Erhaltung traditioneller Kultur im Appenzeller Land

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Erhaltung traditioneller Kultur im Appenzeller Land

Inmitten der Schweizer Alpen liegt das Appenzeller Land, eine Region bekannt für ihre reiche Kulturgeschichte und ihre einzigartigen Traditionen. Die Erhaltung dieser traditionellen Kultur ist von größter Bedeutung, um die Identität der Region zu bewahren und künftigen Generationen zu überliefern. In diesem Sinne haben sich lokale Initiativen und Kulturinstitutionen zusammengetan, um die traditionellen Bräuche und Kunsthandwerke des Appenzeller Landes zu fördern und zu erhalten. Durch diese Bemühungen soll das kulturelle Erbe der Region langfristig gesichert werden.

Erhaltung traditioneller Kultur im Appenzeller Land

Ein Haarflechter teilt seine Leidenschaft

A Fingerspitzengfühl brauchst scho, und die Augn müssen a mitmachen, erklärt uns Jakob Schiess, einer von nur noch drei Haarflechtern der Schweiz, die abgeschnittenes Haar in Schmuckstücke verwandeln. Wir treffen ihn im Museum Appenzell im gleichnamigen Ort, wo er mit Besuchern seine Faszination für dieses Handwerk teilt.

Schmuckstücke dieser Art sind eine uralte Tradition. Uhrketten, geflochten aus eigenem Haar, schenkten Verlobte ihren Allerliebsten. Ich habe eine ganz besondere Beziehung zu dem Material. Es bietet nicht nur wissenschaftlich viele Informationen über die Lebensführung des Trägers, für mich ist es erfüllt mit dessen Energie.

Oft kommt es zu schmerzvollen Aufträgen, wenn eine Mutter, wie neulich geschehen, das Haar der früh verstorbenen Tochter zu ihm bringt. Der seit einem Verkehrsunfall an einen Rollstuhl gebundene Schiess hat bei der Kunst des Haarflechtens seine Bestimmung gefunden, bei der er Kreativität und Emotionalität verbindet.

Kultur auf eindrucksvolle Weise: Ein Besuch im Museum Appenzell

Kultur auf eindrucksvolle Weise: Ein Besuch im Museum Appenzell

Das Museum bietet einen guten Einblick in das einstige Landleben der Ostschweiz. Vor allem können kunstvoll arrangierte Trachten ganz aus der Nähe betrachtet werden. Aber auch Handstickereien, Werkstücke aus der Bauern- und Möbelmalerei haben hier ihren Platz gefunden.

Noch weiter zurück in die Vergangenheit beeindruckt der Schädel eines bis zu einer Tonne schweren Höhlenbären, den man in der Region gefunden hatte. Gänsehaut bekommt, wer einen Blick in die Gefängniszelle und Folterkammer wirft. Benutzt wurde sie letztmals 1849 bei der Hinrichtung einer erst 18 Jahre alten Raubmörderin.

Erhaltung traditioneller Handwerke: Ein Haarflechter im Appenzeller Land

Erhaltung traditioneller Handwerke: Ein Haarflechter im Appenzeller Land

Der Haarflechter Jakob Schiess demonstriert sein Handwerk. Foto: Rainer Hamberger

Neben verschiedenen alten Handwerksberufen, über die sich Besucher ein Bild machen können, bietet das Museum einen guten Einblick in das einstige Landleben der Ostschweiz.

Volksabstimmungen wie vor 700 Jahren

Volksabstimmungen wie vor 700 Jahren

Wir lassen die dunklen Zeiten hinter uns und sind unterwegs in den heimeligen Gassen des Ortes. Beim Gang durch die Altstadt fallen vor allem die bunt bemalten, liebevoll restaurierten Häuser auf.

Von der Stirnseite der Apotheke grüßen Vergissmeinnicht, Schlüsselblumen und andere Heilpflanzen naturgerecht malerisch wiedergegeben. Herzstück des kleinsten Schweizer Hauptorts ist jedoch der Landsgemeindeplatz mitten im Ort Appenzell, wo auch heute noch über öffentliche Belange beraten und in direkter Demokratie mit Handzeichen abgestimmt wird.

