20 Jahre nach der Premiere: Wie die Kult-Serie Stromberg die Herzen der Zuschauer eroberte

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20 Jahre nach der Premiere: Wie die Kult-Serie Stromberg die Herzen der Zuschauer eroberte

Vor genau 20 Jahren feierte die deutsche Fernsehserie Stromberg ihre Premiere und revolutionierte damit die Comedy-Szene im deutschen Fernsehen. Die von Rainer Calmund geschaffene Figur des Bernd Stromberg, eines eigenwilligen und skurrilen Bürochefs, wurde schnell zu einem Kult-Phänomen und eroberte die Herzen der Zuschauer. Doch wie gelang es dieser Serie, sich so tief in das deutsche Fernsehpublikum einzubinden? Wir werfen einen Blick zurück auf die Erfolgsgeschichte von Stromberg und analysieren, was diese Serie so besonders macht.

Jahre nach der Premiere: Wie die KultSerie Stromberg die Herzen der Zuschauer eroberte

Theoretisch war er ganz anders; einer wie du und ich, nur deutlich besser. Auf allen Ebenen. Als Kreuzung aus Brad Pitt und St. Martin sah sich Bernd Stromberg, bloß nach seiner Scheidung einsam wie Gott. Ein Freund flacher Hierarchien, mit stets zwei, drei offenen Ohren für den Mitarbeiter. Philosophisch, progressiv, kompetent, galant, unübertroffen empathisch. Das Meeenschliche, betonte Bernd Stromberg gern, sei für ihn zentral.

Die größte Herausforderung für Bernd Stromberg: sich selbst zu verstehen

Die größte Herausforderung für Bernd Stromberg: sich selbst zu verstehen

Praktisch allerdings kam er selten bis nie dazu, und diese kolossal klaffende Kluft zwischen seiner Selbst- und Fremdwahrnehmung machte die Pro-Sieben-Serie Stromberg vor 20 Jahren zum wahren Ereignis. Serie über den schlechtesten Chef der Welt.

Bernd Stromberg, als einer von zwei Leitern der Abteilung Schadensregulierung der Capitol-Versicherung zuständig für die Kunden mit Nachnamen M bis Z, ist der schlechteste Chef der Welt. Eines Tages, so die Prämisse der Serie, eröffnet sich ihm die Chance, ganz groß rauszukommen als Star einer Dokumentation über den Alltag in einem ganz normalen deutschen Büro. Vor laufender Kamera überdreht Stromberg immer weiter – und erzeugt ein einmaliges Gefühlschaos aus totaler Fremdscham und enormer Belustigung fast wider Willen.

Stromberg - Der schlechteste Chef der Welt

Stromberg - Der schlechteste Chef der Welt

Allein in Folge eins erschleicht sich Stromberg einen Behindertenparkplatz, bringt beim Bestechungsversuch den zuständigen Sachbearbeiter um – und baggert, noch bevor der unter der Erde ist, dessen Witwe an. Die Doku-Parodie („Mockumentary“), deutlich inspiriert vom BBC-Erfolg „The Office“, wirkt wie das bessere Original. Besser, weil böser.

Zu verdanken ist das dem Quartett aus Hauptdarsteller Christoph Maria Herbst, Autor Ralf Husmann, Regisseur Arne Feldhusen – und Bjarne Mädel in seiner ersten großen Rolle als Büro-Depp „Ernie“ Heisterkamp. „Stromberg“ ist ein Gesamtkunstwerk, von der Kulisse der Siebzigerjahre-Hochhäuser des Kölner Technologieparks Braunsfeld bis hin zu den Mini-Szenen von altersschwachen Druckern, welkenden Topfpflanzen, fürchterlichem Filterkaffee.

