Das Menuhin-Festival in Gstaad: Harmonie in der idyllischen Schweiz

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Das Menuhin-Festival in Gstaad: Harmonie in der idyllischen Schweiz

Im Herzen der Schweizer Alpen findet alljährlich eines der bedeutendsten Musikfestivals der Welt statt: das Menuhin-Festival in Gstaad. Dieses traditionsreiche Event lockt Musikliebhaber aus aller Welt an, um die idyllische Atmosphäre der Schweizer Berge zu genießen und die künstlerischen Höchstleistungen der internationalen Musikelite zu erleben. Seit seiner Gründung durch den Geiger Yehudi Menuhin im Jahr 1957 hat sich das Festival zu einem wichtigen Kulturtreffen entwickelt, das die Verbindung zwischen Musik, Natur und Kultur feiert. In diesem Jahr wird das Menuhin-Festival wieder mit einer eindrucksvollen Programmvielfalt aufwarten, die die Zuhörer in die Welt der klassischen Musik entführen wird.

Idylle und Exklusivität: Das MenuhinFestival in Gstaad

Der liebe Gott hat krumme Finger. Das weiß so gut wie jeder hier im Saanenland, jener Region im Berner Oberland, deren fünf Täler einer Legende nach durch den Handabdruck des Allmächtigen geformt wurden. Hinter Thun nach Südwesten abbiegend, schlängelt der Autofahrer sich von einem Tal ins nächste und kommt sich angesichts massiver Felswände kleiner vor als ein Silberfisch.

Es ist eine Bilderbuch-Schweiz mit zackigen Gipfeln, die die Besucher auf dem Weg nach Gstaad empfängt. Heute touristischer Hauptort der Region, zog das Dörfchen in den 1950er Jahren jede Menge Prominenz an: Elisabeth Taylor, Roger Moore und viele andere schätzten die Kombination von Idylle und Exklusivität.

Das Gstaad-Menuhin-Festival

Das Gstaad-Menuhin-Festival

Auch der Geiger Yehudi Menuhin wurde hier fündig, als er nach den Weltkriegswirren einen Ruhepol für sich und seine Familie suchte. 1957 gab er erste Konzerte in der Dorfkirche Saanen, gemeinsam mit Benjamin Britten, Peter Pears und Maurice Gendron. Daraus entwickelte sich das Gstaad-Menuhin-Festival, heute eines der wichtigsten Klassik-Festivals des Landes und darüber hinaus.

INFORund 60 Konzerte von Juli bis September

Das Gstaad-Menuhin-Festival bietet jährlich von Mitte Juli bis Anfang September rund 60 Konzerte. Orchesterkonzerte oder Opernproduktionen finden im Festivalzelt statt. Das Kammermusikfest verteilt sich auf die historisch bedeutenden Kirchen der Region.

Finanzierung

Das Festival wird hauptsächlich durch private Sponsoren und Unterstützer finanziert. Das Gesamtbudget liegt bei 7,5 Millionen Schweizer Franken, der Anteil öffentlicher Mittel bei acht Prozent.

Programmlinien

„Today’s music“ vereint verschiedene Stile und Kulturen. „Mountain Spirit“ bringt klassische und andere Musik an malerische Orte der Bergwelt. Für Kinder und Jugendliche gibt es die „Discovery“-Reihe. Die Teilnehmer der Meisterkurse der Gstaad Academy spielen in der Reihe „L’Heure bleue - Concert for all“ bei freiem Eintritt.

Sonderreihen

„Menuhin Heritage Artists“ fördert das Festival über einen Zeitraum von fünf Jahren. Die Gewinner internationaler Wettbewerbe stellen sich in den „Matinées des jeunes étoiles“ vor. Die Geigerin Patricia Kopatchinskaja gestaltet die Reihe „Music for the planet“.

Info www.gstaadmenuhinfestival.ch

Das Herz des Festivals

Von der Kirche Saanen schwärmte Menuhin einst, sie sei wie eine Geige: „Alles aus Holz, es klingt fantastisch.“ In den kleinen reformierten Gotteshäusern der Region schlägt das Herz des Festivals. Eine Vielzahl hochkarätig besetzter Kammermusikkonzerte geben ihm den Puls.

Das Publikum nimmt auf harten Bänken Platz, unter Verzicht auf eine Pause und auf jede Gastronomie. Weder wird Prosecco getrunken, noch werden Juwelen zur Schau gestellt. Viel Französisch ist zu hören, bis zur Nachbarregion Pays d‘Enhaut ist es nicht weit.

