Dortmund: Angeklagter Polizist gibt mehrere Interviews während des Verfahrens

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Dortmund: Angeklagter Polizist gibt mehrere Interviews während des Verfahrens

In der nordrhein-westfälischen Stadt Dortmund sorgt ein umstrittener Fall für Aufsehen. Ein angeklagter Polizist hat während des laufenden Verfahrens gegen ihn mehrere Interviews gegeben. Dieser Vorgang wirft Fragen nach der Unabhängigkeit der Justiz und der Integrität des betroffenen Polizisten auf. Die Staatsanwaltschaft hatte den Polizisten wegen Körperverletzung angeklagt. Nun möchte man wissen, warum der Angeklagte es für angebracht hielt, während des laufenden Verfahrens mit den Medien zu sprechen. Die Öffentlichkeit wartet mit Spannung auf die weitere Entwicklung des Falles.

Dortmund: Polizist beschuldigt nach mehreren explosiven Interviews vor Gericht

Dortmund: Polizist beschuldigt nach mehreren explosiven Interviews vor Gericht

Am 8. August 2022 wurde der 16-jährige Mouhamed Dramé auf dem Innenhof einer Jugendhilfeeinrichtung in Dortmund von einem Polizisten erschossen. Ihn trafen fünf Schüsse aus einer Maschinenpistole.

Die Polizisten waren gerufen worden, weil der Jugendliche damit gedroht haben soll, sich mit einem Messer das Leben zu nehmen. Der 30-jährige Beamte, der die Schüsse abgefeuert hat und vor Gericht steht, hat nun während des Prozesses mehrere Interviews gegeben.

Scheiße, dass es so gekommen ist, sagt er gegenüber dem Spiegel.

In einer Aussage vor Gericht hatte der suspendierte Beamte Ende Mai sein Bedauern ausgedrückt und der Familie des Opfers sein Mitgefühl ausgesprochen. Angeklagt sind auch der Einsatzleiter, zwei Polizistinnen und ein weiterer Polizist.

Das Leben ist kein Film, Vor Gericht hatte der 30-Jährige ausgesagt, die Schüsse seien gefallen, weil der 16-jährige Senegalese in hohem Tempo mit einem Messer in der Hand auf die Polizisten zugelaufen sei. Für einen Warnschuss sei keine Zeit gewesen.

Zuvor hatte der Flüchtling mit einem Messer auf sich selbst gerichtet in einem Innenhof einer Jugendhilfeeinrichtung gehockt. Mit dem Einsatz von Pfefferspray hatten zwei Polizisten versucht, ihn zu entwaffnen. Das Landgericht Dortmund muss klären, warum die zunächst als Suizidversuch eingeschätzte Lage eskalierte.

In einem Interview mit dem Spiegel sagte der 30-Jährige, er habe die Schussverletzungen zunächst nicht für lebensgefährlich gehalten. Deshalb sei der 16-Jährige anschließend noch fixiert worden. Auch wenn das hart klingen mag: Weil jemand angeschossen wurde, heißt das nicht, dass er handlungsunfähig ist, so der Polizist. Das Leben ist kein Film, bei dem ein Mensch von einer Kugel getroffen wird und sofort reglos liegen bleibt.

Später habe er erfahren, dass der 16-Jährige im Krankenhaus gestorben sei. Das war unwirklich, man sitzt da und kann das gar nicht glauben. Er sei aber davon überzeugt, dass er in der Situation nicht anders habe handeln können. Ich will mir nicht vorstellen, dass ein Kollege verletzt oder getötet worden wäre, der sich darauf verlässt, dass ich ihn absichere. Das hätte ich mir niemals verziehen.

Trotzdem denke er offenbar auch darüber nach, was er hätte anders machen kunnen. Zum Beispiel, was ja man jetzt auch oft hört: hätte man die Situation nicht so belassen können, wie sie war? Was wäre dann passiert? Hätte er da noch eine Stunde gesessen, das Messer irgendwann von selber fallen lassen? Hätte er sich das Messer doch plötzlich in den Bauch gerammt? Das weiß man halt einfach nicht, sagt er in einem WDR-Interview.

Es hieß, ich sei ein Mörder Am Tag nach den Schüssen habe es vor der Polizeiwache eine Demonstration gegeben. Es hieß, ich sei ein Mörder und ein Rassist. Das tat weh. Er könne nicht abschätzen, ob er persönlich als Feindbild gesehen werde oder ob damit eher die Institution Polizei gemeint sei. Bei mir überschnitten sich dabei die Gefühle: Mir tat es weh, gleichzeitig wurde ich zornig. Nichts war bekannt - und schon wurde es politisch ausgeschlachtet. In Anbetracht der Tatsache, dass ein Mensch gestorben war, fand ich das sehr schwierig.

Polizist richtet Worte an Familie von Mouhamed Dramé

Vor Gericht hatte der Angeklagte nach seiner über einer Stunde dauernden Aussage und Befragung seine Worte direkt an die als Nebenkläger anwesenden Brüder des Opfers gerichtet: Ich spreche der Familie mein Mitgefühl aus. Ich bin für den Tod verantwortlich. Es trifft mich sehr und macht mich traurig. Ich kann mir nicht vorstellen, was es bedeutet, ein Familienmitglied zu verlieren, sagte der seit September 2022 suspendierte Beamte. Er erwarte nicht, dass die Familie ihm verzeihe. Er habe das Gesicht des Jungen jeden Tag vor Augen. Bei seiner Berufswahl habe er immer gehofft, dass er nie in so eine Situation komme, sagte der Beamte.

Stefan Lehmann

Ich bin Stefan, ein Journalist von der Webseite Uslar Hier, einer nationalen Zeitung für das Zeitgeschehen. Ich liefere die neuesten Nachrichten mit strenger Objektivität und decke eine Vielzahl von Themen ab. Meine Artikel sind gut recherchiert und informieren die Leser über wichtige Ereignisse in der Welt. Meine Leidenschaft für den Journalismus und mein Streben nach Wahrheit spiegeln sich in meiner Arbeit wider, während ich stets daran arbeite, die Leser bestmöglich zu informieren.

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