Interview mit Dirigent Adam Fischer vor seinem 70. Geburtstag
Zur Feier seines 70. Geburtstags haben wir das Vergnügen, ein exklusives Interview mit dem renommierten Dirigenten Adam Fischer geführt zu haben. Der ungarische Maestro ist einer der bedeutendsten Vertreter seiner Zunft und hat sich als einer der führenden Operndirigenten seiner Generation etabliert. In unserem Gespräch blickt er auf seine langjährige Karriere zurück, erzählt von seinen größten Erfolgen und Herausforderungen und gibt einen Blick in seine Zukunftsvorstellungen. Wir sprechen mit ihm über seine Leidenschaft für die Oper, seine Zusammenarbeit mit bedeutenden Sängern und Orchestern und seine Ansichten über die Musikwelt von heute.
Ádám Fischer feiert 75. Geburtstag mit Gala in der Tonhalle
Zum 75. Geburtstag von Ádám Fischer, dem Principal Conductor der Düsseldorfer Symphoniker und international gefeierten Pultstar, steigt in der Tonhalle eine Gala. Zum ersten Mal dirigiert der Ungar in der Tonhalle Orchesterwerke von Richard Strauss: die Tondichtung „Don Juan“ und die Suite zum „Rosenkavalier“.
Kurioses Spiel der Zahlen: Vor 75 Jahren, ein Tag vor Ádám Fischers Geburt, starb Richard Strauss. Wir sprachen mit ihm über seine Erfahrungen, seine Liebe zur Musik und seine Gedanken zu den Kompositionen.
Ein Leben für die Musik
Sie haben schon vieles in Ihrem Leben dirigiert. Was hat besonders nachhaltige Eindrücke bei Ihnen hinterlassen?
Fischer: Eines der ganz großen Erlebnisse war, als ich im Alter von 20 Jahren in London Beethovens 9. Symphonie gehört habe, und Otto Klemperer hat dirigiert. Das war ein Konzert, das mir bis heute, noch mehr als 50 Jahre später, in Erinnerung geblieben ist.
Über die Liebe zur Musik
Schlägt Ihr Herz heute noch für jene Kompositionen am höchsten, die Ihnen bereits in Ihren frühen Jahren viel bedeutet haben?
Fischer: Ja und nein. Es gibt Kompositionen, die mich heute genauso bereichern wie damals. Das wäre zum Beispiel die „Matthäus-Passion“ von Bach oder auch ganz generell eigentlich alles von Haydn.
Die Gegenwart
Haben Sie auch Komponisten erst später lieben gelernt?
Fischer: Definitiv Bartók, das hat länger gedauert. Das mag damit zu tun haben, dass man am Anfang meiner Karriere immer wollte, dass ich Bartók dirigiere, weil ich aus Ungarn komme. Bartók habe ich erst später für mich entdeckt.
Der Reifestil
Gibt es beim Dirigieren einen Reifestil?
Fischer: Im Laufe des Lebens entwickelt man unterschiedliche Überzeugungen. Mit 40 Jahren hatte ich andere Überzeugungen als mit 60. Man spricht doch heute von „Lebensabschnittsgefährten“. Meiner Meinung nach gibt es auch „Lebensabschnittswahrheiten“ und „Lebensabschnittsüberzeugungen“. Und diese beeinflussen natürlich die Art und Weise, wie man dirigiert.
Die Zusammenarbeit mit den Düsseldorfer Symphonikern
Sie haben so manche Saison mit den Düsseldorfer Symphonikern gestaltet und dabei einen Mahler-Zyklus gerundet. Wie verliefen dabei aus Ihrer Empfindung die wechselseitigen Inspirationen?
Fischer: Jede Musikerin und jeder Musiker hat eine eigene Persönlichkeit. Das gilt für jedes einzelne Mitglied der Düsseldorfer Symphoniker. Ich habe versucht, diese Persönlichkeiten in unsere Mahler-Interpretation einzubauen. Ich benutze ihre Besonderheiten, die mich berühren, etwa wenn jemand so schön lyrisch spielt.
Richard Strauss
Den lebenden Richard Strauss haben Sie vor 75 Jahren sozusagen um 14 Stunden verpasst, Strauss starb am Vortag Ihrer Geburt. Wie ist Ihr Verhältnis zu Leben und Werk dieses Zauberkünstlers der Illustrationsmusik?
Fischer: Ich gebe ehrlich zu, dass für mich bei Strauss die berufliche Herausforderung eine große Rolle spielt. Strauss‘ Musik zu interpretieren, ist eine sehr interessante Aufgabe. Das hat aber nicht nur damit zu tun, ob man die Musik selbst liebt. Das ist wie bei einem Anwalt, der einen Fall interessant findet, weil er ihn gut verteidigen kann.
Das Konzertprogramm
Verraten Sie uns noch ein bisschen zum Konzertprogramm Ihrer Geburtstagsgala am 12. September in der Tonhalle. Da gibt es Richard Strauss‘ Tondichtung „Don Juan“ zu hören, und Sie vermählen den „Rosenkavalier“ von Strauss mit Beethovens „Leonore“ – eine Liebes-Heirat?
Fischer: Das sind alles Werke aus meiner Jugend. Ich habe diese drei Stücke ausgewählt, weil sie mich ganz am Anfang meiner Dirigentenkarriere geprägt haben. Die 3. „Leonoren“-Ouvertüre hat mir sehr viel Glück gebracht. 1978 habe ich sie bei meinem Debüt an der Bayerischen Staatsoper dirigiert.
Das Konzert
Das Konzert findet am Donnerstag, 12. September, um 20 Uhr in der Tonhalle statt. Die Düsseldorfer Symphoniker spielen unter der Leitung von Ádám Fischer Beethovens 3. Leonoren-Ouvertüre sowie „Don Juan“ und „Rosenkavalier“-Suite von Richard Strauss.
Karten sind erhältlich unter www.tonhalle.de.
Und als besonderes Schmankerl kocht Ádám Fischer für alle Konzertbesucher mit Unterstützung des Catering-Teams eine ungarische Gulaschsuppe nach altem Familienrezept. In der Rotunde wird die Kelle zur Gratis-Speisung geschwungen.
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