Max Alsmann spricht über die Verwendung des 'Du'
In einer aktuellen Pressekonferenz hat der renommierte Linguist Max Alsmann seine Meinung zur Verwendung des Pronomens Du geäußert. Im Fokus standen die Veränderungen in der Kommunikation, die sich in den letzten Jahren durch die Digitalisierung und die vermehrte Nutzung von sozialen Medien ergeben haben. Alsmann bemerkte, dass die formlose Anrede mit Du in vielen Fällen zur Verwässerung der sozialen Distanz beiträgt und die grenzenlose Nähe zwischen Menschen fördert. Seine Aussagen haben zu einer breiten Diskussion in der Öffentlichkeit geführt.
Das DuZeitalter an der Uni: Eine Perspektive von Max Alsmann
Niemand kann es leugnen, die Gesellschaft verändert sich fortwährend. Mode, Essgewohnheiten, Sprache, Erwartungshaltungen im alltäglichen Miteinander – und eben auch der Umgang mit der Anrede wandeln sich permanent. Das ‚Sie‘ zugunsten des ‚Du‘ tritt immer weiter in den Hintergrund.
Oft wird man ganz selbstverständlich geduzt, und in vielen jungen Unternehmen und Teams lässt sich der Chef nicht mehr siezen. Mehr und mehr Menschen um mich herum empfinden das ‚Sie‘ mittlerweile sogar als hüftsteif und unangenehm. An der Universität und im Umgang mit Studierenden gestaltet sich das Problem der Anrede mittlerweile überaus vielfältig und unterschiedlich.
Die Facetten der Anrede an der Uni
Im Bereich der Geisteswissenschaften habe ich folgenden Eindruck gewonnen: Obwohl die überwiegende Mehrheit der Dozierenden ihre Studierenden siezt, wird auf den Fluren und in den Büros doch zunehmend über die ideale Anrede diskutiert. Ich persönlich bin nach wie vor ein Verfechter des klassischen Siezens im Seminar, da es mir wichtig erscheint, das Verhältnis zwischen meinen Studierenden und mir auch sprachlich zu reflektieren.
Das Siezen signalisiert Augenhöhe: Wir sind ja alle erwachsen. Und genau das unterscheidet die Universität von der Schule, in der normalerweise die Schüler geduzt, die Lehrer aber gesiezt werden. Andererseits zeigt es aber auch professionelle Distanz: Wir stehen nach wie vor in einem asymmetrischen Verhältnis zueinander, und meine Aufgabe ist es, den Studierenden zum einen etwas zu vermitteln, zum anderen aber auch Leistungen abzuverlangen und diese zu bewerten.
So gut wir uns auch verstehen (und das tun wir!) – durch das „Sie“ bleiben diese Aspekte stets präsent. Selbstverständlich ist dies nur eine mögliche Perspektive, die wiederum zu Problemen führen kann, denn das Thema zeigt sich heute komplexer als noch vor einigen Jahren: Siezen ist binär und impliziert normalerweise die Anrede entweder mit „Frau“ oder mit „Herr“, eine zufriedenstellende nicht-binäre Alternative existiert nicht.
Flexibilität und Ausnahmen
Da aber jede und jeder denselben respektvollen Umgang und eine angemessene Anrede verdient, muss man flexibel bleiben und zu Ausnahmen bereit sein. Das sogenannte Hamburger Sie etwa (Vorname und „Sie“) erscheint sinnvoll, wenn die binäre Anredeform vermieden werden muss. Oder man verzichtet auf Herr und Frau und nennt stets den Vor- und Nachnamen – eine Herausforderung zumindest für mein eher bescheidenes Namensgedächtnis.
Man sieht: An der Uni ist es nie einfach – und genau das ist auch das Reizvolle an ihr!
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