Paul Celans und Ilana Shmuelis Briefe aus Krefeld treten auf die Bühne

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Paul Celans und Ilana Shmuelis Briefe aus Krefeld treten auf die Bühne

In einer einzigartigen kulturellen Veranstaltung wird das Krefelder Theater in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Literaturarchiv Marbach und der Ilana Shmueli Stiftung eine Auswahl von Briefen zwischen dem bedeutenden Dichter Paul Celan und der israelischen Schriftstellerin Ilana Shmueli auf die Bühne bringen. Diese intime Korrespondenz, die über viele Jahre hinweg geführt wurde, bietet einen tiefen Einblick in das Leben und Werk beider Autoren. Die Briefe werden von Schauspielern und Musikern interpretiert und mit Musik und Bildern untermalt, um die Atmosphäre der Briefe zu vermitteln. Das Ergebnis ist ein eindrucksvolles Theaterstück, das die Zuschauer in die Welt der beiden Schriftsteller entführt.

Briefe zwischen Freundschaft und Tragik: Celan und Shmueli treten auf die Bühne

Der Briefwechsel zwischen Paul Celan und Ingeborg Bachmann ist ein großartiges literarisches Vermächtnis. Weniger bekannt, aber äußerst bewegend sind die Briefe, die der Dichter und seine Jugendfreundin Ilana Shmueli einander schrieben – wenige Monate vor seinem Tod wiedergetroffen.

Ein schwieriges, hoch emotionsgeladenes Verhältnis: Celan und Shmueli auf der Bühne

Ein schwieriges, hoch emotionsgeladenes Verhältnis: Celan und Shmueli auf der Bühne

Die Briefe von Celan und Shmueli stehen im Mittelpunkt der konzertanten Lesung Sag, dass Jerusalem ist am Donnerstag, 19. September, 20 Uhr, im Theater. Unter der musikalischen Leitung von Roman Salyutov (Leiter des Sinfonieorchesters Bergisch Gladbach) spielen Agnes Grube (Oboe) und Roman Salyutov (Klavier) Werke von Gustav Mahler, Felix Mendelssohn Bartholdy, Viktor Ullmann, Mordechaj Gebirtig und Maurice Ravel. Sprecher ist Hanno Dinger.

1965 trifft Paul Celan in seiner Wahlheimat Ilana Shmueli wieder. Beide sind in Czernowitz, das damals zu Rumänien gehörte, in jüdischen Familien aufgewachsen und waren in ihrer Jugend befreundet. Das Leben im Ghetto hat sie geprägt. Dann haben sie sich aus den Augen verloren.

Celan ist nicht zuletzt durch das Gedicht Todesfuge in die Oberliga der deutschen Dichter der Nachkriegszeit aufgestiegen, aber psychisch stark angeschlagen. Er hat den Holocaust überlebt, seine Eltern wurden ins Zwangsarbeiterlager in Michailowka deportiert. Der Vater starb dort an Typhus, die Mutter wurde erschossen. Seine Wurzeln in Czernowitz und im Judentum haben Celan in seinem Werk geprägt.

Shmueli war mit ihrer Familie in das damalige Palästina ausgewandert und hat alle Phasen des alsbald gegründeten Staates Israel mit seiner Bedeutung für Gesellschaft, Kultur und Politik erlebt. Sie lädt ihn ein. Im Herbst 1969 reist Celan zum ersten und einzigen Mal nach Jerusalem. Mit dieser Reise verdichtet sich ihre Korrespondenz: 130 Briefe sind erhalten.

Britta Shulamit Jakobi hat sich auf Spurensuche eines schwierigen, hoch emotionalen Verhältnisses begeben und dafür auch die 20 Jahre nach Celans Tod aufgeschriebenen Reflexionen Schmuelis – Sag, dass Jerusalem ist – verwendet. Die darin beschriebenen Aspekte, Empfindungen und Gedanken lassen Paul Celan in weiterem Licht erscheinen und in einer weiteren Vielschichtigkeit erkennen. Es ist ein Erlebnisbericht, der auch die Zuneigung und Liebe von Ilana Shmueli und Paul Celan füreinander widerspiegelt.

Die Düsternis und die Schwere seiner Auseinandersetzungen mit dem Leben – insbesondere mit dem Judentum – spiegelt sich in Celans Werk. Dem Leben ist er psychisch nicht mehr gewachsen. In den 1960er Jahren wird er mehrmals in psychiatrische Kliniken eingewiesen. Er hat Wahnvorstellungen. Einmal hätte er in einem solchen Zustand fast seine Ehefrau ermordet. Das Paar trennte sich daraufhin räumlich – blieb aber verbunden.

Wie und wann genau Celan gestorben ist, ist bis heute nicht geklärt. Am 1. Mai 1970 hat man seine Leiche bei Courbevoie in der Seine gefunden. Vermutlich war er am 20. April 1970 zwölf Kilometer stromaufwärts am Pont Mirabeau in Paris in den Fluss gesprungen. Sein Grab befindet sich auf dem Cimetière parisien de Thiais.

Das Projekt Sag, dass Jerusalem ist hatte mit einer Radioaufzeichnung des WDR im Februar 2021 Premiere. In Krefeld gibt es ein Nachgespräch, das Sandra Franz, Leiterin der NS-Dokumentationsstelle, moderiert.

Andreas Möller

Ich bin Andreas, ein Redakteur der Website Uslar Hier, eine nationale Zeitung für das Zeitgeschehen. Als Redakteur auf dieser Plattform verfasse ich Artikel mit strenger Objektivität, um unseren Lesern stets die neuesten Nachrichten zu liefern. Meine Leidenschaft für Journalismus und mein Engagement für die Wahrheit spiegeln sich in meinen Beiträgen wider, während ich kontinuierlich daran arbeite, unsere Leserschaft mit relevanten und informativen Inhalten zu versorgen.

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