Die Spannung im Nahen Osten nimmt zu, seitdem es im Gazastreifen zu einer Krise gekommen ist. Die israelischen Geiseln, die von palästinensischen Militanten entführt wurden, sind nach wie vor in Gefangenschaft. Die Frage nach ihrem Schicksal beschäftigt die Menschen in Israel und der ganzen Welt. Was wissen wir bisher über die Umstände ihrer Entführung und die Bemühungen, sie wieder frei zu bekommen? In diesem Artikel werden wir die aktuellen Erkenntnisse zusammenfassen und einen Blick auf die Hintergründe der Krise werfen.
Gaza-Krieg: Wer sind die noch lebenden israelischen Geiseln?
Vor einem Jahr verübte die radikalislamische Palästinenserorganisation Hamas einen beispiellosen Angriff auf Israel, bei dem mehr als 1200 Menschen getötet und 251 Geiseln genommen wurden. Weniger als die Hälfte der Geiseln kam später im Austausch mit palästinensischen Häftlingen frei, nur wenige der Entführten konnten die israelische Armee lebend befreien.
Von den 251 am 7. Oktober 2023 in den Gazastreifen verschleppten Geiseln wurden 117 freigelassen, zumeist Kinder und Frauen sowie ausländische Gastarbeiter. Die meisten Freilassungen erfolgten während einer einwöchigen Waffenruhe Ende November. Auch 14 Menschen, die auch die deutsche Staatsbürgerschaft haben, kamen damals frei. Im Gegenzug ließ Israel 240 palästinensische Häftlinge frei.
Die noch lebenden Geiseln
Fast ein Jahr nach dem Angriff gehen die israelischen Behörden davon aus, dass es im Gazastreifen noch 64 lebende Geiseln gibt: 52 Männer, zehn Frauen, darunter fünf Soldatinnen, sowie zwei Kinder. Unter den Geiseln befinden sich 57 Israelis, darunter mindestens 20 mit einer weiteren Staatsbürgerschaft. Bei den übrigen handelt es sich um sechs Thailänder und einen Nepalesen.
Die jüngste Geisel in der Gewalt der Hamas ist das Baby Kfir Bibas: Der Junge war erst achteinhalb Monate alt, als er zusammen mit seinem damals vierjährigen Bruder Ariel aus dem Kibbuz Nir Oz entführt wurde. Auch Ariel ist bis heute nicht aus dem Gazastreifen zurückgekehrt. Nach Angaben der Hamas sind die beiden Kinder und ihre Mutter tot, Israel hat dies jedoch nicht bestätigt.
Kein Lebenszeichen
Seit dem Ende der einzigen bislang verhandelten Waffenruhe am 1. Dezember kamen nur noch sieben Geiseln frei, alle im Zuge von israelischen Militäreinsätzen. Zuletzt wurde am 27. August der 52 Jahre alte israelische Beduine Kaid Farhan Alkadi befreit. Von den 64 verbliebenen Geiseln gibt es kein Lebenszeichen, ihre Angehörigen leben in völliger Ungewissheit.
Der bewaffnete Arm der Hamas erklärte am 12. August, seine Kämpfer hätten eine Geisel erschossen und zwei weitere verletzt. Noch zu weiteren Gelegenheiten verkündete die Hamas den Tod einzelner Geiseln, von offizieller israelischer Seite gab es aber keine Bestätigung, so dass die Angehörigen weiter bangen.
Die toten Geiseln
Die Kämpfer der Hamas und weiterer mit ihr verbündeter militanter Palästinensergruppen verschleppten am 7. Oktober mehrere getötete Israelis in den Gazastreifen, darunter die Leichen von zehn israelischen Soldaten. Mindestens 28 Geiseln wurden seit dem Beginn des Gaza-Kriegs in dem Palästinensergebiet getötet.
Drei Geiseln - der 28-jährige Yotam Haim sowie die etwas jüngeren Geiseln Samer al-Talalka und Alon Schamris - wurden am 15. Dezember irrtümlich von der israelischen Armee getötet. Nach Angaben der israelischen Armee richtete die Hamas im August sechs Geiseln hin: die jungen Männer Hersh Goldberg-Polin, Alexander Lobanov, Almog Sarusi und Ori Danino sowie die beiden Frauen Carmel Gat und Eden Yeruschalmi.
Carmel Gat war die Schwägerin der im November aus der Hamas-Geiselhaft freigekommenen Deutsch-Israelin Yarden Roman-Gat. Sie war aus ihrem Elternhaus im Kibbuz Beeri entführt worden. Die anderen fünf Geiseln waren bei dem Hamas-Großangriff am 7. Oktober auf das Nova-Musikfestival im Süden Israels verschleppt worden. Die israelische Armee fand ihre Leichen in einem Tunnel in Rafah im Süden des Gazastreifens.
Die verschleppten Zivilisten
Die meisten Zivilisten wurden am 7. Oktober im Kibbuz Nir Oz als Geiseln verschleppt sowie auf dem von mehr als 3000 jungen Menschen besuchten Nova-Musikfestival nahe des Kibbuz Reim. Von den mindestens 76 Geiseln, die aus Nir Oz verschleppt wurden, kamen 40 frei. Weitere 20 sind noch im Gazastreifen, die israelischen Behörden gehen davon aus, dass sie am Leben sind. Die übrigen 16 sind tot.
Von den 43 Geiseln vom Nova-Musikfestival wurden nur neun freigelassen, von den 34 weiter im Gazastreifen festgehaltenen Festival-Teilnehmern sollen 17 bereits tot sein.
Ganze Familien wurden am 7. Oktober in den Gazastreifen verschleppt. In manchen Fällen wurden die Kinder im November freigelassen, während ihre Väter weiter in der Gewalt der Hamas blieben.
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