Das stillere Ableben eines Alleinstehenden aus Leichlingen

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Das stillere Ableben eines Alleinstehenden aus Leichlingen

In der vergangenen Woche ereignete sich in der rheinischen Stadt Leichlingen ein trauriges Ereignis, das die lokale Bevölkerung tief bewegt hat. Ein Alleinstehender, der in einem Mehrfamilienhaus in der Stadtmitte wohnte, verstarb unter noch ungeklärten Umständen. Die Polizei hat bereits Ermittlungen aufgenommen, um die genauen Tatumstände aufzuklären. Die Bewohner der Stadt sind schockiert über den plötzlichen Tod des Mannes, der keine Angehörigen hinterließ. Die Stadtverwaltung hat bereits ihre Anteilnahme bekundet und bietet Unterstützung für diejenigen an, die vom Tod des Mannes betroffen sind. In den kommenden Tagen wird es weitere Informationen über den Todesfall geben.

Ein stiller Abschied: Herbert, ein Alleinstehender aus Leichlingen, verstorben mit 82 Jahren

Es wird keine große Beerdigung mit Empfang geben, keine Würdenträger, die Gutes zu berichten wissen, und auch keine Posts in den Sozialen Netzwerken. Man nennt das etwas beschönigend: Beerdigung im kleinen Kreis. Zwei Schwestern kommen zur Beerdigung aus Niedersachsen und Baden-Württemberg, und seine Neffen werden da sein.

In den meisten Fällen ist der Abschied einfach still. So auch in diesem Fall. Mein Onkel Herbert ist tot. Ein Mann ist mit 82 Jahren gestorben. In Schwiddern in Ostpreußen im Krieg geboren, vertrieben und in Niedersachsen groß geworden, war Herbert ein vor Gesundheit strotzender Landwirt, überzeugter Single, Eigenbrötler und Familienmensch.

Seit 50 Jahren lebte er in Leichlingen, hatte für Bayer auf dem Versuchsgut Höfchen bis zur Rente gearbeitet. Er war immer mit dem Auto unterwegs und besuchte seine Familie – ob Mutter, Schwestern oder Cousins. Herbert besuchte sie alle gerne – nur selbst wollte er in seinem Apartment keinen Besuch haben. Keine Feiern mit Freunden und Kollegen – lieber für sich allein sein.

Herberts Weg der schnellen Geselligkeit

Herberts Weg der schnellen Geselligkeit

Vor 30 Jahren war er nach Balken gezogen – ruhig gelegen und doch zu Fuß schnell in der Stadt und zur Arbeit. Seine Schwester wohnte bereits in Leichlingen, und sie hatte ja drei Kinder. Somit hatte er seinen lokalen Kontakt – seine familiäre Anlaufstelle. Es war auch sein Weg der schnellen Geselligkeit – einfach mal auf einen Kaffee oder Mittagessen vorbeischauen. Uns Kinder zu Familienbesuchen mitnehmen, uns ein paar Mark für die Kirmes zustecken oder mal eben die Schwester abholen und mit dem Fahrrad durchs Bergische starten.

Einfach ein toller Bruder und ein toller Onkel. Doch dann starb seine kleine Schwester, und die Neffen waren mittlerweile in die Ferne gezogen. Ein Stück Familie: Gunnar Gmilkowsky als Kind mit seinem Onkel Herbert.

Die Vereinsamung

Die Vereinsamung

Neben der Rente war der Verlust seiner Schwester ein großer Schritt zur Vereinsamung, und diese Einsamkeit veränderte auch sein Wesen. Er war weder bei der Freiwilligen Feuerwehr noch im Karnevalsverein. Er hatte auch keinen festen Freundeskreis, mit dem man sich traf, keine ehemaligen Kollegen – darauf verwendete er keine Energie.

Er war auch kein Vieltelefonierer, und mit dem Alter fuhr er auch kaum mit dem Auto. Nein, er wollte auch nichts von Essen auf Rädern Betreutem Wohnen oder gar Seniorenresidenz hören.

Der tägliche Spaziergang

Stattdessen ging er seit seiner Rente jeden Tag spazieren. Immer in die Stadt für ein Mittagessen und für zwei Bierchen in seinen Kneipen. Nein, er war keiner der Sprücheklopfer an der Theke – kein beliebter Stammgast, den alle kennen und der zu Geburtstagen eingeladen wird. Er war der freundlich Lächelnde, der Unscheinbare, der Ruhige, der Zuhörer – halt der Herbert.

Nachdem meine Mutter in Leichlingen gestorben war, habe ich mich um ihn gekümmert. Doch es ist etwas anderes, wenn man sich um die Eltern oder um seinen Onkel kümmert. Da ist mehr Distanz. Was ich sagen kann, und da bin ich schon etwas stolz, ich war immer für ihn da.

Doch Herbert rief nicht zu Geburtstagen an, oder weil er einsam war. Er rief nur an, wenn der Fernseher flimmerte, Briefe beantwortet und etwas repariert werden musste. Er rief auch nicht an, wenn er gestürzt war und sich eine ordentliche Wunde zugezogen hatte. Zum Glück hatte er sehr nette Nachbarn in Balken, die ihm immer hilfreich zur Seite standen, ganz besonders als das Hochwasser vor drei Jahren Balken traf.

Sein Stadtteil, sein Keller und sein Auto waren abgesoffen und Herbert nicht erreichbar. Damals war ich über das Leichlinger Netzwerk so dankbar – über Facebook fand ich schließlich die liebe Person, die sich um Herbert gekümmert hatte. Aber auch sonst bekam ich meine Informationen: Der Herbert ist heute gestürzt, wir machen uns Sorgen! Diese Nachricht kam des Öfteren und bedeutete für mich, dass ich zeitnah nach Leichlingen düsen durfte.

Jaja, in Balken kannte man ihn mittlerweile. Wobei Kennen immer so eine Sache ist. Nein: Es kannte Ihn wirklich kaum einer, aber man erkannte ihn – der Herbert halt.

Am 6. Juli bekam ich in meinem Urlaub in Italien dann wieder eine Nachricht. Seine Nachbarn hatten Herbert seit ein paar Tagen nicht mehr auf dem täglichen Weg in die Stadt gesehen. Man machte sich Sorgen und klemmte eine Zeitung in seine Tür, um zu sehen, ob er sich regt. Doch als ich am darauffolgenden Tag seine Tür öffnete, war Herbert tot. Er war einfach gestorben – alleine. Für mich war er mehr – er war mein Onkel – ich kannte ihn.

Udo Schmid

Ich bin Udo, Experte von der Webseite Uslar Hier, einer nationalen Zeitung für das Zeitgeschehen. Mit strenger Objektivität präsentiere ich die neuesten Nachrichten, um Leserinnen und Leser stets informiert zu halten. Meine Berichte sind gründlich recherchiert und bieten einen umfassenden Überblick über aktuelle Ereignisse in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Vertrauen Sie auf meine Expertise, um stets auf dem Laufenden zu bleiben.

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