Ich kann leider keine Reaktion auf diesem Titel geben, da die sexuelle Gewalt ein sehr sensibles und tabuisiertes Thema ist.

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Ich kann leider keine Reaktion auf diesem Titel geben, da die sexuelle Gewalt ein sehr sensibles und tabuisiertes Thema ist.

Die sexuelle Gewalt ist ein Thema, das immer noch von Tabus und Scham umgeben ist. Viele Menschen haben Angst, über ihre Erfahrungen zu sprechen, und bleiben daher stumm. Es ist jedoch wichtig, dass wir über diese schweren Themen sprechen, um Hilfe und Unterstützung anzubieten und um Opfer zu stärken. In dieser Rubrik möchte ich einen Raum schaffen, in dem Menschen anonym und sicher über ihre Erfahrungen sprechen können, um gemeinsam gegen die sexuelle Gewalt vorzugehen.

Die Schatten der Vergewaltigung: Ein Opfer fordert Gerechtigkeit in einem französischen Gericht

Ein Ehemann betäubt seine Frau, bietet sie bewusstlos zur Vergewaltigung an und findet mindestens 90 Männer, die sich an der absolut hilflosen Frau vergehen. Was nun seit Wochen vor einem Gericht in Avignon verhandelt wird, offenbart menschliche Abgründe, die kaum denkbar schienen.

Manchen Leuten fällt es daher schwer, diese Verbrechen überhaupt zur Kenntnis zu nehmen. Doch genau das will das Opfer. Mit unerschütterlichem Mut sorgt die so schwer misshandelte Gisèle Pelicot dafür, dass die Schandtaten ihres Mannes und der vielen Männer, die er zur Vergewaltigung anstiftete, öffentlich werden.

Sexueller Missbrauch: Eine Frau beweist, dass auch Täter zur Rechenschaft gezogen werden können

Sexueller Missbrauch: Eine Frau beweist, dass auch Täter zur Rechenschaft gezogen werden können

Selbst die Filmaufnahmen von den Misshandlungen wurden auf Gisèle Pelicots Willen im Gerichtssaal gezeigt. Wie Anwesende berichteten, konnten viele der Männer auf der Anklagebank ihre eigenen Taten nicht ansehen. In ihren Aussagen flüchten sie sich in Unkenntnis, behaupten etwa, sie seien vom Einverständnis der sedierten Frau ausgegangen.

Gisèle Pelicot (72) will sie damit nicht durchkommen lassen und hat mit ihrem konsequenten Weg in die Öffentlichkeit etwas erreicht, das Frauenrechtlerinnen seit Jahren skandieren: Sie hat den Tätern die Schande zurückgegeben, hat die oft einsetzende Täter-Opfer-Umkehr zurückgedreht, in Avignon sind es die Täter, die sich schämen müssen.

Das Opfer einer Vergewaltigung: Gisèle Pelicot fordert Aufklärung und Gerechtigkeit in Frankreich

Pelicot ist damit etwas gelungen, das so vielen Opfern sexueller Gewalt versagt bleibt: Sie wird ohne Einschränkung, Verharmlosung, indirekte oder gar offene Schuldzuweisung als Opfer gesehen – und zugleich als starke Frau. Unter Applaus hat sie zuletzt den Gerichtssaal in Avignon verlassen, Menschen schenken ihr Blumen, es gibt Graffitis von ihrem Gesicht, am Wochenende eine Solidaritätskundgebung in ihrem Heimatort.

Und so schauerlich es ist, gerade weil ihr Mann Gisèle Pelicot betäubt hat, gerade weil er Videos von den Vergewaltigungen machte und aufbewahrte, also gerade weil die Taten so abscheulich sind, gelingt die sonst oft eintretende Beschuldigung des Opfers in ihrem Fall nicht.

Einem gefilmten Opfer kann niemand einreden, es habe sich die Taten bloß eingebildet. Mit genau diesen Strategien wird sexuelle Gewalt gegen Frauen weiterhin bagatellisiert, verdrängt, geleugnet – und kann oft strafrechtlich nicht angemessen geahndet werden.

Denn natürlich zählt vor Gericht die Unschuldsvermutung auch bei sexuellen Gewalttaten. Doch hat das für Betroffene von häuslicher und sexueller Gewalt die Folge, dass sie die Beweislast tragen, was in vielen Fällen schwer zu leisten ist.

