Das Große Fazit von Florian Naß: So war die Tour de France

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Das Große Fazit von Florian Naß: So war die Tour de France

Nach 21 aufregenden Etappen, vollgepackt mit Höhepunkten und Dramen, ist die Tour de France 2022 endlich zu Ende gegangen. Der deutsche Radsport-Experte Florian Naß zieht in seinem großen Fazit Bilanz und blickt zurück auf die Highlights und Tiefpunkte des größten Radrennens der Welt. Von den atemberaubenden Siegen der Favoriten bis hin zu den überraschenden Aufstiegen der Außenseiter, Naß analysiert alle wichtigen Momente und gibt Einblicke in die Strategien der Teams. Lesen Sie, wie Naß die diesjährige Tour de France bewertet und was ihn besonders beeindruckt hat.

Pogacar dominiert die Tour - Eine One-Man-Show auf den Straßen Frankreichs

Die meisten Radsportfans hatten sich vor der Tour einen Vierkampf zwischen Tadej Pogacar, Jonas Vingegaard, Remco Evenepoel und Primoz Roglic gewünscht. Letzterer schied nach einer total verkorksten Tour mit gleich zwei Stürzen frühzeitig verletzungsbedingt aus. Und auch Evenepoel und Vingegaard konnten dem in diesem Jahr übermächtigen Pogacar nicht das Wasser reichen. So wurde die Tour, zumindest an der Spitze des Klassements, zur One-Man-Show.

Pogacar gegen Vingegaard im Fokus Am Ende dominierte der Slowene auch das Zeitfahren und gewann die Tour mit einem Vorsprung von 6:17 Minuten. Seinen größten Widersacher Vingegaard verwies er auf Rang zwei, Evenepoel fuhr mit 9:18 Minuten Rückstand auf Platz drei im Gesamtklassement ein. Ein Ausgang, der nicht ganz überraschend kam.

Biniam Girmay schreibt Geschichte - Der erste afrikanische Sieger bei der Tour de France

Biniam Girmay schreibt Geschichte - Der erste afrikanische Sieger bei der Tour de France

Es war Biniam Girmay, der sich die Sprinterkrone aufsetzen konnte. Der Erfolg hat so eine Tragweite. Für ihn, für sein Team, aber vor allem auch für Afrika. Gerade der erste Sieg für einen Fahrer aus dem schwarzen Afrika bei der dritten Etappe bleibt in Erinnerung. Was das bedeutet. Ich kenne ein paar Hintergründe zum Radsport in Afrika. Wir haben alle die Bilder gesehen von tanzenden Menschen auf der Straße. Die haben sich dort die Rennen in Kinos angesehen. Das war Wahnsinn.

Cavendish erreicht Rekord - Der 35. Etappensieg bei der Tour de France

Cavendish erreicht Rekord - Der 35. Etappensieg bei der Tour de France

Auch ein weiterer historischer Moment wird dem Kommentator in Erinnerung bleiben. Es ist der 35. Tour-Etappensieg von Mark Cavendish, der ihn zum alleinigen Rekord-Etappensieger der Tour machte. Als Reporter dabei zu sein, wenn Geschichte geschrieben wird, ist immer etwas Besonderes. Ich war beim ersten und einzigen deutschen Gesamtsieg und der großen Dopingzeit dabei. Und erlebe jetzt den ersten Gewinn des Grünen Trikots eines Fahrers aus dem schwarzen Afrika und den Meilenstein von Cavendish. Mehr geht eigentlich nicht.

Eine neue Epoche im Radsport

Eine neue Epoche im Radsport

Die Art und Weise, wie Pogacar dem Rest des Feldes überlegen ist, ruft selbstverständlich auch wieder Kritiker auf den Plan. Der Radsport trägt die schwere Last aus vielen Dopingskandalen mit sich. Auch Florian Naß hat das Thema im Hinterkopf: Es wäre fahrlässig, zu sagen, Doping wäre kein Thema mehr im Radsport. Ich sehe heute alles mit anderen Augen. Ich konnte mir zu meiner Anfangszeit 1997 nicht vorstellen, dass von 200 Fahrern, bis auf wenige Ausnahmen, alle gedopt waren. Heute kann mich nichts mehr schocken, ich bin auf alles vorbereitet.