Nach Konzertende liegt in rund 1050 Metern Höhe der Duft von frischem Heu in der Luft, während die Abendsonne die Gipfel rot färbt. Mitarbeiter verteilen gratis kleine Wasserflaschen.

Künstler und Programm

In der Kirche Saanen fand in diesem Jahr das Eröffnungskonzert statt. Die Camerata Salzburg spielte unter Leitung von Philippe Herreweghe ein Schubert-Programm mit dem Collegium Vocale Gent. Hier stellte sich auch der 20-jährige Pianist Yunchan Lim vor, Gewinner des Van-Cliburn-Wettbewerbs.

Die Geigerin Julia Fischer kommt bereits seit vielen Jahren nach Gstaad. Die Geigerin aus München, die mit zwölf Jahren den Menuhin-Wettbewerb gewann und von dem welterfahrenen Geiger bald darauf ermutigt wurde, Beethovens Violinkonzert einzustudieren, setzt diesmal als Residenzkünstlerin Höhepunkte.

Zur Seite stehen ihr dabei höchst kompetente Partner: Nils Mönkemeyer (Viola) und Daniel Müller-Schott (Cello) sind nur zwei von ihnen.

Zukunft des Festivals

Festivalleiter Christoph Müller, Geschäftsführer Lukas Wittermann und ihr Team haben die Besucherzahlen in den vergangenen 22 Jahren verdreifacht (derzeit liegen sie bei knapp 27.000).

Spitzenorchester wie das London Symphony Orchestra und das Budapest Festival Orchestra gastieren im speziell konzipierten Festivalzelt, das bis zu 1800 Plätze bietet. Die Festival-Blüte verdankt sich auch der Nachwuchsförderung in den verschiedenen Akademien.

Junge Dirigentinnen und Dirigenten finden hier einen exzellenten Klangkörper vor: das Gstaad Festival Orchestra, zusammengesetzt aus Mitgliedern von Schweizer Profi-Orchestern.

Wie bei den Festivals in Verbier und Luzern, wird bald auch in Gstaad die künstlerische Leitung wechseln. Christoph Müller verabschiedet sich mit einem dreijährigen Zyklus zum Thema „Wandel“, den er 2025 zum Abschluss bringt.

Seinem Nachfolger Daniel Hope wird er ein bestens bestelltes Feld übergeben, selbst dann, wenn Müller seinen geheimen Wunsch von 30.000 Besuchern nicht mehr erreichen sollte.

Der Musikmanager glaubt, dass sich die großen Klassik-Festivals ständig weiter entwickeln müssen. Es sei wichtig, sich für andere Musikrichtungen und veränderte Publikumsbedürfnisse zu öffnen, um die nachrückende Generation zu erfassen.

Wie das aussehen könnte, ist in Ansätzen bereits zu sehen. In der Reihe „Mountain Spirit“ spielt das Vision String Quartet im Berghaus Eggli Werke von Bloch und Schostakowitsch, bevor der Abend in ein DJ-Event übergeht.

In der Reihe „Today’s music“ tanzt eine Breakdance-Showgruppe zu Musik von Wolfgang Amadeus Mozart. Mit einem Niveau-Limbo habe das nichts zu tun, findet Müller mit Verweis auf die hohe Qualität der Künstler.

Indessen ist sein Nachfolger Daniel Hope durchaus für eine Neigung zum Entertainment bekannt. Auf einer Skala zwischen André Rieu und Yehudi Menuhin sehen manche ihn näher beim holländischen Walzerkönig als beim Jahrhundertkünstler.

Hope konzertierte oft mit Menuhin, war aber nie wirklich sein Schüler. Seine Mutter war Menuhins persönliche Assistentin, daher kennt er das Festival in Gstaad seit Kindheitstagen. Zudem gilt er als guter Netzwerker mit vielfältigen Kontakten.

Quo vadis, Gstaad? Die Jahre nach 2025 werden es zeigen.

Birgit Schäfer

Als Redakteurin und Chefredakteurin mit langjähriger Erfahrung bei Uslar Hier, der Nationalen Zeitung für das Zeitgeschehen, ist es meine Leidenschaft, die neuesten Nachrichten mit strenger Objektivität zu präsentieren. Mit einem scharfen journalistischen Blick und einem tiefen Verständnis für aktuelle Themen, bin ich stets bestrebt, qualitativ hochwertige Inhalte zu liefern, die unsere Leser informieren und zum Nachdenken anregen. Meine Arbeit bei Uslar Hier spiegelt meine Engagement für unvoreingenommene Berichterstattung und meine Liebe zur Sprache wider.

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