- Die jüdische Gemeinde in Mönchengladbach äußert Besorgnis
- Jüdische Gemeinde in Mönchengladbach: Angst vor Antisemitismus und Krieg im Nahen Osten
- Krieg im Nahen Osten: Jüdische Gemeinde in Mönchengladbach spürt den Auswirkungen
- Wachsender Antisemitismus
- Antisemitismus in Mönchengladbach: Jüdische Gemeinde fordert mehr Unterstützung und Zusammenhalt
Die jüdische Gemeinde in Mönchengladbach äußert Besorgnis
In der Stadt Mönchengladbach kommen Ängste und Sorgen innerhalb der jüdischen Bevölkerung zum Vorschein. Anlässlich des Jahrestages des Gaza-Konflikts spricht die jüdische Gemeinde über ihre Angst vor Antisemitismus. Die wachsende Zahl antisemitischer Vorfälle in Deutschland hat zu einer erhöhten Unsicherheit innerhalb der jüdischen Bevölkerung geführt. In diesem Kontext äußert die jüdische Gemeinde in Mönchengladbach ihre Bedenken über die zunehmende Feindlichkeit gegenüber Juden in Deutschland.
Jüdische Gemeinde in Mönchengladbach: Angst vor Antisemitismus und Krieg im Nahen Osten
Die Nacht war kurz für Leah Floh, wie so oft in den vergangenen Monaten. Noch um 4 Uhr hat die Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Mönchengladbach/Viersen neuste Meldungen zur Lage in Israel gelesen. Der Iran hat am Dienstagabend, 1. Oktober, Hunderte Raketen auf das Land abgefeuert, die Situation im Nahen Osten spitzt sich weiter zu.
„Wir sitzen hier in Mönchengladbach, aber mit den Gedanken sind wir immer bei unseren Familien und Freunden“, sagt Floh und reibt sich müde die Augen. An ihren Fingern verdecken Pflaster äußere Zeichen ihrer inneren Anspannung.
Krieg im Nahen Osten: Jüdische Gemeinde in Mönchengladbach spürt den Auswirkungen
In den kommenden Tagen feiert die Gemeinde das jüdische Neujahrsfest Rosh ha-Schana. Eine Zeit voller Gebete und gemeinsamer Stunden, in denen auf das vergangene Jahr und in die Zukunft geschaut wird. Der Blick zurück ist für Floh und die anderen Gemeindemitglieder von Sorgen und Schmerz, aber auch Tatendrang und Hoffnung geprägt.
Am 7. Oktober 2023 griff die radikalislamische Terrororganisation Hamas Israel an, ermordete mehr als 1000 Menschen und nahm Hunderte Geiseln. Seitdem herrscht Krieg. In Israel, im Gazastreifen, im Libanon und wohl bald auch im Iran. Jeden Tag regnen Raketen und Bomben herab, zahlreiche Zivilisten fielen bereits den Kämpfen zum Opfer oder wurden zu Flüchtlingen.
Wachsender Antisemitismus
Das NRW-Innenministerium gab kürzlich bekannt, dass die Zahl antisemitischer Straftaten im Bundesland deutlich gestiegen ist: 245 Fälle gab es im ersten Halbjahr 2024 und damit 85 Prozent mehr als im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. In Mönchengladbach wurde bislang kein Mitglied der Jüdischen Gemeinde angegriffen, sagt Floh. „Aber die Menschen haben Angst. Sie trauen sich nicht mehr vor die Tür, Rabbiner verstecken ihre Kippa unter Kappen oder Hüten.“
Gerade für die 93 Überlebenden des Holocausts, die in Mönchengladbach wohnen, sei es ein Albtraum. „Sie hätten nie gedacht, jemals wieder in Deutschland so um ihr Leben fürchten zu müssen“, sagt Floh. In einigen Wohnhäusern der Menschen seien schon antisemitische Sprüche zu lesen gewesen. Und auch in der Öffentlichkeit kam es in der Vitusstadt immer wieder zu Vorfällen.
Antisemitismus in Mönchengladbach: Jüdische Gemeinde fordert mehr Unterstützung und Zusammenhalt
„Viele von uns überlegen, trotz der kritischen Situation nach Israel zu ziehen. Auch ich habe schon darüber nachgedacht“, sagt Floh. „In Mönchengladbach wird viel für unsere Sicherheit getan, aber ein Risiko bleibt immer, dass doch etwas Schlimmes passiert. Hier genauso wie in jeder anderen europäischen Stadt.“
Die Mitglieder der Jüdischen Gemeinde lassen Luftballons für die Geiseln in den Himmel steigen. Oberbürgermeister Felix Heinrichs (SPD) betont bei seiner Rede, dass Antisemitismus keinen Platz in Mönchengladbachs Gesellschaft haben darf, Leah Floh bedankt sich bei den geschätzt 40 Anwesenden für ihr Kommen. „Wir wollen heute den Opfern des Terrors gedenken, aber schauen auch nach vorne. Wir geben die Hoffnung nicht auf“, betont sie.
Nachdem die Kundgebung offiziell vorbei ist, mischt sich ein junger Mann unter die Teilnehmer. Er trägt ein T-Shirt mit Deutschlandflagge und hält einen großen Teelichthalter aus massivem Stein in der Hand. Langsam nähert er sich Leah Floh, schaut sich immer wieder nervös um und wird nur wenige Meter vor Floh von zwei Zivilbeamten der Polizei abgefangen. Sie führen ihn an den Rand des Sonnenhausplatzes, sehen sich seinen Ausweis an und lassen ihn nach einer kurzen Unterhaltung gehen.
Die Polizei bestätigt im Nachhinein auf Anfrage, dass eine Person kontrolliert wurde, weil sie sich auffällig bei der Kundgebung verhielt.
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