Trotzdem habe er einen neuen Blick auf die Dinge im Radsport und Argumente für saubere Sportler. Die Fahrer zeigen heutzutage Schwächen. Einzelne Fahrer zeigen mal Stärke, aber es sind keine ganzen Mannschaften, wie früher zum Beispiel Team Telekom. Die sind damals wie an einer Perlenkette in den Berg gerast und keiner hat geschwächelt.

Außerdem könne die Professionalisierung im Radsport solche Leistungen erklären. Die Teams arbeiten am Material. Es gibt eine deutliche Weiterentwicklung der Trainingswissenschaften. Die Ernährungswissenschaften sind erheblich erneuert worden. Der Radsport ist komplett durchkontrolliert von Ernährungsexperten, Strategen und Performance-Direktoren.

Das mache einiges erklärbar, aber: Das heißt nicht, dass ich davon ausgehe, dass alle Fahrer im Feld sauber sind. Im Sport wurde schon immer betrogen, im Radsport flächendeckend. Daran glaube ich nicht mehr. Aber einzelne Fahrer können natürlich noch gedopt sein. Wir sind gut beraten, kritisch draufzubleiben.

Die Zeit habe sich gewandelt. Zu Zeiten von Ulrich sei es immer nur ums Gewinnen gegangen. Das habe sich verändert. Die Zuschauer wollen Fahrer sehen, mit denen sich die Leute solidarisieren können, die einfach kämpfen. Und sie erkennen, dass deutsche Fahrer andere Aufgaben haben. Nils Politt könnte mit der Kraft, mit der er die Berge hochfährt, natürlich auch eine Etappe gewinnen. Aber er ist an seine Aufgaben im Team gebunden. Das wissen und schätzen die deutschen Fans, wenn man mit ihnen an der Strecke spricht.

Zwei vielversprechende Namen für die Zukunft Auch in naher Zukunft gehe der 56-Jährige nicht davon aus, dass es einen deutschen Fahrer geben werde, der ein Garant auf einen Etappensieg sei oder gar um das Gelbe Trikot kämpfen könne. Aber einzelne Etappensiege oder sogar ein Top-Ten-Platz im Gesamtklassement sei im Bereich des Möglichen.

Wir haben Fahrer mit Potenzial. Wenn Pascal Ackermann im nächsten Jahr einen neuen Anlauf wagt, die Unterstützung und vor allem ein besseres Team bekommt, ist er der erste Kandidat auf einen Etappensieg neben Georg Zimmermann.

Für die fernere Zukunft habe der 56-Jährige vor allem zwei Namen auf dem Zettel. Florian Lipowitz aus dem Bora-Team ist ein junger Mann mit großem Potenzial. Und dann haben wir mit Marco Brenner den aktuellen deutschen Meister. Der fährt eigentlich in der zweiten Liga mit und hat sich bei den Meisterschaften gegen sieben Fahrer von Bora durchgesetzt. Das muss was heißen.

Trotzdem wolle er keinem der jungen Fahrer einen zu großen Rucksack aufsetzen. Den Glaube, dass wir in nächster Zeit einen Fahrer wie Evenepoel haben, den müssen wir bei Seite schieben. Der zeigt seit Jahren, dass er das Potenzial zur Weltklasse hat. Da müssen wir bei den Deutschen noch abwarten.

Kaum Pause zwischen Tour und Olympia Damit gehen über drei Wochen Radsportwahnsinn zu Ende. Die Tour de France begeisterte einmal mehr Hunderttausende Fans an der Strecke und Millionen von Zuschauern vor den Bildschirmen. Für die Tourfahrer geht es am Samstag schon wieder weiter mit dem Zeitfahren bei Olympia. Die fünf Tage Ruhepause zwischen Finaletappe und Olympiarennen erscheinen da schon fast wie ein ausgiebiger Sommerurlaub im Vergleich zum Tourstress.

Udo Müller

Als Experte und leidenschaftlicher Autor auf Uslar Hier, der nationalen Zeitung für das Zeitgeschehen, bin ich Udo stets bemüht, die neuesten Nachrichten mit strenger Objektivität zu präsentieren. Meine Artikel sind fundiert recherchiert und bieten dem Leser einen umfassenden Überblick über aktuelle Geschehnisse. Meine Leidenschaft für den Journalismus spiegelt sich in jedem meiner Beiträge wider, und ich strebe danach, unseren Lesern stets relevante und informative Inhalte zu liefern. Mit Uslar Hier haben Sie einen verlässlichen Begleiter für die tägliche Nachrichtenberichterstattung.

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