Köln auf Tiktok: Wie ein Antiquar im Alter von über 80 Jahre zum Internetstar wurde

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Köln auf Tiktok: Wie ein Antiquar im Alter von über 80 Jahre zum Internetstar wurde

In einer Zeit, in der soziale Medien von jungen Menschen dominiert werden, ist es selten, dass ein Senior zum Internetstar aufsteigt. Doch Herr Günter, ein 83-jähriger Antiquar aus Köln, hat genau das geschafft. Mit seinem TikTok-Account hat er binnen kürzester Zeit Millionen von Followern gewonnen und ist zu einem Viral-Sensation geworden. Seine Videos, in denen er Antiquitäten präsentiert und über sein Leben erzählt, haben die Herzen der Menschen erobert. Wir wollten wissen, wie es ihm gelungen ist, im Alter von über 80 Jahren noch so viel Aufmerksamkeit zu erregen und wie er mit seinem neuen Status als Internetstar umgeht.

Der 83-jährige Antiquar: Von Büchern und Berühmtheit

Man scheut sich, den Begriff Influencer zu benutzen, wenn man vor Klaus Willbrand steht. Zum einen passt das Klischee so gar nicht. Klaus Willbrand hat weder superangesagte Klamotten an, noch fürchtet man, gleich von seinen Beauty-Routinen zu erfahren. Der 83-Jährige trägt langes, schlohweißes Haar und ein mittelbraunes Jackett mit großen Taschen. Zudem ist sein Thema ziemlich analog: alte Bücher.

Ein ungewöhnlicher Weg zum Social-Media-Star

Klaus Willbrand hat sein ganzes Leben der Literatur gewidmet. Seit mehr als 20 Jahren betreibt er sein Antiquariat in einer Nebenstraße von Köln. Ein Geschäft, das so vollgepfropft ist, dass der süßlich-erdige Geruch alter Bücher, den man aus Großvaters Arbeitszimmer kennt, unter der Ladentür bis auf die Straße kriecht. Eine Institution.

Köln auf Tiktok: Wie ein Antiquar im Alter von über 80 Jahren zum Internetstar wurde

Köln auf Tiktok: Wie ein Antiquar im Alter von über 80 Jahren zum Internetstar wurde

Vor der Tür erzählt eine Frau allerdings, dass sie in den vergangenen Jahren immer wieder vorsichtig in das Geschäft gelugt habe. Nicht unbedingt immer, um etwas zu kaufen, so muss man sie verstehen. Sondern um zu schauen, ob Klaus Willbrand noch da ist. Kein irriger Gedanke. Anfang 2024 war er kurz davor, aufzuhören. Ein Antiquariat ist per se kein Geschäftsmodell, mit dem man schnell reich wird. Und zu diesem Zeitpunkt kam nahezu niemand mehr, wie Klaus Willbrand sagt. Bis – ja, bis er ein erstes Video für das Internet aufnahm. Es war an Karfreitag. Es folgte eine Art Auferstehung.

Wie ein Literaturpapst

Seitdem hat sich der Mann, den man sich auch gut in einer Harry-Potter-Verfilmung vorstellen könnte, auf Tiktok und Instagram zu einer Art Literaturpapst entwickelt. In seinen Videos sortiert er wie so viele Influencer die Welt in Listen ein. Ein Klassiker: Welche drei Werke sollte man gelesen haben. Willbrands Antwort: Auf der Suche nach der verlorenen Zeit von Proust, Ulysses von Joyce und Der Prozess von Kafka.

Ein riesiger literarischer Schatz

Willbrand schätzt, dass er in seinem Leben ungefähr 6.000 Bücher gelesen hat. Um in einem Werk alles zu durchdringen, schmökert er nicht auf einem Sofa, sondern setzt sich an seinen Schreibtisch, oft mitten in der Nacht. Seit Jahrzehnten gehe er nicht vor drei Uhr ins Bett, sagt Willbrand. Ablenkung ist unerwünscht. Eine Frage der Disziplin, nennt er das. Man kann sagen: In seinem Kopf hat sich ein riesiger literarischer Schatz angehäuft.

Bücher und Berufung: Der ungewöhnliche Weg zum Social-Media-Star

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Die beiden lernten sich vor einigen Jahren auf einem Antikmarkt kennen. Sie kaufte damals Bücher bei ihm. Man kam ins Gespräch. Der Laden lief nicht mehr Es war immer sehr lehrreich, sich mit Herrn Willbrand zu unterhalten. Ich dachte: Dieses Wissen muss man irgendwo festhalten, sagt Daria Razumovych, die Frau, die Klaus Willbrand zum Social Media-Star gemacht hat.

Ein Influencer wie kein anderer

Paradoxerweise scheint den Internet-Leuten besonders zu gefallen, dass der Antiquar eine Figur aus analogen Zeiten ist. Fokussiert statt abgelenkt. Nicht laut, aber kenntnisreich. Und - auch das in heutigen Zeiten ja durchaus ungewöhnlich - nicht zimperlich in seinen Urteilen. Wer bei Willbrand Meinung bestellt, bekommt sie auch. Etwa bei der Frage, welcher Schriftsteller am meisten überschätzt wird (Da muss ich ganz klar sagen: Hermann Hesse).

Andreas Möller

Ich bin Andreas, ein Redakteur der Website Uslar Hier, eine nationale Zeitung für das Zeitgeschehen. Als Redakteur auf dieser Plattform verfasse ich Artikel mit strenger Objektivität, um unseren Lesern stets die neuesten Nachrichten zu liefern. Meine Leidenschaft für Journalismus und mein Engagement für die Wahrheit spiegeln sich in meinen Beiträgen wider, während ich kontinuierlich daran arbeite, unsere Leserschaft mit relevanten und informativen Inhalten zu versorgen.

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