Hückeswagen: Tauschen anstatt kaufen bei der Kolpingsfamilie
In der Stadt Hückeswagen hat die Kolpingsfamilie ein innovatives Konzept ins Leben gerufen, das sich von den üblichen Konsumgewohnheiten abhebt. Statt wie gewohnt zu kaufen, setzen die Mitglieder der Kolpingsfamilie auf Tausch und Teilen. Durch diese Initiative möchte die Gemeinschaft den Konsumismus reduzieren und eine nachhaltigere Lebensweise fördern. Die Idee ist einfach: statt neue Dinge zu kaufen, tauschen die Mitglieder gebrauchte oder noch funktionstüchtige Gegenstände untereinander aus. Dieser Ansatz bietet nicht nur Vorteile für die Umwelt, sondern auch die Möglichkeit, soziale Kontakte zu knüpfen und die Gemeinschaft zu stärken.
Kleidung tauschen, nicht wegwerfen: Die Kolpingsfamilie setzt sich gegen den Wegwerftrend ein
Mode ist nicht nur ein Spiegel von gesellschaftlichen und landesspezifischen Umständen, sondern drückt auch einen individuellen Geschmack und ganz persönlichen Stil aus. Gab es früher mal die Kollektionen Frühjahr/Sommer und Herbst/Winter, kommen inzwischen ständig neue Trends auf die Laufstege und kommt Mode in immer kürzeren Abständen auf den Markt.
Heutzutage werden viele Kleidungsstücke nur für eine Saison gekauft. Diesem Wegwerftrend will die Kolpingsfamilie zwei Mal im Jahr entgegenwirken. So auch am vorigen Sonntagnachmittag.
Modische Lösung für eine nachhaltige Welt: Der Kleidertausch bei der Kolpingfamilie
Sandra Mach nimmt die Sachen einer Besucherin an. Sie ist das erste Mal als Helferin im Saal des Kolpinghauses dabei. „Der Kleidertausch ist eine tolle Aktion“, sagt sie. „Ich habe selbst zehn Teile von mir und meiner Mutter mitgebracht und freue mich, wenn sie von jemandem mitgenommen werden.“
Zwar hatte sie sich fest vorgenommen, nichts mitzunehmen. Aber ein schöner Schal hat es ihr dann doch angetan. „Die Schublade ist zwar voll, aber der muss mit“, betont Sandra Mach lachend.
Info: Kleidungsproduktion ist wenig nachhaltig. Zahlen Im Durchschnitt kaufen deutsche Verbraucher 60 Kleidungsstücke pro Jahr. Laut Bundesumweltministerium werden 40 Prozent der gekauften Teile selten oder sogar nie getragen.
Belastung: Für den Baumwollanbau werden große Mengen Wasser, außerdem Pestizide und Düngemittel benötigt. Chemikalien Bis zu 3000 Chemikalien werden bei der Produktion von Kleidung eingesetzt. Beim Färben gelangen Chemikalien und beim Waschen von Polyester oder Elastan zusätzlich Mikroplastik in die Gewässer.
Am Kleiderständer ein paar Meter weiter freut sich Magdalena Barberio über ein dunkelgrünes Kostüm. Blazer und Rock sind wie neu und treffen genau ihren Geschmack. „Ich bin mit meinen Töchtern hier“, berichtet sie.
Loreen Schäfer hat von der Aktion in der Zeitung gelesen und ihre Mutter und ihre Schwester Daliah Barberio mitgebracht. „Für mich ist das neu“, erklärt die Mama. Sie findet die Kolping-Aktion klasse. „Beim nächsten Mal werde ich ganz viele Sachen mitbringen“, versichert sie.
Nachschub kommt stetig an diesem Nachmittag. Die eine geht, die andere kommt. Fast jede findet Gefallen an Mode, die an den Ständern hängt oder auf den Tischen liegt. Hosen, Röcke, Kleider, Shirts, Pullover, Jacken, Mäntel, auch Schuhe, Taschen oder Accessoires warten auf eine verlängerte Lebensdauer.
„Nehmen Sie mit, was Sie möchten“, fordert Bettina Breidenbach eine junge Dame auf, der einige Stücke gefallen. „Wir sind froh über alles, was mitgeht“, versichert die Kolpingschwester. Für jeden ist etwas dabei. Sogar ein paar Herrenpullover sind abgegeben worden. „Männer kommen aber fast nie“, weiß Hannah Breidenbach von der Kolpingsfamilie aus Erfahrung. „Sie tragen ihre Kleidung auf und trennen sich nicht davon, wenn sie noch gut ist.“
Die Zwillingsschwestern Kerstin Perkuhn und Claudia Breidenbach sind schon seit ein paar Jahren unter dem Motto „weniger ist mehr“ auf Kleidertauschbörsen unterwegs. Das Duo probiert gerade schwarze lange Kleider an. „Das ist klasse für Halloween“, meint Kerstin Perkuhn, die kurze Zeit später neben einer Sporthose auch noch ein schwarzes Oberteil findet, das dazu kombiniert werden kann. „Jetzt können wir zu Hause anfangen, an den Kostümen zu basteln.“ Auch für die Tochter nimmt sie zwei Teile mit.
Claudia Breidenbach zeigt derweil auf ein Eventkleid, das sie heute abgegeben hat. „Dieses Weihnachtskleid habe ich bei der Tauschbörse in der Katt in Wermelskirchen gefunden, jetzt kann es hier vielleicht noch jemand für solch einen Anlass mitnehmen.“
Nach eineinhalb Stunden wird es spürbar ruhiger, und die drei Organisatorinnen fangen schon mal an zu sortieren. Hannah Breidenbach berichtet: „Die Frühjahr-Sommer-Sachen verwahren wir für den nächsten Kleidertausch im Frühling und den Rest bringen wir zur Kleiderkammer.“ Zufrieden ist das Trio allemal, denn jedes Kleidungsstück, das nicht entsorgt wird, spart Geld, Ressourcen und reduziert Müll.
Und Sandra Mach ist auch zufrieden, denn acht der zehn mitgebrachten Kleidungsstücke sind mitgenommen worden. „Das freut auch meine Mutter“, ist sie sich sicher.
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