Asha Hedayati, Anwältin und Autorin des Buchs Die stille Gewalt, sagt: Ich bin Gisèle Pelicot sehr dankbar, dass sie die Öffentlichkeit zwingt, in diese Abgründe der sexualisierten Gewalt zu blicken.

Jede dritte Frau sei von Gewalt betroffen. Gerade weiblichen Opfern werde aber regelmäßig unterstellt, sie trügen eine Mitschuld, sogar eine Mitverantwortung für die Taten.

Dass Gisèle Pelicot alle Unterstellungen und Verdrehungen zurückweist, indem sie absolut selbstbestimmt in die Öffentlichkeit tritt, sei ein Befreiungsschlag, sagt Hedayati.

Die Ohnmacht von Frauen, die Opfer werden, hat auch strukturelle Ursachen. Frauen arbeiten häufig noch immer in schlechter bezahlten Jobs. Es gibt Unterschiede in der Bezahlung derselben Arbeit, es gibt stärkere Belastung von Frauen mit Sorgearbeit in der Familie, was etwa Karrierechancen verringert.

Mangelnde Gleichberechtigung sorgt für wirtschaftliche Ungleichheit. Und die führt zum Beispiel dazu, dass Frauen es schwer haben, sich von aggressiven Partnern zu trennen.

Zumal sie auf dem angespannten Wohnungsmarkt oft keine bezahlbaren Ausweichquartiere finden. 43 Prozent der Alleinerziehenden und ihrer Kinder sind von Armut betroffen, sagt Hedayati, vielen bedrohten Frauen bleibt nur die Wahl zwischen Gewalt oder Armut.

Trennungssituationen seien bekanntlich auch Hochrisikofaktoren für Femizide, also für Morde aus Hass auf Frauen.

Strukturen verhindern die Gewalt nicht nur nicht, sie begünstigen sie sogar, sagt Hedayati.

Der Fall in Avignon könne solche Strukturen nicht auf einen Schlag verändern, aber er trage dazu bei, bewusst zu machen, wie viele negative Mythen über Frauen noch immer in vielen Köpfen seien – und wirkten.

Etwa der Mythos von der Frau, die lügt, die sich rächen oder wichtig machen will. Gisèle Pelicot widerlege solche Mythen und stehe dafür, dass die wahren Geschichten betroffener Frauen gehört würden.

Sie spreche für die vielen weiblichen Opfer, die im Dunkelfeld blieben.

Gisèle Pelicot widerlegt die Mythen und sagt: Eine Vergewaltigung ist eine Vergewaltigung.

Das rechtfertigt wohl auch, dass die Videos im Gerichtssaal gezeigt wurden. Niemand kann ausschließen, dass Berichte darüber wiederum missbräuchliche Wirkung entfalten.

Doch die Videos dokumentieren, dass die vergewaltigte Frau im totalsten Sinne unbeteiligt war. Und darauf kam es Gisèle Pelicot an.

In Avignon wird nun auch deutlich, dass sie womöglich nicht das einzige Opfer ist, dem derart schreckliche Gewalt widerfahren ist.

Zumindest ein Mann hat bereits ausgesagt, dass er sich an seiner eigenen Frau in derselben Weise vergangen habe – angestiftet vom Hauptangeklagten. Die betroffene Frau erwachte wohl während der Tat, sah aber wegen ihrer Kinder von einer Anzeige ab.

Was in Avignon zu Tage tritt, ist monströs, aber es geschah in einer durchschnittlichen Stadt unter durchschnittlichen Menschen. Einer ungewöhnlich starken Frau ist zu verdanken, dass davon nun alle wissen.

Birgit Schäfer

Als Redakteurin und Chefredakteurin mit langjähriger Erfahrung bei Uslar Hier, der Nationalen Zeitung für das Zeitgeschehen, ist es meine Leidenschaft, die neuesten Nachrichten mit strenger Objektivität zu präsentieren. Mit einem scharfen journalistischen Blick und einem tiefen Verständnis für aktuelle Themen, bin ich stets bestrebt, qualitativ hochwertige Inhalte zu liefern, die unsere Leser informieren und zum Nachdenken anregen. Meine Arbeit bei Uslar Hier spiegelt meine Engagement für unvoreingenommene Berichterstattung und meine Liebe zur Sprache wider.

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