- Lebanon: Zweite Explosionenwelle nach Vorfall mit Walkie-Talkies
- Explosionen in Libanon: Hunderte Verletzte nach Walkie-Talkie-Angriff
- Pager-Angriff ist ein Stich ins Wespennest
- Was wir zu den Explosionen im Libanon wissen und was nicht
- Videos zeigen Panik während Beerdigungszeremonie
- Zahlreiche Häuser und Autos im Libanon beschädigt
- UN-Generalsekretär sieht Hinweise auf „dramatische Eskalation“
- Beschuss von Hisbollah und Israel zwingt Zehntausende auf beiden Seiten der Grenze zur Flucht
- Israels Armee legt Fokus auf Libanon-Grenze
Lebanon: Zweite Explosionenwelle nach Vorfall mit Walkie-Talkies
Im Libanon sind erneut Explosionen gemeldet worden, diesmal mit Walkie-Talkies als Ziel. Nachdem es in den letzten Tagen bereits zu einer Welle von Anschlägen in dem Land gekommen war, hat sich die Sicherheitslage weiter verschlechtert. Die jüngsten Explosionen haben sich in verschiedenen Teilen des Landes ereignet und haben nach Angaben von Augenzeugen zu erheblichen Schäden geführt. Die Ursache der Anschläge ist noch unklar, aber die libanesische Regierung hat bereits eine umfassende Untersuchung angekündigt, um die Hintergründe der Vorfälle aufzuklären. Die internationale Gemeinschaft ruft zu Ruhe und Besonnenheit auf, während die Menschen im Libanon in Angst und Sorge leben.
Explosionen in Libanon: Hunderte Verletzte nach Walkie-Talkie-Angriff
Bei erneuten Explosionen zahlreicher elektronischer Geräte sind im Libanon nach Behördenangaben über 450 Menschen verletzt worden. Außerdem seien 20 weitere getötet worden. Wie am Vortag soll es viele Mitglieder der proiranischen Hisbollah getroffen haben, hieß es aus libanesischen Sicherheitskreisen.
Pager-Angriff ist ein Stich ins Wespennest
Explodierende Funkgeräte der Hisbollah
Bereits am Dienstag waren an mehreren Orten im Libanon gleichzeitig Hunderte Pager explodiert, die Menschen unter anderem in ihren Hosentaschen trugen. Dabei wurden rund 2.800 Menschen verletzt und mindestens 12 starben.
Die Hisbollah machte Israel für den Angriff vom Dienstag verantwortlich und schwor Vergeltung. Israel selbst äußerte sich dazu nicht. Auch die Explosionen vom Mittwoch kommentierte Israel zunächst nicht.
Was wir zu den Explosionen im Libanon wissen und was nicht
Mehrere Tote und Verletzte
Angesichts der Lage will der UN-Sicherheitsrat zu einer Dringlichkeitssitzung zusammenkommen. Das mächtigste Gremium der Vereinten Nationen soll sich nach Angaben aus Diplomatenkreisen am Freitag um 21.00 Uhr MESZ treffen.
Israels Verteidigungsminister Joav Galant kündigte unterdessen eine „neue Phase“ des Kriegs mit einem Fokus auf den Norden an. Erneute Explosionen während Beerdigungsfeiern
Die zweite Explosionswelle durchzog den Libanon am späten Nachmittag. Während im südlichen Beiruter Vorort Beerdigungen für Opfer vom Vortag abgehalten wurden, wurden die erneuten Explosionen gemeldet.
Aus Hisbollah-Kreisen hieß es, „drahtlose Geräte wie Walkie-Talkies“ seien explodiert.
Videos zeigen Panik während Beerdigungszeremonie
Videos in sozialen Medien zeigten, wie sich während der Beerdigungszeremonie Panik ausbreitete, nachdem Knallgeräusche zu hören waren.
Der ranghohe Hisbollah-Funktionär Hashim Safieddine sagte als Reaktion auf die explodierten Pager vom Vortag: „Diese Aggression hat ihre eigene Strafe und Vergeltung, und die Strafe wird kommen.“
Die Hisbollah hatte bereits zuvor Vergeltung angekündigt. Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah wird sich am Donnerstag an die Öffentlichkeit wenden.
Zahlreiche Häuser und Autos im Libanon beschädigt
Auch in der Hafenstadt Tyrus im Süden des Landes waren Explosionsgeräusche zu hören, wie Menschen von vor Ort berichteten. Zahlreiche Krankenwagen seien im Einsatz.
