nationen wird in diesem Projekt auf eine neue Art und Weise erlebbar gemacht. Die Schauspieler aus der Türkei und Palästina haben sich für diese interkulturelle Produktion zusammengefunden, um die Geschichte der beiden Liebenden in einem neuen Licht zu präsentieren. Die Aufführung findet im Rahmen des Düsseldorfer Schauspielhauses statt und soll die Zusammenarbeit und Verständigung zwischen den Kulturen fördern.
Türken und Palästinenser agieren in Romeo und Julia in Düsseldorf
Eine moderne Aufführung mit vielfältigem Ensemble
Auf der Bühne des Kleinen Hauses stapeln sich die Requisiten für „Romeo und Julia“. Historische Kostüme, ein Pferd aus Pappmaché, ein Sarg. Was man halt so braucht, um das größte Liebesdrama der Theatergeschichte anschaulich in Szene zu setzen. Dazwischen ragt eine schlichte Brüstung aus Holz heraus. „Das ist Julias Balkon“, erläutert Regisseur Bassam Ghazi. „Er bleibt unten auf dem Boden stehen. Ich habe ihn auch bewusst verkleinert. Ansonsten aber ist unsere Szenerie reichhaltig und flexibel.“
Birgit Lengers und Bassam Ghazi leiten seit drei Jahren erfolgreich das Stadt:Kollektiv des Schauspielhauses. Nach gesellschaftspolitischen Themen wie Migration oder dem Brandanschlag in Solingen suchte man nun nach einem Klassiker. „Natürlich hatten wir nie die Absicht, die Shakespeare-Tragödie mit 15 Menschen aus der Stadt 1:1 umzusetzen“, sagt der Regisseur. „Unsere Version sollte mit den Perspektiven der Akteure belebt werden.“
Das Interesse war riesig, über 270 Anmeldungen galt es zu sichten. Bei dreitägigen Workshops formten Lengers und Ghazi das Ensemble für „Romeo und Julia“. Und wieder spürte der Regisseur, dem es immer auch um die Abbildung einer vielfältigen Gesellschaft geht, biografische Besonderheiten auf. „Wir haben persönliche Geschichten gesammelt, um sie miteinander zu teilen. Dadurch entstand eine große Menge an Material, mal schmerzlich, mal ermutigend.“
Ein neues Projekt mit vielfältigem Ensemble
Etwas Neues auszuprobieren, „etwas, das man von mir in Düsseldorf nicht erwartet“, – darauf hatte er Lust. Die Arbeit an „Romeo und Julia“ sei ein Geschenk gewesen. Auch beim Ensemble war die Spielfreude groß. „Es gibt viele Bezugspunkte zu diesem leicht zugänglichen Klassiker, mit Liebe verbindet jeder etwas“, sagt der Regisseur.
Parallelen zwischen den verfeindeten Familien Capulet und Montague und unserer Zeit
Bassam Ghazi verweist auf die Parallelen zwischen den verfeindeten Familien Capulet und Montague und unserer Zeit: „Wir sehen die Spaltung der Gesellschaft, erleben Kriege in der Welt und müssen uns fragen, wann es denn wieder einmal Frieden geben wird.“ Birgit Lengers erwähnt die Wichtigkeit der toten Kinder, die in der Inszenierung vorkommen: „Ist eine Versöhnung über den Gräbern überhaupt möglich?“
Im Ensemble sind jüdische und palästinensische Mitwirkende vertreten. Eine Spielerin kennt jemanden, der beim Massaker der Hamas erschossen wurde und wird davon erzählen. Man habe, betont Lengers, kein politisches Diskursstück angestrebt, wohl aber sollten durch eigene Erfahrung beglaubigte Geschichten einfließen.
Der Regisseur verstehe es, einen geschützten Raum zu schaffen, in dem sich jeder aufgehoben fühle. „Bei den Proben wurde viel und emotional diskutiert“, bestätigt Bassam Ghazi. „Wir haben einen guten und achtsamen Umgang miteinander gefunden. Der Schmerz ist da, aber auch der Respekt untereinander. Ich war mir nicht sicher, ob das gelingen würde, kann jetzt aber sagen – ja, die Annäherung ist gelungen.“
Die Premiere und weitere Termine
Die Premiere ist am 13. September um 20 Uhr im Kleinen Haus. Folgetermine: 15./21.9., 2./12.10., www.dhaus.de. Die Vorstellungen sind fast ausverkauft. „Es empfiehlt sich, ein bisschen früher ins Theater zu kommen“, regt Bassam Ghazi an. „Das Ensemble beginnt schon auf dem Vorplatz und im Foyer mit Miniaturen und kleinen Szenerien.“
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