Golan-Höhen: Die außerordentlich komplexe Identität der Drusen

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Golan-Höhen: Die außerordentlich komplexe Identität der Drusen

Die Golan-Höhen, ein seit Jahrzehnten umstrittenes Territorium im Nahen Osten, sind nicht nur ein Brennpunkt politischer Spannungen, sondern auch Heimat einer ethnischen Gruppe, die sich durch ihre außerordentlich komplexe Identität auszeichnet: die Drusen. Diese religiöse Minderheit, die ihre Wurzeln im 11. Jahrhundert hat, ist bekannt für ihre Loyalität gegenüber den jeweiligen Regierungen, unter denen sie leben, und ihre Fähigkeit, ihre kulturelle Identität zu bewahren. Doch wer sind die Drusen wirklich? Wie haben sie ihre Identität entwickelt und wie sehen sie ihre Zukunft auf den Golan-Höhen? In diesem Artikel werden wir uns auf die Suche nach Antworten begeben und die faszinierende Geschichte der Drusen erkunden.

GolanHöhen: Die Identität der Drusen in Madschdal Schams - Komplexität und Konflikt

Zwei Videos kursieren derzeit aus dem drusischen Dorf Madschdal Schams, wo eine Rakete am Samstag zwölf Kinder tötete. Eines stammt vom israelischen Kanal 14, der der rechten israelischen Regierung nahesteht, und zeigt einen drusischen Mann, der die Faust schüttelt und brüllt: „Bibi, wir vertrauen dir! Ihr müsst den Libanon in Brand stecken!“

„Bibi“ ist der Spitzname von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu. Im zweiten Video ist Israels ultrarechter Finanzminister Bezalel Smotrich zu sehen, der in Madschdal Schams vor einer Menge drusischer Männer flieht. „Verschwinde von hier, sofort!“, ruft einer von ihnen. „Du bist Müll!“

GolanHöhen-Konflikt: Die Drusen in Madschdal Schams zwischen Israel und Hisbollah

GolanHöhen-Konflikt: Die Drusen in Madschdal Schams zwischen Israel und Hisbollah

Die Videos werden in den sozialen Medien von verschiedenen politischen Lagern verbreitet: Eines will zeigen, dass die Drusen aus Madschdal Schams hinter Israel stehen; das andere will beweisen, wie sehr sie die Regierung hassen. Die Wahrheit ist, wie immer, komplizierter.

Denn die Religionsgemeinschaft der Drusen ist klein, aber nicht homogen. Weltweit umfasst sie ein bis zwei Millionen Menschen, die meisten von ihnen leben in Syrien und im Libanon. Zu den Traditionen der Drusen zählt Loyalität zur politischen Führung des Landes, in dem sie leben. Männliche Drusen im israelischen Kernland dienen deshalb in der israelischen Armee.

Für die rund 25.000 Drusen auf dem Golan gilt das aber nicht. Israel hatte das Gebiet im Sechstagekrieg von 1967 von Syrien erobert und 1981 annektiert; die internationale Gemeinschaft betrachtet es noch immer als besetzt. Die meisten der dort lebenden Drusen lehnen die israelische Staatsbürgerschaft ab, identifizieren sich weiter als Syrer.

Manche von ihnen haben öffentlich ihre Loyalität zum syrischen Diktator Baschar al-Assad erklärt. Unter der Oberfläche allerdings zeichnet sich eine andere Entwicklung ab: In den vergangenen Jahren hat die Zahl der Drusen auf dem Golan, die die israelische Staatsbürgerschaft beantragen, offiziellen Angaben zufolge deutlich zugenommen.

Viele von ihnen kennen Syrien nur noch aus den Erzählungen ihrer Eltern, zudem vereinfacht ein israelischer Pass vieles. Dennoch sind die Einbürgerungswilligen noch immer in der Minderheit: In Madschdal Schams, der größten drusischen Stadt auf dem Golan, hat etwa jeder Fünfte die israelische Staatsbürgerschaft.

Was droht bei einer Eskalation zwischen Israel und der Hisbollah? Die komplizierte Identität der Drusen in Madschdal Schams dürfte erklären, warum die Hisbollah jede Verantwortung für den tödlichen Raketeneinschlag von sich weist.

Ihre Anhänger verbreiten derweil die Theorie, eine Abfangrakete des israelischen Luftabwehrsystems Iron Dome sei in das Fußballfeld in Madschdal Schams eingeschlagen. Militärexperten halten das für abwegig. Für die Hisbollah aber erfüllt es einen politischen Zweck: Die schiitisch-islamistische Gruppe hofft offenbar, auf diese Weise einen Konflikt mit den Drusen im Libanon und in Syrien zu vermeiden.

Ein weiteres Video in den sozialen Medien zeigt eine Gruppe in der vorwiegend drusischen Stadt Suwaida im Süden Syriens. „Mörder, Mörder“, rufen sie, „Partei Satans“ – eine Anspielung auf die „Hisbollah“, zu Deutsch „Partei Gottes“.

Andreas Möller

Ich bin Andreas, ein Redakteur der Website Uslar Hier, eine nationale Zeitung für das Zeitgeschehen. Als Redakteur auf dieser Plattform verfasse ich Artikel mit strenger Objektivität, um unseren Lesern stets die neuesten Nachrichten zu liefern. Meine Leidenschaft für Journalismus und mein Engagement für die Wahrheit spiegeln sich in meinen Beiträgen wider, während ich kontinuierlich daran arbeite, unsere Leserschaft mit relevanten und informativen Inhalten zu versorgen.

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