Lokale Medien berichteten außerdem von Explosion in Sidon und weiteren Orten im Süden des Landes.
Der libanesische Zivilschutz sagte, seine Teams seien im Süden und Osten des Landes und in den südlichen Vororten Beiruts im Einsatz, um Brände an Autos, in Geschäften und weiteren Gebäuden zu löschen.
Diese Gebiete werden vor allem von der Hisbollah kontrolliert.
UN-Generalsekretär sieht Hinweise auf „dramatische Eskalation“
UN-Generalsekretär António Guterres sieht angesichts der Explosionen Hinweise auf eine massive bevorstehende Eskalation in Nahost.
„Die Logik hinter der Explosion all dieser Geräte besteht natürlich darin, dies als Präventivschlag vor einer größeren Militäroperation zu tun“, sagte Guterres in New York.
Es bestehe die „ernsthafte Gefahr einer dramatischen Eskalation“, so Guterres weiter. Es müsse alles getan werden, um diese zu verhindern.
Guterres sprach bei einer Pressekonferenz und bezog sich auf die Explosionen vom Dienstag - die Nachrichten der neuerlichen Detonationen trudelten während der Veranstaltung ein.
Das UN-Menschenrechtsbüro hatte den ersten mutmaßlich von Israel koordinierten Angriff zu diesem Zeitpunkt bereits als „schockierend“ verurteilt.
Es verstoße gegen internationale Menschenrechtsnormen, einen Angriff gleichzeitig auf Tausende Personen durchzuführen, ohne zu wissen, wer das Gerät zum Zeitpunkt des Angriffs bei sich hatte, oder wo und in welcher Umgebung die Person sich gerade befand.
Es könne sich auch um einen Verstoß gegen das humanitäre Völkerrecht handeln.
Definitive Feststellungen, ob eine Tat gegen das humanitäre Völkerrecht verstößt, können nur Gerichte vornehmen.
Beschuss von Hisbollah und Israel zwingt Zehntausende auf beiden Seiten der Grenze zur Flucht
Immer wieder gab es in den vergangenen Monaten die Befürchtung, der seit Monaten andauernde Beschuss zwischen der Hisbollah und dem israelischen Militär könne sich neben dem Gaza-Krieg zu einem zweiten, großen Kriegsschauplatz verwandeln.
Seit Beginn des Kriegs im Gazastreifen zwischen Israel und der islamistischen Hamas vor fast einem Jahr kommt es auch zwischen Israel und der Hisbollah nahezu täglich zu militärischen Konfrontationen.
Schon vor den Explosionen im Libanon hatte sich die Lage deutlich zugespitzt. Zehntausende Menschen auf beiden Seiten der Grenze mussten fliehen.
Der Konflikt wurde bisher nicht offiziell als Krieg deklariert. Dennoch wurden durch die Feuergefechte im Libanon laut einer Zählung der Nachrichtenagentur AFP bislang bereits 623 Menschen getötet, darunter mindestens 141 Zivilisten.
Auf israelischer Seite, inklusive der annektierten Golan-Höhen, wurden nach Behördenangaben bislang 24 Soldaten und 26 Zivilisten getötet.
Israels Armee legt Fokus auf Libanon-Grenze
Auch am Mittwoch kam es wieder zu gegenseitigem Beschuss. Die Hisbollah handelt nach eigenen Aussagen in Solidarität mit der Hamas im Gazastreifen.
Israels Armee teilte mit, dass mehr als 30 Geschosse aus dem Libanon Richtung Israel abgefeuert worden seien. Berichte über Verletzte gab es zunächst nicht.
Die Hisbollah reklamierte mehrere Angriffe auf israelische Ziele für sich. Die libanesische Staatsagentur NNA berichtete von mehreren israelischen Angriffen auf Orte im Südlibanon.
Israels Verteidigungsminister Joav Galant kündigte bereits eine „neue Phase“ des Kriegs an. Fokus sei die Front im Norden, wo die Armee sich die Gefechte mit der Hisbollah liefert, berichteten mehrere Medien unter Berufung auf Galants Büro.
Kräfte und Ressourcen sollten in den Norden verlagert werden, zitierten israelische Medien Galant weiter. Er habe an das kürzlich festgelegte Kriegsziel Israels erinnert: die Rückkehr geflüchteter Bürger in das Grenzgebiet.
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