Deutscher Kapitalmarkt: Ineffizient, teuer, vernachlässigt

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Die deutsche IT-Branche verliert an Boden

Die Software AG aus Darmstadt, einst die große Hoffnung der deutschen IT-Branche, wurde kürzlich von der Börse genommen. Der US-Investor Silver Lake kaufte das Unternehmen für 2,4 Milliarden Euro. Nun wird das Unternehmen von Menlo Park in Kalifornien finanziert und geführt.

Ein Trend, der sich fortsetzt

Ein Trend, der sich fortsetzt

Die Software AG ist nicht das einzige deutsche Unternehmen, das den deutschen Kapitalmarkt verlassen hat. Der einst wertvollste Dax-Konzern Linde wird nicht mehr an der deutschen Börse, sondern nur noch in den USA gelistet. Der Pharma-Aufsteiger Biontech, der in nicht einmal zwei Jahren einen wirksamen Corona-Impfstoff entwickelte und jetzt vermarktet, ist ebenfalls auf dem deutschen Parkett nicht mehr vertreten. Selbst der Produzent des Kult-Produkts Birkenstock-Sandalen, erfunden von einem grundsoliden langweiligen deutschen Mittelständler, wurde in New York und nicht in Frankfurt an die Börse gebracht.

Warum deutsche Unternehmen den Kapitalmarkt meiden

Warum deutsche Unternehmen den Kapitalmarkt meiden

Die Gründe dafür sind vielfältig. Laut Lars Feld, Wirtschaftsprofessor aus Freiburg und Berater von Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP), fehlt in Deutschland ein großer Kapitalmarkt, der genügend Risikokapital zur Verfügung stellt. Die Finanzierungsbedingungen für innovative Ideen müssen verbessert werden. Zudem ist der deutsche Kapitalmarkt durch übermäßige Regulierung gehemmt. MiFiD, das Regulierungssystem für Finanzprodukte und Derivate, umfasst rund 20.000 Seiten an Vorschriften. Weiterhin gibt es weitere Bestimmungen wie ein Transparenzgesetz zur besseren Funktionsweise von Finanzmärkten (Emir-Refit), ein Finanzmarktdigitalisierungsgesetz, ein Zukunftsfinanzierungsgesetz, die Basel-III-Vorschriften für Banken und Versicherungen sowie mehr als 100 weitere umfangreiche Bestimmungen.

Kapital fließt ins Ausland

Kapital fließt ins Ausland

Die Folge ist, dass deutsche Unternehmen und Konzerne einen großen Bogen um den Kapitalmarkt hierzulande machen. Nur jedes achte Start-up bezieht seine Kredite und Beteiligungen von inländischen Investoren. Der Rest bekommt sein Geld aus Nordamerika, Asien oder von anderen europäischen Staaten. Jedes zweite deutsche Unternehmen hat sich in den vergangenen 20 Jahren von der Börse verabschiedet, neue Listings sind hierzulande äußerst selten. Nur knapp 18 Prozent der deutschen Sparer besitzen Aktien, in den USA sind es die Hälfte und in Schweden sogar 52 Prozent.

Die Folgen für die deutsche Wirtschaft

Die Folgen für die deutsche Wirtschaft

Die Konsequenzen sind dramatisch. Auf deutschen Bankkonten schlummern derzeit 2,6 Billionen Euro, die meist gar nicht oder niedrig verzinst werden. Das sind fast zwei Drittel des deutschen Bruttoinlandsprodukts. Der Wert aller an Deutschlands Börsen gelisteter Unternehmen fällt jedenfalls deutlich geringer aus, auch wenn er zuletzt wegen der anhaltenden Kursgewinne kräftig angestiegen ist. Das Kapital in Deutschland sucht sich angesichts der Marktschwäche den Weg ins Ausland. Allein bei den Direktinvestitionen betrugen die Nettoabflüsse im vergangenen Jahr 94 Milliarden Euro. In den beiden Jahren zuvor waren es immer mehr als 100 Milliarden.

Ein Weckruf für die deutsche Wirtschaft

Ein Weckruf für die deutsche Wirtschaft

Die deutsche Wirtschaft muss sich diesem Trend entgegenstellen. Es braucht effiziente Märkte, um das vorhandene Kapital an die richtige Stelle zu bringen. Die europäische Industrie benötigt Milliarden und Billionen an Finanzmitteln, um die grüne Transformation zu erreichen. Die bröckelnde Infrastruktur Deutschlands muss repariert werden. Europas kleine und mittlere Unternehmen benötigen bis 2040 rund zwei Billionen Euro für Ersatz- und Modernisierungsinvestitionen. Es ist Zeit, dass die deutsche Wirtschaft endlich aufwacht und sich diesem Problem stellt.

Stefan Lehmann

Ich bin Stefan, ein Journalist von der Webseite Uslar Hier, einer nationalen Zeitung für das Zeitgeschehen. Ich liefere die neuesten Nachrichten mit strenger Objektivität und decke eine Vielzahl von Themen ab. Meine Artikel sind gut recherchiert und informieren die Leser über wichtige Ereignisse in der Welt. Meine Leidenschaft für den Journalismus und mein Streben nach Wahrheit spiegeln sich in meiner Arbeit wider, während ich stets daran arbeite, die Leser bestmöglich zu informieren.

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