Corona: Politiker haben auch Anspruch auf faire Behandlung
In Zeiten von Covid-19 und immer neuen Lockerungen und Einschränkungen geraten auch Politiker unter Druck. Viele Menschen fragen sich, warum gerade die politische Elite nicht denselben Regeln unterliegt wie die breite Bevölkerung. Doch ein wichtiger Aspekt wird oft übersehen: auch Politiker haben Anspruch auf faire Behandlung. Immer mehr Fälle von Covid-19-Infektionen bei Politikern machen deutlich, dass auch sie nicht immun gegen das Virus sind. Es ist daher umso wichtiger, dass sie gleichberechtigt behandelt werden und nicht benachteiligt oder bevorzugt werden.
Politiker haben auch Anspruch auf faire Behandlung
Nun sind die Protokolle des Robert-Koch-Instituts (RKI) über Entscheidungen während der Corona-Krise veröffentlicht worden, und der für die Öffentlichkeit wesentliche Aufreger sind die geschwärzten Stellen.
Dies war zu erwarten, denn Geheimnisse verlocken nun einmal mehr dazu, sie zu entschlüsseln, als offensichtliche Inhalte. Und geradezu reflexhaft tritt sofort eine personen- und nicht sachbezogene Fehlersuche in den Vordergrund der Debatte.
Zweifellos ist es eine sehr wertvolle, um nicht zu sagen fundamentale Errungenschaft der Demokratie, dass sich politische Führer und Entscheidungsträger der öffentlichen Kritik stellen müssen. Aber der triumphal erhobene Zeigefinger, dass man es doch schon vor drei Jahren hätte besser wissen müssen, ist nicht nur billig und schäbig, sondern schadet auch unserer politischen Kultur.
Die Furcht vor persönlichen Angriffen
Erleben wir nicht immer häufiger, dass sich Menschen aus ihrem politischen Engagement zurückziehen, weil sie sich für diesen Umgang mit ihrer Person schlichtweg zu schade sind, dass sie gar Angst vor persönlichen Angriffen haben müssen?
Aber was und wer bleibt unserem Staat, wenn das Tragen von Verantwortung zu einer unerträglichen Last gemacht wird, wenn wir die Entscheidungen damit denen überlassen, die sich über alle Skrupel hinwegsetzen?
Es geht um Fairness, dass alle, die sich an der Bekämpfung der Corona-Katastrophe aktiv oder durch Entscheidungen beteiligt haben, einen Anspruch auf äußerste Fairness in der Diskussion haben.
Abgesehen von dem billigen Genuss, Entscheidungen in der Rückschau, wenn die akute Gefahr gebannt zu sein scheint, als fehlerhaft zu bezeichnen, ist es doch völlig belanglos, welche Personen seinerzeit welche Entscheidung getroffen haben.
Eine derartige Katastrophe fehlerfrei zu managen, ist eine absurd lebensfremde Forderung. Wenn in der Krise Fehlentscheidungen getroffen wurden, dann doch vor allem deshalb, weil wichtige Daten und Fakten (noch) nicht zu Verfügung standen, über die wir heute verfügen.
Die nächste Pandemie wird kommen
Eine Fehleranalyse ist notwendig, aber es geht ausschließlich darum, die entscheidungsrelevanten Daten zu identifizieren und nach Lösungen zu suchen, damit diese Daten bei der nächsten Pandemie den dann Verantwortlichen früher und ausreichend zur Verfügung stehen.
Das allein ist ein vernünftiges Ziel der Analyse der Corona-Protokolle, denn die nächste Pandemie wird kommen, früher oder später, und dann sollten wir besser vorbereitet sein.
Wolfgang Brüninghaus, Kinder- und Jugendarzt in Kleve, schreibt an dieser Stelle alle paar Wochen von seinem Beruf. Foto: Brüninghaus
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