Erst im Jahre 1991 erhielten hier Frauen ein Stimmrecht. An einem Abstimmungstag kommen die Bürger festlich gekleidet jährlich am letzten Sonntag im April zusammen. Alle Stimmberechtigten können Anliegen vortragen. Ein Brauch, der bis auf das 14. Jahrhundert zurückgeht.

Vom Käse bis zur Bautechnik: Altbewährtes auf moderne Art umsetzen

Sanfte Grashügel prägen den Halbkanton Appenzell Inner­rhoden, der mit Appenzell Außerrhoden im Nordosten der Schweiz liegt. Die steilen Felswände des südlich aufragenden, 2502 Meter hohen Säntis begrenzen das von Landwirtschaft geprägte Alpenvorland.

Bauernhäuser und Viehweiden liegen verstreut zwischen Gebirge und Bodensee. Seit jeher ist das Gebiet geprägt durch Viehzucht und Milchwirtschaft. Waren doch zu Hungerzeiten Produkte wie Milch, Butter, Käse und ein wenig Fleisch, meist nur an Festtagen, die einzige Möglichkeit, zu überleben.

Bis heute weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt ist Appenzeller Käse, mal milde, mal kräftig würzig. Als international bekannte Marke wird er in die weite Welt exportiert. Einer der größten Produktionsbetriebe ist in Stein.

Auf einer Empore stehend verfolgen wir den Werdegang des berühmten Käses, das heißt, nur die Anfänge. Der wichtigste Teil, eine fachgerechte Lagerung und Reifung, dauert Monate. Natürlich läuft alles automatisch ab: rühren, abschöpfen und füllen der Formen. Trotzdem haben Käser ein wachsames Auge auf die Abläufe.

Das angegliederte Museum ist nicht nur für Erwachsene informativ, sondern macht auch Kindern viel Spaß. Etwa 50 Dorfkäsereien beliefern die Fabrik. Ein wichtiger Bestandteil sind natürlich beigemischte Kräuter, aber das Geheimnis wissen nur zwei Leute, verrät uns Geschäftsleiter Ralph Böse schmunzelnd.

Im Laden gleich nebenan liegen 80 verschiedene Käsesorten zur Auswahl, samt anderen regionalen Produkten. Das Tragen von Trachten und Pflegen alter Handwerkskunst gehören zwar zum Appenzeller Alltag, jedoch haben die knapp 70.000 Bürger des Kantons die Neuzeit nicht verschlafen.

Nur fünf Kilometer westlich vom Ort Appenzell entfernt erreichen wir das Hochtal von Gonten. Moortümpel oder Gunten prägten einst die Landschaft. Der Ort ist nicht nur bei Ausflüglern beliebt, sondern war es auch bei Pilgern, da er Teil des Jakobswegs zur Schwarzen Madonna in Einsiedeln ist.

Gerne legten sie im Dorf in einem schon 1601 erbauten Huus Bären einen Halt ein, das jetzt geschmackvoll renoviert Gäste umsorgt. Nun werden daneben durch Privatinitiative weitere Gebäude mit Massivholzbalken regionaler Bäume renoviert und errichtet. Sie wurden nach dem Mondkalender gefällt.

Während 2025 wird ein großzügiger Wellness-Bereich die Angebote verschiedener Zimmer und Apartments und der Gastronomie ergänzen. Dabei zeigt sich eine gelungene Symbiose von überlieferten Gebräuchen und modernen Anforderungen deutlich. Wer sich hier auf bodenständige Art erholen möchte, hat einen weiten Blick über die Voralpen, sanftes Kuhglockengeläut inklusive.

Andreas Möller

Ich bin Andreas, ein Redakteur der Website Uslar Hier, eine nationale Zeitung für das Zeitgeschehen. Als Redakteur auf dieser Plattform verfasse ich Artikel mit strenger Objektivität, um unseren Lesern stets die neuesten Nachrichten zu liefern. Meine Leidenschaft für Journalismus und mein Engagement für die Wahrheit spiegeln sich in meinen Beiträgen wider, während ich kontinuierlich daran arbeite, unsere Leserschaft mit relevanten und informativen Inhalten zu versorgen.

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