Wesel: Obdachlose kritisieren Caritas wegen 'Nächtigung'
In der Stadt Wesel ist eine Kontroverse zwischen den Obdachlosen und der Caritas entbrannt. Die Obdachlosen kritisieren die Caritas wegen ihrer Nächtigung, die angeblich nicht den Bedürfnissen der Menschen in Not entspricht. Die Obdachlosen fühlen sich von der Caritas nicht ausreichend unterstützt und bemängeln die mangelnde Qualität der Nächtigung. Die Caritas muss sich nun den Vorwürfen stellen und Lösungen finden, um die Situation der Obdachlosen zu verbessern.
Wohnungslose kritisieren Caritas-Konzept in Wesel
Mit dem Zustand der städtischen Notschlafstelle am Herzogenring in Wesel waren die wenigsten der etwa 40 Bewohner in den vergangenen Jahren wirklich zufrieden. Mal wurden die Zustände der Sanitäranlagen beklagt, dann gab es Probleme mit dem Sicherheitspersonal. Und dass in den Sommermonaten werktags alle halbwegs gesunden Wohnungslosen das Gebäude von 8 bis 16 Uhr verlassen müssen, hat auch vielen nicht gepasst.
Umso größer war die Hoffnung, dass mit der Übernahme der Unterkunft durch die Caritas zum 1. Oktober alles besser werden würde. Doch mittlerweile ist die Stimmung unter den Bewohnern gekippt. „Nach allem, was wir bislang wissen, wird fast alles nur schlechter als bislang“, beklagt Renate Hoppe. „Es ist eine Zumutung“
Nächtigung in Wesel: Einrichtung und Mobbing beklagt
In den vergangenen Monaten ist Renate Hoppe schon mehrfach auch öffentlich im Rahmen von Ausschusssitzungen als eine Art Vertreterin der Wohnungslosen in Erscheinung getreten. Im Gespräch mit unserer Redaktion erklärt Renate Hoppe, was ihr und vielen anderen an dem Konzept der Caritas überhaupt nicht gefällt.
„Jeden Abend wird uns demnächst ein anderes Bett zugewiesen. Unsere privaten Sachen müssen wir in einem Spind, den wir anmieten sollen, unterbringen. Das heißt, wir müssen morgens das Zimmer verlassen.“ Sie und viele andere würden außerdem befürchten, künftig nicht mehr am Wochenende auf ihren Zimmern bleiben zu können, so wie das bislang die Regel war.
Caritas-Verwaltung: ‚Herberge nicht mehr Obdachlosen-Campus‘
Caritas und Stadt planen „Obdachlosen-Campus“ Neubau in der Weseler Innenstadt. Die Caritas und die Stadt Wesel planen, eine neue Obdachlosenunterkunft zu errichten. Doch die Bewohner der aktuellen Unterkunft sind skeptisch.
„Wir wollen, dass niemand draußen übernachten muss. Keiner soll ohne Obdach sein. Es handelt sich nur um eine Übernachtungsmöglichkeit, um die schlimmste Not zu lindern – mehr aber auch nicht“, erklärt Michael van Meerbeck, Direktor des Wohlfahrtsverbandes.
Wohnungslose in Wesel: Kritik an Caritas-Übernahme der Notunterkunft
Besonders schwierig werde es wohl für diejenigen, die einen Job haben – so wie Renate Hoppe selbst auch. „Einige arbeiten bei Globus und müssen schon um 6 Uhr da sein und abends zum Teil bis 20.30 Uhr arbeiten. Wie soll das alles laufen, wenn abends immer wieder neu die Betten verteilt werden? Es ist doch eine Zumutung, wenn man jeden Abend seinen Schlafraum neu einrichten muss, um am nächsten Morgen alles wieder wegzuräumen.“
„Außer, dass die Zimmer nun von der Caritas gestrichen werden, gibt es für uns praktisch keine Verbesserung“, kritisiert Renate Hoppe.
Die Caritas hat jedoch versichert, dass sie die Situation verbessern will. Man werde, kündigt Michael van Meerbeck an, nun peu à peu alle Räume streichen und alle Betten mit leicht zu desinfizierenden neuen Matratzen und neuer Bettwäsche ausstatten. „Spannbetttuch, Kissen und Oberbett werden morgens in einen Sack gesteckt, der bis zum Abend in einem separaten Raum aufbewahrt wird.“ Abends ab 18 Uhr würden dann die freien Betten in den täglich gereinigten Räumen neu verteilt, erklärt van Meerbeck.
Die Caritas will auch allen Wohnungslosen, die in der Lage sind, eine Mietwohnung pfleglich zu behandeln, bei der Wohnungssuche helfen. Alternativ werde man in der angrenzenden Fluthgrafstraße zusätzliche Plätze im Betreuten Wohnen schaffen. An der Fluthgrafstraße gibt es übrigens schon längst eine Wärmestube, in der sich die Wohnungslosen tagsüber ab 8.30 Uhr aufhalten können.
„Um es einmal ganz klar zu sagen: Die Gesellschaft lässt niemanden, der nicht will, draußen schlafen. Es soll auch niemand verhungern und ohne ärztliche Behandlung sein. Aber darüber hinaus hat jeder eine Verantwortung für sich selbst. Ohne eigenes Mitwirken geht nun mal nichts“, stellt Michael van Meerbeck klar.
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