In Italien gibt es erneut Noten für Fehlverhalten. Schüler können zum Sitzenbleiben verurteilt werden

Index

In Italien gibt es erneut Noten für Fehlverhalten. Schüler können zum Sitzenbleiben verurteilt werden

Italien erlebt derzeit einen Rückfall in die Vergangenheit, als die Regierung beschlossen hat, Noten für Fehlverhalten wieder einzuführen. Ab diesem Schuljahr können Schüler, die sich nicht an die Schulregeln halten, zum Sitzenbleiben verurteilt werden. Dies soll dazu beitragen, die Disziplin in den Klassenzimmern zu verbessern und die Leistungen der Schüler zu erhöhen. Die Entscheidung hat jedoch auch Kritik hervorgerufen, da viele Experten befürchten, dass dies zu einer Zunahme von Stress und Angst bei den Schülern führen könnte.

Italien: Benimmnoten für Fehlverhalten - Schüler können zum Sitzenbleiben verurteilt werden

Italien: Benimmnoten für Fehlverhalten - Schüler können zum Sitzenbleiben verurteilt werden

Die rechte Regierung in Italien versucht, auf allen möglichen Feldern Härte zu demonstrieren. Nun auch wirkmächtig in der Bildung. Teil eines Reformpakets ist die Wiedereinführung von Benimmnoten an den Schulen, wie der WDR berichtet.

Das allein wäre noch nicht bemerkenswert. Eine Verhaltensnote etwa auf dem Abschlusszeugnis kann künftigen Arbeitgebern Hinweise geben, was für ein Kandidat zu erwarten ist. NRW hat sich 2010 gegen solche Kopfnoten entschieden, aber man kann zu dem Schluss kommen, dass diese Transparenz besser ist.

In Italien scheint es indes um etwas Anderes zu gehen. Denn das Verhalten der Schüler soll auf einer Skala von Null bis Zehn bewertet werden. Wer ab der Mittelstufe eine 5 oder schlechtere Note bekommt, bleibt sitzen – und zwar egal, welche sonstigen Leistungen die Schülerin oder der Schüler erbringt.

Es geht also nicht nur um ein bisschen mehr Disziplin an den Schulen, sondern um Disziplinierung der Schüler. Die Lehrkräfte bekommen ein drastisches Mittel an die Hand, um gegen Fehlverhalten vorzugehen. Das klingt wie ein kurzer Ausweg aus der Disziplin-Misere an vielen Schulen.

Doch Benimmnoten sind weit mehr als andere Bewertungen Ermessenssache. Natürlich gibt es klare Übertritte, wenn Schüler etwa schwänzen, Dinge in der Schule zerstören, andere drangsalieren. Aber dagegen gibt es ohnehin disziplinierende Mittel für jeden Einzelfall.

Aufgerüstete Benimmnoten nach italienischem Modell mit den weitreichenden Folgen dienen aber vor allem als Drohung und Strafe. Lehrkräfte können nicht nur drastisches Störverhalten sanktionieren, sondern jedes Verhalten, das ihnen nicht passt.

Da gibt es einen großen Graubereich, der sich kaum objektivieren lässt. Und es geht nicht nur um das Unterbinden groben Fehlverhaltens. Wer für bestimmte Studiengänge einen guten Durchschnitt braucht, muss auch beste Benimmnoten erreichen.

Wer bekommt diese plötzlich so wertvollen Zusatzpunkte – die braven, die angepasstesten, die konformen Schüler? Die Streber und „Lieblinge“ der Lehrkräfte? Gerade kluge Köpfe fallen oft nicht durch Wohlverhalten auf.

Sie sollten am Ende der Schullaufbahn aber in die anspruchsvollsten Studiengänge wechseln, sonst verschenkt eine Gesellschaft Talent.

Auch die Frage nach den Ursachen von Störverhalten muss nicht mehr gestellt werden, wenn Lehrer einfach niederstrafen, was aus der Norm fällt. Manchmal steckt dahinter wirklich Disziplinlosigkeit, schlechte Kinderschule, destruktive Angewohnheiten, die Konsequenzen haben müssen.

Sonst werden junge Leute sie nicht ablegen. Aber Stören kann auch ein Reflex auf schlechten Unterricht sein, Ausdruck von Über- oder Unterforderung, von Problemen in der Familie.

Wenn Pädagogen anstrengenden Schülern mit Sitzbleiben drohen oder sie sogar tatsächlich an die nächste Klasse herunterreichen, müssen sie sich über die Ursachen von auffälligem Verhalten keine Gedanken mehr machen.

Dann wird wegdiszipliniert wie früher. Es ist also eine Sache, Lehrkräften wieder mehr Autorität zu verschaffen. Das ist durchaus bedenkenswert, auch in Deutschland.

Denn am Ende leiden alle unter renitenten Schülerinnen und Schülern, die sich nichts sagen lassen und ihre Unerzogenheiten voll ausleben.

Oft haben sie dann noch Eltern, die glauben, sie täten ihren Kindern einen Gefallen, wenn sie sich notfalls mit Rechtsbeistand gegen Konsequenzen der Schule zur Wehr setzen.

Mancher Lehrer erspart sich dann den Ärger, lässt laufen, spricht keinen Verweis aus, gibt keine schlechtere Note.

Und die ganze Klasse hat das Nachsehen, wenn es im Unterricht laut ist oder unsoziale Mitschüler andere drangsalieren.

Doch dagegen muss es Mittel geben, wie beaufsichtigte Klassenräume für Störenfriede, in die Lehrkräfte zur Not verweisen können. Strafen also, die Lehrer stärken, die Betroffene doof finden, die aber Gespräche hervorrufen und den Schüler zwingen, sein Verhalten zu reflektieren und sich zu erklären.

Doch Autorität ausgerechnet mit einem überkommenen Mittel wie Betragensnoten herzustellen und derart weitreichende Folgen daran zu knüpfen, heißt, eine Instanz mit einem Machtinstrument auszustatten, das zumindest anfällig ist für Willkür.

Klingt also nach mehr Ordnung, Ruhe und Disziplin an der Schule. Dürfte aber für mehr Ungerechtigkeit, stumpfe Straflogik und ein schlechteres Verhältnis zwischen Lehrkräften und Schülerschaft sorgen.

Ein Frontstellung zwischen den Beteiligten des sozialen Kosmos Schule ist am Ende aber schlecht für alle.

Udo Schmid

Ich bin Udo, Experte von der Webseite Uslar Hier, einer nationalen Zeitung für das Zeitgeschehen. Mit strenger Objektivität präsentiere ich die neuesten Nachrichten, um Leserinnen und Leser stets informiert zu halten. Meine Berichte sind gründlich recherchiert und bieten einen umfassenden Überblick über aktuelle Ereignisse in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Vertrauen Sie auf meine Expertise, um stets auf dem Laufenden zu bleiben.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Go up