Fleischverarbeiter Tönnies: Was hat sich beim Arbeitsschutz geändert?

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Fleischverarbeiter Tönnies: Was hat sich beim Arbeitsschutz geändert?

Der Fleischverarbeiter Tönnies, einer der größten Arbeitgeber in der Fleischindustrie Deutschlands, stand lange Zeit in der Kritik aufgrund von Vorwürfen über mangelnde Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz für seine Mitarbeiter. Nach einer Reihe von Skandalen und gerichtlichen Auseinandersetzungen hat das Unternehmen umfassende Maßnahmen ergriffen, um die Arbeitsbedingungen zu verbessern. Doch was hat sich tatsächlich geändert? In diesem Artikel wollen wir einen Blick auf die letzten Entwicklungen im Arbeitsschutz bei Tönnies werfen und klären, ob die Reformen tatsächlich zu einer Verbesserung der Arbeitsbedingungen geführt haben.

Tönnies auf dem Weg zur Veränderung: Wie der Fleischverarbeiter Arbeitsschutz und Klima verbessert

Der grüne Firmen-Schriftzug am weiß gewellten Werksgebäude – und ein lustiges Schlachtschwein als Logotier auf dem Dach. Die Tönnies-Fleischfabrik in Rheda-Wiedenbrück war wochenlang fast täglich in den Fernsehnachrichten zu sehen. Das Bild wurde zur Ikone eines offenbar leichtfertigen Umgangs mit der Gesundheit von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in einer Branche, die von zwielichtigen Subunternehmern, Dumpinglöhnen und mangelhaftem Arbeitsschutz gekennzeichnet war.

Fleischkönig Tönnies: Von Subunternehmern zu stabileren Arbeitsbedingungen

Fleischkönig Tönnies: Von Subunternehmern zu stabileren Arbeitsbedingungen

Die Politik fühlte sich herausgefordert und schuf eine Lex Tönnies, die Werkverträge in Betrieben der Schlachtung, Zerlegung und Fleischverarbeitung verbot. Die Corona-Pandemie und die drastisch angestiegenen Fallzahlen bei Tönnies hatten auf den Missstand aufmerksam gemacht. Das Gesetz zur Verbesserung des Vollzugs im Arbeitsschutz, wie es in schönstem Bürokraten-Deutsch heißt, gehört zu den wenigen Beispielen, in denen ein beherzter Bundesarbeitsminister im Konzert mit seinen Kolleginnen und Kollegen in den Ländern schnell handelte.

Der Weg aus der Krise: Wie Tönnies den Arbeitsschutz und die Motivation seiner Mitarbeiter verbessert

Der Weg aus der Krise: Wie Tönnies den Arbeitsschutz und die Motivation seiner Mitarbeiter verbessert

Der neue Vorsitzende der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft (CDA), Dennis Radtke, besucht als erste Station seiner Reisen zu deutschen Produktionsstätten die Fleischfabrik im westfälischen Rheda-Wiedenbrück. Er trifft auf einen entspannten Firmenchef Clemens Tönnies, ehemals Aufsichtsratsvorsitzender des legendären Fußballklubs Schalke 04. Der rattert erst einmal Zahlen und Fakten herunter: 20 Millionen Euro für einen verbesserten Arbeitsschutz, Einrichtung einer Stabsstelle für Sprach- und Verständigungsbarrieren, Verringerung der Fluktuation, Abschaffung der Werksverträge, ein Zehn-Punkte-Plan für bessere Abstände am Band und zwischen den Bändern sowie mehr Platz für die rund 3500 Arbeiterinnen und Arbeiter, die wöchentlich 135.000 Schweine schlachten, zerlegen und verarbeiten.

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Der Tönnies-Konzern in Zahlen

  • Daten: Der Fleischverarbeiter Tönnies hat seinen Sitz in Rheda-Wiedenbrück in Ostwestfalen. Er verarbeitet und verkauft Schweine- und Rindfleisch sowie Würste etwa über die Marken Gutfried, Böklunder und Zimbo.
  • Umsatz: 6,8 Milliarden Euro bei 15.200 Mitarbeitern weltweit im Jahr 2022.
  • Produktionsstätten: Im In- und Ausland, seit Neustem auch in China.
  • Exportanteil: 50 Prozent.

Tönnies: Von Werkverträgen zu festen Arbeitsplätzen – wie sich das Geschäft entwickelt

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Der Gast aus dem Ruhrgebiet, Fleischfreund wie Tönnies, ist sichtlich beeindruckt. „Das ist heute eine ganz andere Lage“, meint der Chef des CDU-Arbeitnehmerflügels, der sich selbst gerne als „Arbeiterführer“ sieht. „Hier wird wirklich alles getan für gute und sichere Arbeitsplätze und für die Produktion von hochwertigen Lebensmitteln.“

Wo früher 500 Tönnies-Mitarbeiter und 3000 Werkvertragsarbeitnehmer tätig waren, sind es heute 3500, die beim Fleischkonzern angestellt sind und Tariflöhne zwischen 16 und 20 Euro pro Stunde verdienen. Gewiss keine Reichtümer, aber eben mehr als die drei bis vier Euro, die ihnen früher die Subunternehmer von Tönnies auszahlten.