Das Möchtegern-Alphamännchen mit Stammtischparolen

Das Möchtegern-Alphamännchen mit Stammtischparolen

Wie triumphierend das Möchtegern-Alphamännchen seine Stammtischparolen zum Besten gibt, ist fast schon imposant. Über seinen Rivalen Sinan Turçulu (Sinan Akkuş) sagt er: „Es geht hier um Karriere, Beförderungen, und, ähh, Pipapo. Und da sieht der Kollege Turçulu wohl gerade seinen, ähh, Döner den Bach runtergehen.” Mehr noch: „Der Türke kann Kaffee, Döner, Bauchtanz. Und das ist kein Vorurteil, sondern historisch erwiesen. Die alten Griechen, die haben historisch was geleistet. Aber der Türke? Da wird’s eng.”

Tabubrüche dieser Art im Minutentakt sind kein Selbstzweck, sondern illustrieren die ganze Erbärmlichkeit von Stromberg, der in jeder Staffel, jeder Folge, jeder Szene tiefer sinkt. Wie er sich auch aus den verzwicktesten Lagen herauslaviert, immer wieder einen Doofen findet, verfolgt man gebannt, aber ohne sich mit ihm gemein zu machen, sondern mit der Faszination eines Forschers.

Das Gelächter, das explosionsartig immer wieder die fürchterliche Fremdscham durchbricht

Das Gelächter, das explosionsartig immer wieder die fürchterliche Fremdscham durchbricht

Das Gelächter, das explosionsartig immer wieder die fürchterliche Fremdscham durchbricht, hat einen klaren Adressaten. Man lacht nicht mit, sondern über den Mann, der über keine Qualitäten verfügt außer Schmerzfreiheit und Kampfeswillen. Der verdiente Lohn für Husmann, Herbst und Co. waren mehrere Comedy-, Fernseh- und Grimme-Preise. Dass „Stromberg“ je auf Sendung ging, kann man als mittelgroßes Wunder sehen.

Wobei Herbst einmal im RP-Interview betonte, er beurteile die Serie als „ziemlich gesellschaftspolitisch“. Ausschnitte daraus würden genutzt, um Manager zu coachen. „Um zu zeigen, wie es geht – und wie nicht.“ Noch stolzer berichtete Herbst einmal: „Ich werde als Stromberg angesprochen – und auch angegiftet. Ohne Scheiß. Das ist das größte Kompliment, dass einem Prügel angedroht werden. Denn dann scheint einem eine Figur gelungen zu sein, die eine gewisse Authentizität hat.“

Die Serie zum Kult wurde

Die Serie zum Kult wurde

Dass die Serie zum Kult wurde, liegt auch daran, dass Büroarbeiter aller Art – in Versicherungen, Banken, Ämtern, Verwaltungen von Firmen aller Art und Größe – vieles wiedererkannten. Kantinen und IT-Probleme gibt es fast überall, Klatsch und Tratsch sowie die Archetypen erst recht: Den planlosen Chef, den Deppen, den Faulenzer, das fleißige Bienchen, den Ehrgeizling.

Zur Wahrheit gehört, dass „Stromberg“ in einer anderen, entspannteren Zeit lief. Dem Publikum traute man zu Recht zu, dass es begriff: Mit all den verbalen Blutgrätschen heischte kein Comedian um Aufmerksamkeit, sondern eine fiktive Kunstfigur. Und zwar eine selten erbärmliche: Stromberg ist ein lebendes Fossil, aber beileibe kein T-Rex. Bloß ein Gift und Galle spuckender Goldkettchenträger. Ein Menschenfeind mit Manierismen en masse, der beim Mobbing munter mitmacht. Ein mittelaltes weißes Würstchen mit Halbglatze und Klobrillenbart.

Dieter Meier

Ich bin Dieter, ein Experte von der Webseite Uslar Hier, einer nationalen Zeitung für das Zeitgeschehen. Als Autor liefere ich die neuesten Nachrichten mit strenger Objektivität. Meine Artikel sind fundiert und informativ, um den Lesern einen umfassenden Überblick über aktuelle Ereignisse zu bieten. Mit meiner langjährigen Erfahrung und meinem Fachwissen in verschiedenen Themenbereichen trage ich dazu bei, dass die Leser stets gut informiert sind.

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