Wiebers Oper Freischütz bei den Festspielen in Bregenz

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Wiebers Oper Freischütz bei den Festspielen in Bregenz

Die diesjährigen Festspiele in Bregenz bieten Musikliebhabern ein Highlight der besonderen Art: die Oper Freischütz von Carl Maria von Weber. In einer aufwendigen Neuinszenierung wird das Werk unter der Regie von Kaspar Zehrer und der musikalischen Leitung von Dirk Kaftan aufgeführt. Die Handlung spielt im 17. Jahrhundert und erzählt die Geschichte des Jägers Max, der einen Pakt mit dem Teufel schließt, um den Königsschuss zu erlangen. Neben dem Orchester der Bregenzer Festspiele treten namhafte Sänger auf, darunter der Tenor Mauro Peter als Max. Ein unvergessliches Erlebnis für alle, die die Oper lieben!

Philipp Stölzl dirigiert ein opulentes Spektakel: 'Freischütz' bei den Festspielen in Bregenz

Das hat Seltenheitswert auf der Seebühne in Bregenz: Nach der Premiere sind Buhrufe zu hören, die Philipp Stölzl gelten. Er ist für die Inszenierung von Carl Maria von Webers „Freischütz“ in dieser Festspielsaison am Bodensee verantwortlich.

Und er nimmt die romantisch vertonte Gruselsage als Gerüst für ein opulentes Spektakel mit Zombies, die aus dem See auftauchen, feuerspuckender Schlange, brennenden Kreisen im Wasser, in Flammen stehenden Rädern einer Kutsche, die von einem Pferdeskelett gezogen wird. Subtil ist anders, hier wird geklotzt.

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Bregenz erobert: 'Freischütz' als grandioses Spektakel für jung und alt

Nicht wenigen Liebhabern des klassischen Opernformats ist das zu viel. Zumal Stölzl sehr robust ans Libretto herangeht: Viele Dialoge werden neu geschrieben und eine Rolle nicht nur umgedeutet, sondern auch aufgewertet: Der Teufel Samiel – in Webers Fassung eine Nebenfigur – führt als Kommentator in Reimform durch die Oper, erklärt, spottet, durchbricht immer wieder die vierte Wand zum Publikum – und macht deutlich, dass hier nicht alles ernst gemeint ist und Oper auch mal Persiflage sein darf.

Die diesjährige Festspielsaison läuft noch bis zum 18. August. 2025 wird erneut der „Freischütz“ gezeigt. Der Vorverkauf für die Aufführungen vom 17. Juli bis 17. August beginnt im Oktober. Info Karten und Infos unter www.bregenzerfestspiele.com.

Der Teufel als Conférencier: 'Freischütz' bei den Festspielen in Bregenz als einzigartige Opernerfahrung

Das bringt der Inszenierung einiges an Kritik ein. Der Teufel rede zu viel und erkläre selbst das Offensichtliche, durch seine Rolle und die Spezialeffekte werde die Musik zur Nebensache. Dabei liegt in beiden Elementen die große Chance, Menschen für die Oper zu begeistern, die bis jetzt den Kinosaal bevorzugen.

Dass dies bitter notwendig ist, dürfte jedem klar sein, der im Publikum nach rechts und links schaut: Jeder unter 60 Jahren senkt das Durchschnittsalter, es ist also höchste Zeit, sich Sorgen um die Zukunft dieses Kultfestivals zu machen.

Und wenn es auf dieser Bühne mal nicht etwas spektakulärer zugehen darf, wo denn bitte dann? Zumal die Handlung einlädt, in die Vollen zu gehen: Max (Thomas Blondelle) darf seine geliebte Agathe (Elissa Huber) nur heiraten, wenn er beim Probeschuss das Ziel trifft.

Der Teufel als Conférencier nimmt den Besucher an die Hand – und Schauspieler Moritz von Treuenfels macht das mit viel Ironie und Humor wirklich sehr gut. Harry-Potter-Fans fühlen sich durch das Eröffnungsbühnenbild ins Zauberdorf Hogsmeade versetzt, für die Schlange als Gehilfin des Teufels könnte der Basilisk aus der Kammer des Schreckens Pate gestanden haben.

Auch ältere Semester können parodistisch-kulturelle Anleihen entdecken. Der Teufel erinnert in Mimik und Gestik an Gründgens Mephisto-Interpretation – nur noch besser gelaunt. Und der Fürst, der zum Finale im Barock-Schlitten anreist, hat verblüffende Ähnlichkeit mit dem bayerischen Märchenkönig Ludwig II.

Dazu ein bisschen Geisterbahn, ein bisschen Hitchcock-Vögel, ein bisschen 50er-Jahre-Revue, wenn eine Arie von einem Wasserballett begleitet wird, und ganz viel Feuer und Flamme. Das passt zu einem Spielort, an dem der Besucher eben nicht in die elegante Abendgarderobe schlüpft, sondern sich ein Regencape umbindet.

Ob eine lesbische Liebesgeschichte zwischen Agathe und ihrer Freundin Ännchen (Gloria Rehm) als künstlerische Freiheit und Modernisierungselement des Regisseurs jetzt zwingend notwendig gewesen wäre, sei dahingestellt. Doch trotz aller Eingriffe in das Original bleibt der zentrale Konflikt der Oper erhalten, der damals wie heute aktuell ist: Ein Außenseiter muss sich die existenzielle Frage stellen, wie viel Böses er zulassen will, um seine eigenen Ziele zu erreichen.

Nicht zuletzt ist großartige Musik zu hören (Leitung: Erina Yashima) – mit allen Hits, die den „Freischütz“ schon bei der Premiere 1821 zu einem Erfolg und großer Unterhaltung machten.

Vor der Traumkulisse des Bodensees gelingt dies wieder, wenn man bereit ist, sich auf diese Inszenierung einzulassen, und sich selbst als Opernbesucher vielleicht nicht ganz so wichtig nimmt.

Birgit Schäfer

Als Redakteurin und Chefredakteurin mit langjähriger Erfahrung bei Uslar Hier, der Nationalen Zeitung für das Zeitgeschehen, ist es meine Leidenschaft, die neuesten Nachrichten mit strenger Objektivität zu präsentieren. Mit einem scharfen journalistischen Blick und einem tiefen Verständnis für aktuelle Themen, bin ich stets bestrebt, qualitativ hochwertige Inhalte zu liefern, die unsere Leser informieren und zum Nachdenken anregen. Meine Arbeit bei Uslar Hier spiegelt meine Engagement für unvoreingenommene Berichterstattung und meine Liebe zur Sprache wider.

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