„Mit diesem Lohn kann man in Rumänien und Bulgarien sehr gut leben“, behauptet Firmenpatron Tönnies. Und er dürfte richtig liegen.

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Subunternehmer nicht genug kontrolliert

Beim Rundgang in der Produktion fällt auf, dass die Menschen in einer hygienischen Umgebung in gebührendem Abstand die Schweinehälften zerlegen, die Knochen herausschneiden, alle Extremitäten einsammeln und die Tiere zu handlichen Fleischgrößen für den Handel weiterverarbeiten. „Keine leichte Tätigkeit“, findet Radtke. Tönnies sieht es ähnlich.

„Hervorragender Arbeitsschutz“, sagt der CDA-Politiker anerkennend.

Es hat sich offenbar viel verändert beim Fleischkönig von Rheda-Wiedenbrück. Es gibt genau vorgeschriebene Arbeitsabläufe mit Pausen, die Lkw-Fahrer haben Schlafräume auf dem Fabrikgelände, die Werkshallen sind zwar kühl, aber hell und luftig. Für ausländische Arbeiter stellt das Unternehmen Wohnungen bereit. Die Zahl der Auszubildenden aller Bereiche steigt stetig.

„Wie steht es um die Motivation ihrer Arbeitskräfte“, will Radtke wissen. Gibt es Untersuchungen darüber, wie sich die vielen ausländischen Arbeiterinnen und Arbeiter bei Tönnies fühlen? Das wird nicht erhoben, aber Tönnies verweist auf die Kurse im Betrieb – Sprache, Ausbildung, Vermittlung von betrieblichen Fähigkeiten.

Die Bulgaren und Rumänen, die früher in kurzen Abständen wechselten, sind heute Stammkräfte. Immerhin haben rund zwei Drittel der Tönnies-Mitarbeiter in der Fabrik keinen deutschen Pass. Viele haben eine Migrationsgeschichte. Zwei Deutsche aus der Umgebung weist der Betriebsrat unter seinen 22 Mitgliedern aus. „Und ein Ostdeutscher“, fügt Kuyucu lachend hinzu.

Der Rest kommt aus Osteuropa, der Türkei und Griechenland. „Es funktioniert“, ist Tönnies überzeugt. Das Betriebsklima sei gut, die Belegschaft fühle sich als Gemeinschaft – über die vielen Nationalitäten hinweg.

Wenn man es daran misst, wie viele Arbeiter den Firmenchef beim Rundgang grüßen, ist man fast versucht, es zu glauben. Immerhin kennen sie ihren Chef, für Manager anderer Unternehmen ist das nicht selbstverständlich.

Tönnies begrüßt auch von sich aus die Band- und Schichtleiter, manchmal auch einfache Arbeiter. Ein anonymer Betrieb ist es nicht, obwohl rund 7000 Personen im Stammwerk in Rheda-Wiedenbrück arbeiten.

Und doch bleibt ein skeptisches Gefühl. Warum ist das alles plötzlich möglich, wenn früher das Geschäft so knallhart war, dass nur Werkverträge den Betrieb wettbewerbsfähig hielten. Zumal die Nachfrage nach Fleisch sinkt und die Anforderungen an Qualität höher werden. Zugleich steigen die Aufwendungen für Sicherheit und Hygiene.

„Der Rückgang ist nur vorübergehend, der Fleischkonsum wird wieder zunehmen“, ist Tönnies überzeugt. Auch mit den neuen Auflagen für das Tierwohl kommt der Unternehmer zurecht. Hat er so viele Reserven? Er verweist auf die Automatisierung und neue Betriebsabläufe.

Immerhin erweitert der Fleischkönig sein Geschäft. Vom niederländischen Konkurrenten Vion hat er das Rindfleischgeschäft für Deutschland übernommen. „Das hat sich für die Niederländer wegen der Tierwohlanforderungen nicht mehr gelohnt.“ Für Tönnies offenbar schon.

Die Liste der Skandale bei Tönnies ist lang. Auch er persönlich fiel in der Vergangenheit durch umstrittene Aussagen auf wie etwa zum Bevölkerungswachstum in Afrika. Doch seinem Geschäft hat das keinen Abbruch getan. Er ist auch lernfähig. Den russischen Präsidenten, zu dem er früher persönlich Kontakt hatte, bezeichnet er heute als „Verbrecher“.

CDA-Chef Radtke nimmt ihm die Wandlung ab. Und auch das Tierwohl sieht der Chef der christlichen Arbeitnehmerschaft im Großen und Ganzen gewährleistet. Einen Besuch im Schlachthof der Fabrik wollte sich der Politiker dennoch nicht antun. Dabei hat ihn Tönnies noch beruhigt: „Die Tiere merken fast nichts.“

Dieter Meier

Ich bin Dieter, ein Experte von der Webseite Uslar Hier, einer nationalen Zeitung für das Zeitgeschehen. Als Autor liefere ich die neuesten Nachrichten mit strenger Objektivität. Meine Artikel sind fundiert und informativ, um den Lesern einen umfassenden Überblick über aktuelle Ereignisse zu bieten. Mit meiner langjährigen Erfahrung und meinem Fachwissen in verschiedenen Themenbereichen trage ich dazu bei, dass die Leser stets gut informiert sind.

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