Anschlag Solingen: Trauer vermengt mit Zorn

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Anschlag Solingen: Trauer vermengt mit Zorn

Am 29. Mai 1993 geschah ein schockierender Anschlag in der nordrhein-westfälischen Stadt Solingen. An diesem Tag griffen rechtsextreme Gewalttäter ein Wohnhaus in der Unteren Wernerstraße an, in dem eine Familie türkischer Abstammung lebte. Bei dem brandanschlag kamen fünf Menschen ums Leben, zwei Frauen und drei Mädchen im Alter von 4, 9 und 12 Jahren. Die Trauer und Wut über diesen menschlichen Verlust waren groß. Die Gesellschaft war entsetzt und schockiert über die grausame Tat, die rassistischen Hintergründe offenbarte. Dieser Anschlag gilt als einer der schwersten rassistischen Anschläge in der deutschen Nachkriegsgeschichte.

Anschlag Solingen: Trauer vermengt mit Zorn

Der Blumenladen ist nur wenige Meter vom Tatort entfernt. Zwei Verkäuferinnen stehen an der Theke und binden schweigend kleine Sträuße aus dem, was noch übrig ist. Denn dort, wo sonst Rosen und Nelken, Gerbera und Chrysanthemen stehen, herrscht jetzt gähnende Leere.

„Scholz soll uns die Hoffnung geben, dass die Sache besser in die Hand genommen wird“

Blumenladen in Solingen: Ort des Schmerzes und der Trauer

Blumenladen in Solingen: Ort des Schmerzes und der Trauer

Neben der Stadtkirche unweit des Tatorts legen die Solinger laufend Blumen und Schilder nieder, zünden Kerzen an. Foto: Alexandra Rüttgen

„Heute Morgen waren ganze Schulklassen hier“, erzählt eine der beiden Floristinnen. „Das ist schon sehr surreal, dass es hier passiert, dass es so passiert“, sagt sie zum Anschlag. Auch sie selbst habe einen Trauerfall in der Familie. Ein Verwandter sei gestorben. Nicht bei dem Attentat, doch sie könne mitfühlen, was die Angehörigen der Getöteten jetzt empfinden.

Scholz will Hoffnung geben: Bundeskanzler besucht Solingen

Scholz will Hoffnung geben: Bundeskanzler besucht Solingen

Bundeskanzler Olaf Scholz besucht Solingen nach dem Messeranschlag. Foto: dpa/Henning Kaiser

Solinger wirft Fragen der Sicherheit auf: Tödlicher Messeranschlag

Unweit des Trauerortes steht auf dem Fronhof eine Menschenmenge. Viele recken die Hälse, um über die große Gruppe von Journalisten hinwegsehen zu können. Absperrungen und noch mehr Polizisten halten sie dabei auf Abstand: Dort, wo noch die Bühne steht, vor der das Attentat geschah, soll gleich Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) auftauchen.

Kanzler empfängt Buhrufe: Politiker diskutieren Zukunft der Sicherheit

Kanzler empfängt Buhrufe: Politiker diskutieren Zukunft der Sicherheit

Empfangen wurde er mit Pfiffen und Buhrufen. Auch NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU), seine Stellvertreterin Mona Neubaur (Grüne) und NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) sind gekommen.

„Wir, der Kurdische Verein in Solingen, verurteilen dieses abscheuliche Verbrechen und das terroristische Verhalten zutiefst“, ist in einer Solidaritätsbotschaft des Deutsch-Kurdischen-Vereins zu lesen.

Solinger warten währenddessen geduldig an der Absperrung. Dass der Kanzler mit Buhrufen empfangen wurde, „finde ich zum jetzigen Zeitpunkt nicht in Ordnung“, sagt Rainer Schmitz.

„Jetzt stehen wir blöde hier rum, da erwartet man doch, dass was gesagt wird“, ruft ein Mann. Ein Baby weint. „Eine Lachnummer ist das hier“, schimpft eine Frau. Warum? „Weil nichts passiert. Der Kanzler hält eine Rede, zeigt Anteilnahme, aber es passiert doch sowieso nichts. Was will der überhaupt hier?“

Klar wird: Das Entsetzen und Unverständnis darüber, dass der Täter abgeschoben werden sollte, dann aber untertauchen und in Solingen wieder auftauchen konnte, ist groß.

„Lasst die Menschen in Ruhe, lasst diese Stadt in Ruhe“, sagt Hendrik Wüst in die Mikrofone der Journalisten. Doch auch das können die Solinger nicht hören.

Erst, als sich die schwarzen Limousinen in Bewegung setzen, wird klar: Die Politiker sind wieder fort. Ohne zur Menge ein Wort der Begrüßung, der Erklärung oder des Trostes zu sagen.

Die Abordnung des Deutsch-Kurdischen Vereins konnte ihre Solidaritätsbotschaft nicht abgeben. Stattdessen bahnen sich die Männer nun den Weg zu einem Fernsehteam.

„So viel Polizisten hätten mal hier sein sollen, als das Stadtfest war“, sagt eine ältere Frau bitter.

Julia Schlömer und Dorothee Sarmov sitzen noch einige Zeit lang auf der Treppe zur Stadtkirche, während sich der Platz langsam wieder leert. Was sie Olaf Scholz gerne gesagt hätten? „Ich hätte ihn zum Sicherheitsaspekt der Veranstaltung befragt. Ob es nicht bessere Kontrollen bei so großen Veranstaltungen geben müsste“, antwortet Dorothee Sarmov. Und Julia Schlömer sagt: „Ich würde ihn fragen, wie kann die Sicherheit überhaupt noch in Deutschland gewährleistet werden?“

Udo Müller

Als Experte und leidenschaftlicher Autor auf Uslar Hier, der nationalen Zeitung für das Zeitgeschehen, bin ich Udo stets bemüht, die neuesten Nachrichten mit strenger Objektivität zu präsentieren. Meine Artikel sind fundiert recherchiert und bieten dem Leser einen umfassenden Überblick über aktuelle Geschehnisse. Meine Leidenschaft für den Journalismus spiegelt sich in jedem meiner Beiträge wider, und ich strebe danach, unseren Lesern stets relevante und informative Inhalte zu liefern. Mit Uslar Hier haben Sie einen verlässlichen Begleiter für die tägliche Nachrichtenberichterstattung.

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