Die Motorradhelden im Kino: Austin Butler als Biker-Star

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Die Bikeriders: Ein Film über die Sehnsucht nach Zugehörigkeit

Wenn sie auf schweren Motorrädern in Schrittgeschwindigkeit durch die Straßen von Milwaukee tuckern, starren ihnen die Menschen auf dem Gehweg hinterher. Bewunderung und Abneigung sind gleichermaßen in den Gesichtern zu lesen, während die Motoren mit ihrem tiefen Bass-Rhythmus über die Dolby-Atmos-Anlage auch im Kinosaal das Zwerchfell der Zuschauenden vibrieren lassen.

In seinem neuen Film „Bikeriders“ begibt sich Regisseur Jeff Nichols („Loving”) tief hinein in das Soziotop einer amerikanischen Rockergang Ende der 1960er-Jahre. Als Buchvorlage diente hier kein Roman, sondern der gleichnamige Fotoband von Danny Lyon, der als Vertreter des „New Journalism“ mit Schwarz-Weiß-Aufnahmen das subkulturelle Leben eines Chicagoer Motorradclubs dokumentierte.

Ein Film über die amerikanische Rockergang

Ein Film über die amerikanische Rockergang

Nichols‘ Film versteht sich weniger als nostalgisches Remake von „Easy Rider“ (1969), sondern als spezifische und historische Milieustudie einer selbsternannten Outcast-Gruppe. Natürlich finden sich auch hier die archetypischen Genrebilder, wenn die wilden Kerle mit ihren dicken Maschinen über die Landstraßen entlang der Maisfelder des Mittleren Westens brausen oder auf einem Highway in Formation aus der Dunkelheit der Nacht auftauchen.

Auch an ölverschmierten Männerhänden, verstaubten Gesichtern und zünftigen Schlägereien samt Versöhnungsgelage mangelt es nicht. Doch Nichols‘ Film hat eine Geheimwaffe, mit der er die maskulinen Stereotypen und stupiden Riten toxischer Männlichkeit nonchalant transzendiert. Ihr Name ist Kathy (Jodie Comer).

Kathy: Die Erzählerin, die die Fäden in der Hand hält

Kathy: Die Erzählerin, die die Fäden in der Hand hält

Sie ist die Erzählerin, die die Fäden in der Hand hält. Wenn sie das erste Mal die Bikerbar betritt, um einer Freundin etwas vorbeizubringen, ist sie von den herumlungernden Gestalten mehr angewidert als eingeschüchtert. Aber als ihr Blick beim Herausgehen auf Benny (Austin Butler) fällt, geht sie wieder zurück an den Tisch.

Butler, der schon in der Rolle des Elvis Presley sein Leinwand-Charisma großzügig versprühte, kann nun als äußerst überzeugende James-Dean-Reinkarnation sein Portfolio erweitern. Mit einem knappen Dutzend Dialogsätzen muss seine Figur auskommen und kann dennoch alles überstrahlen.

Die Gang und ihre Regeln

Die Gang und ihre Regeln

Die Regeln sehen vor, dass jeder in der Gang den Boss herausfordern kann. „Fäuste oder Messer?“, lautet dann die Frage, nach der das Anliegen im fairen Kampf Mann gegen Mann ausgetragen wird. Aber auch dieser Ehrenkodex wird von den machthungrigen Neulingen unterminiert.

Und so zeigt der Film auch die Entwicklung des Motorradclubs hin zu einer hochkriminellen Vereinigung, die mit Drogenhandel, Prostitution und Mord ihr Geld verdient. Dennoch ist „The Bikeriders“ ein Film, der sich weniger über einen ausgeklügelten Plot erzählt als über atmosphärische Genauigkeit.

Im Kern geht es um die Sehnsucht nach Zugehörigkeit, die bekanntlich bei Männern besonders bizarre Blüten treiben kann. Kameramann Adam Stone zieht das Publikum mit einem Stonewashed-Look und starken Kontrasten direkt hinein in diese Subkultur, ohne sie ästhetisch zu überhöhen.

Ein Film über die amerikanische Gesellschaft

Ein Film über die amerikanische Gesellschaft

Auf die harten, wortkargen und emotional unterentwickelten Kerle blickt Nichols ohne Ironie, aber mit der gezielten Brechung einer weiblichen Perspektive. Jodie Comer, die sich als Auftragsmörderin Villanelle durch vier Staffeln „Killing Eve“ meuchelte, ist herausragend in der Rolle der resoluten Working-Class-Woman, die mittendrin im Männergetümmel steht und sich trotzdem den glasklaren Blick der Außenseiterin bewahrt.

„The Bikeriders“ kommt in Deutschland am 20. Juni 2024 in die Kinos.

Udo Müller

Als Experte und leidenschaftlicher Autor auf Uslar Hier, der nationalen Zeitung für das Zeitgeschehen, bin ich Udo stets bemüht, die neuesten Nachrichten mit strenger Objektivität zu präsentieren. Meine Artikel sind fundiert recherchiert und bieten dem Leser einen umfassenden Überblick über aktuelle Geschehnisse. Meine Leidenschaft für den Journalismus spiegelt sich in jedem meiner Beiträge wider, und ich strebe danach, unseren Lesern stets relevante und informative Inhalte zu liefern. Mit Uslar Hier haben Sie einen verlässlichen Begleiter für die tägliche Nachrichtenberichterstattung.

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