Einführung einer Teilzeitausbildung für Lokführer: Bahn-Industrie in Nordrhein-Westfalen erprobt neue Wege
In Nordrhein-Westfalen wird ein wichtiger Schritt in Richtung einer moderneren und flexibleren Ausbildung für Lokführer unternommen. Die Bahn-Industrie des Bundeslandes hat sich entschieden, eine Teilzeitausbildung für angehende Lokführer einzuführen. Diese innovative Maßnahme zielt darauf ab, die Attraktivität des Berufsstands zu erhöhen und den Bedarf an qualifizierten Lokführern zu decken. Durch die Einführung dieser neuen Ausbildungsform möchte die Bahn-Industrie in Nordrhein-Westfalen ihre Wettbewerbsfähigkeit stärken und sich besser an die sich ändernden Anforderungen des Marktes anpassen.
BahnIndustrie erprobt neue Wege: Teilzeitausbildung für Lokführer in Nordrhein-Westfalen gestartet
Als Reaktion auf den Personalmangel bei der Bahn beginnt die Branche in Nordrhein-Westfalen im Oktober erstmals mit einem Ausbildungsprogramm für Lokführer in Teilzeit. Der Kurs wird wie geplant mit etwa 15 Teilnehmerinnen und Teilnehmern anfangen können, sagte eine Sprecherin des Landesprogramms Fokus Bahn NRW auf Anfrage. Es habe rund 50 Bewerbungen gegeben.
Die Teilzeitumschulung für Quereinsteiger aus anderen Berufen ist ein Versuch, neue Personengruppen für den Job in der Lok zu gewinnen. Der Personalmangel bei Lokführern ist ein Grund für die oft beklagte mangelnde Zuverlässigkeit der Regionalzüge und S-Bahnen in Nordrhein-Westfalen. Deshalb versuchen elf Bahnunternehmen und das Land seit fünf Jahren gemeinsam im Rahmen der Initiative Fokus Bahn NRW, mit neuen Angeboten Quereinsteiger als Lokführer zu gewinnen.
Allerdings hat die nun ins Leben gerufene Teilzeitumschulung nicht alle Hoffnungen der Verantwortlichen erfüllt: So sei der Anteil an Frauen bei den Bewerbungen mit gut 10 Prozent ähnlich niedrig wie bei den bisherigen Angeboten, sagte eine Sprecherin. Eigentlich hatte Fokus Bahn gehofft, mit der Ausbildung in Teilzeit attraktiver für Mütter in der Familienphase zu werden. Bislang ist der Job als Lokführer eine Männerdomäne.
Dafür hätten sich aber ungewöhnlich viele Akademiker beworben, die bislang als Ingenieure, Geisteswissenschaftler oder in Verwaltungsberufen tätig seien, und nun die Umschulung zum Lokführer durchlaufen wollen. Auch Migranten, die erst kürzlich nach Deutschland gekommen seien und oft einen hohen Bildungsgrad hätten, gebe es überdurchschnittlich viele unter den Bewerbern. Für sie bietet das Programm begleitend zur Lokführer-Ausbildung auch Sprachkurse an.
Mit der Teilzeitausbildung will die Bahnbranche flexibler auf die Anforderungen potenzieller Arbeitskräfte eingehen können. „Wir wollen für die Lokführer-Ausbildung die Bedingungen schaffen, die unsere Bewerberinnen und Bewerber brauchen“, sagt Projektleiter Heinrich Brüggemann. „Der erste Teilzeitkurs gibt der Bahnbranche eine wichtige Chance, hierbei neue Wege zu erproben.“
Die Unzuverlässigkeit der Regionalzüge und S-Bahnen in Nordrhein-Westfalen hat im vergangenen Jahr einen Höhepunkt erreicht. Rund jeder siebte Zug fiel laut dem Qualitätsbericht Schienenverkehr 2023 ganz aus.
Die meisten Lokführer machen keine klassische Ausbildung in der Bahnbranche, sondern kommen aus einem anderen Beruf und schulen mit einem zwölfmonatigen Kurs um. Die Teilzeitumschulung wird 16 Monate dauern - dafür müssen die angehenden Lokführer auch nur fünf Stunden pro Tag lernen. Bei vielen Bahnunternehmen seien Teilzeitmodelle noch relativ unüblich, sagt Brüggemann. Weil sich Lokführer während eines Arbeitstages relativ weit von ihrem Wohnort entfernen, sei es organisatorisch auch nicht ganz einfach, dass sie nach kürzeren Arbeitstagen wieder am Ausgangsort Feierabend machen können.
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