- Rettungsdienst in Neuss erreicht seine Grenzen
- Rettungsdienst in Neuss erreicht seine Grenzen
- Chronische Überlastung gefährdet Qualität
- Notfallversorgung in Neuss: Wachsender Anstieg von Anrufen und Belastung der Mitarbeiter
- Rettungsdienst in Neuss: System auf Kipppunkt
- Die Last der Bagatellfälle
- Die Folgen der Überlastung
Rettungsdienst in Neuss erreicht seine Grenzen
In der Stadt Neuss hat sich die Lage des Rettungsdienstes in den letzten Wochen dramatisch zugespitzt. Die Zahl der Notfälle ist rapide angestiegen, während die Kapazitäten der Rettungswagen und des Personals gleichzeitig sinken. Als Folge davon müssen die Rettungskräfte immer öfter Prioritäten setzen, um die dringendsten Fälle zuerst zu versorgen. Die Situation hat sich derart zugespitzt, dass die Stadtverwaltung und die Verantwortlichen des Rettungsdienstes nun über Notstandsmaßnahmen nachdenken müssen, um die Bevölkerung von Neuss weiterhin angemessen zu versorgen.
Rettungsdienst in Neuss erreicht seine Grenzen
Das System der Notfallversorgung bewegt sich durch chronische Überlastung auf einen Kipppunkt zu. So beginnt ein Positionspapier der Johanniter in NRW zum Rettungsdienst. Dort wächst die Sorge, dass die Qualität in diesem sensiblen Bereich abnehmen könne.
Chronische Überlastung gefährdet Qualität
Die Einsatzzahlen steigen, die Belastung der Mitarbeiter wächst, der Fachkräftemangel macht Stellenbesetzungen schwierig. Trifft die Beschreibung für NRW auch vor Ort zu? Die Zahl der Anrufe hat auch im Rhein-Kreis Neuss in den vergangenen Jahren jährlich um 10 bis 15 Prozent zugenommen, so ein Sprecher des Kreises.
Notfallversorgung in Neuss: Wachsender Anstieg von Anrufen und Belastung der Mitarbeiter
Die Zahl der über die Notrufnummer 112 eingegangenen Anrufe hat sich in den vergangenen fünf Jahren wie folgt entwickelt:
2023: 116 352
2022: 107 345
2021: 96 611
2020: 95 141
2019: 88 690
Rettungsdienst in Neuss: System auf Kipppunkt
Die Disposition der Kreisleitstelle umfasst 6 Kräfte im Führungs- und Lagedienst und zusätzlich über 31 Stellen in der Disposition. Hierin enthalten sind 6 Stellen, die im Frühjahr zur Verstärkung der Disposition aufgestockt wurden.
Das Personal für diese Stellen ist gefunden und wird in den nächsten Monaten das Team der Leitstelle verstärken. Pro Schicht sind 7 Kräfte (davon 1 Kraft Führungs- und Lagedienst) geplant.
Die Last der Bagatellfälle
Auch in der Neusser Leitstelle bereiten Anrufe, bei denen Anrufer einen Bedarf nach medizinischer Hilfeleistung äußern, zunehmend Probleme. „Der Disponent muss dann in jedem Einzelfall abwägen, ob das Entsenden eines Rettungsmittels erforderlich ist oder nicht. In Fällen, in denen nicht unmittelbar klar ist, dass ein Notfall vorliegt, ergeben sich hieraus oft längere Diskussionen.
Viele solcher Anrufer wissen jedoch inzwischen, dass sie bestimmte Stichworte sagen müssen, die dem Disponenten keine Handlungsoptionen mehr lassen. Wird zum Beispiel während eines Notrufes durch den Anrufer geäußert, dass er Atemnot habe, muss ein Rettungsmittel entsandt werden. In Zweifelsfällen wird aus Vorsichtsgründen immer ein Rettungsmittel entsandt“, so die Stellungnahme aus dem Kreishaus.
Die Folgen der Überlastung
Die Erfahrung in der Kreisleitstelle habe gezeigt, dass in den letzten Jahren die Zahl von Anrufen angestiegen ist, bei denen nach Erkenntnissen des Rettungsdienstes Menschen versuchen, durch die Inanspruchnahme des Rettungsdienstes in der Notaufnahme des Krankenhauses schneller behandelt zu werden. Dieses Verhalten belaste das System des Rettungsdienstes und gefährde Menschen, die wirklich einen medizinischen Notfall oder einen Unfall haben.
„Eine weitere Steigerung der Einsätze hätte kaum spürbare Auswirkungen, da die Einsatzkräfte bereits vollständig ausgelastet sind“, berichtet Heiko Kraus, Wachleiter der Lehrrettungswache in Neuss.
Problematisch bleibe allerdings der Anstieg unnötiger und nicht-indizierter Einsätze. Diese Entwicklung, die bereits vor der Corona-Pandemie begann und sich während der Pandemie weiter verstärkte, zeigt sich auch im Neusser Einsatzbereich. „Solche Einsätze binden wertvolle Ressourcen und beeinträchtigen die Effizienz des Rettungsdienstes“, so Kraus.
Auch Saskia Matheisen vom DRK-Kreisverband findet diese Praxis frustrierend: „Wir sind doch kein Taxiunternehmen.“
Alarmierungen erfolgten, so berichten es alle Befragten, immer häufiger aufgrund von leichten Erkrankungen, für die andere Notfalldienste besser geeignet sind. Doch die kassenärztliche Notfall-Telefonnummer 116117 für schnelle ambulante ärztliche Hilfe ist viel zu wenig bekannt.
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach will die Notaufnahmen der Krankenhäuser entlasten. Angedacht ist eine Vernetzung oder eine Zusammenlegung beider Notrufnummern. Eine Einigung ist noch nicht in Sicht.
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