Buch-Tipp: Was von meinem Vater bleibt von Jose Henrique Bortolucci

Buch-Tipp: Was von meinem Vater bleibt von Jose Henrique Bortolucci

Immer wieder suchen wir nach Antworten auf die Fragen, die uns unser Leben lang begleiten. In seinem beeindruckenden Roman Was von meinem Vater bleibt begibt sich der brasilianische Autor Jose Henrique Bortolucci auf die Suche nach dem Verhältnis zwischen Vätern und Söhnen. Durch die Geschichte eines jungen Mannes, der den Tod seines Vaters verarbeitet, öffnet Bortolucci einen Blick in die Tiefen der menschlichen Seele. Mit einfühlsamer Prosa und tiefgründiger Reflexion gelingt es dem Autor, die Komplexität der Vater-Sohn-Beziehung aufzubrechen. Ein unvergesslicher Roman, der uns zwingt, unsere eigenen Beziehungen neu zu überdenken.

Das Erbe meines Vaters: Eine lebensreiche Geschichte von José Henrique Bortolucci

„Wie erzählt man die Lebensgeschichte eines einfachen Mannes?“ Diese Frage steht am Anfang eines biographischen Romans, in dem der brasilianische Soziologe José Henrique Bortolucci seinen Vater porträtiert.

Die Antwort liegt in der Konzeption dieses ungewöhnlichen Buches, das einerseits ein liebevolles und anrührendes biographisches Porträt eines brasilianischen Fernfahrers ist, andererseits aber die ganz unterschiedlichen Standorte und Perspektiven von Vater und Sohn herausarbeitet.

Vom Fernfahrer zum Soziologen: José Henrique Bortolucis Biographie über seinen Vater

„Was von meinem Vater bleibt“ erschien in Brasilien 2023 und wurde dort sofort ein Bestseller. Didi, der Vater des Autors, war 50 strapaziöse Jahre Lkw-Fahrer auf den Straßen Brasiliens. Seine Fahrten standen oft im Dienst des Ausbaus der „Transamazônica“, die auf einer Länge von 4000 km immer neue Schneisen in den Regenwald des Amazonas-Beckens schlug.

Auch wenn Didi als Fernfahrer ein entbehrungsreiches Leben führte und seine Familie nur mühsam ernähren konnte, war er doch immer stolz auf seinen Beruf: auf die unzähligen Kilometer auf den Pisten Brasiliens, auf die Abenteuer, die er bestand, und auf die Kameradschaft untereinander.

Am Ende bezahlte er seinen stressreichen Beruf allerdings mit frühen, schweren Krankheiten.

Kritische Abrechnung mit dem brasilianischen „Fortschrittsmodell“

Doch Bortoluci wäre nicht der Soziologe, der er ist, wenn er nicht die Ausbeutung von Lkw-Fahrern wie seines Vaters und den Raubbau an ihrer Gesundheit in einen Zusammenhang bringen würde mit den politischen und gesellschaftlichen Fehlentwicklungen im Brasilien der letzten Jahrzehnte.

So wird das biographische Porträt des Vaters zu einer kritischen Abrechnung mit dem brasilianischen „Fortschrittsmodell“, das mit der Abholzung des Amazonas-Regenwaldes nicht nur die Vernichtung indigener Völker in Kauf nimmt, sondern auch die hier zahlreich eingesetzt Arbeiter brutal ausbeutet und zugleich den Kindern dieser Arbeiter-Generation – durch die Forcierung des Klimawandels – ihre Zukunft nimmt.

Ein Appell an uns alle

Bortolucis aktuell in 10 Sprachen übersetztes Buch ist so nicht nur ein anrührendes biographisches Porträt und ein kritischer Beitrag zur brasilianischen Klassengesellschaft, sondern auch ein Appell an uns, den Verlierern im Fortschrittsprozess (Menschen wie Natur) endlich die nötige Aufmerksamkeit zukommen zu lassen.

José Henrique Bortolucci: Was von meinem Vater bleibt, Aufbau Verlag, Berlin 2024

Ich hoffe, das hilft!