Karl Lauterbach: Hunderte Kliniken müssen sich umstrukturieren
Der Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat eine umfassende Reform der deutschen Krankenhauslandschaft angekündigt. Demnach müssen hunderte Kliniken ihre Strukturen anpassen, um langfristig wirtschaftlich zu bleiben. Die notwendigen Umstrukturierungsmaßnahmen sollen dazu beitragen, die Versorgung der Patienten zu verbessern und die Kosten im Gesundheitswesen zu reduzieren. Lauterbach betonte, dass die Reform keine Schließungen von Kliniken bedeute, sondern vielmehr eine Anpassung an die sich ändernden Bedürfnisse der Bevölkerung. Die Umsetzung dieser Pläne soll in den kommenden Jahren schrittweise erfolgen.
Hunderte Kliniken müssen sich umstrukturieren - Lauterbach will drastische Veränderungen
„Viele davon“ würden in westdeutschen Großstädten betroffen sein, sagte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach im Interview der „Bild am Sonntag“. Für diese Kliniken gebe es weder das Personal noch den Bedarf: „Jetzt steht jedes dritte Bett leer.“
Krankenhausreform: Lauterbach will Kliniken auf dem Land stärker fördern
Die Kliniken auf dem Land sind die Verlierer dieser Entwicklung, so Lauterbach. Nach seinen Worten könne auch die Qualität steigen, wenn die Versorgung mit komplizierten Eingriffen zentralisiert werde. Dies sei in anderen Ländern bereits üblich.
Zugleich sollten Kliniken auf dem Land, „die wir dringend nötig haben“, Zuschläge für jene Bereiche bekommen, in denen sie derzeit Defizite machten, die es aber überall geben müsse. Als Beispiele nannte Lauterbach Kinderheilkunde und Geburtshilfe, Notfall- und Unfallversorgung, die Traumatologie, die Versorgung von Schlaganfällen sowie die Intensivmedizin.
Das bedeuten Lauterbachs Pläne für Patienten: Höhere Kassenbeiträge sollen stabil bleiben. Das bisherige System kritisierte der Politiker als „sehr ineffizient“. So könnten Fachärzte schon heute effizienter arbeiten, wenn die Digitalisierung früher erfolgt wäre. Auch sei die Lebenserwartung in allen westeuropäischen Ländern höher als in Deutschland. „Unser System ist das Teuerste in Europa - ist aber bei der Qualität nicht spitze, eher im Mittelfeld. Daher brauchen wir Strukturreformen.“
Die Krankenhausreform soll zum 1. Januar 2024 in Kraft treten. Ein zentraler Streitpunkt ist das Geld. Die Länder wollen Geld vom Bund, um den Umbau der Kliniklandschaft zu finanzieren. Zusätzlich fordern sie weitere Soforthilfen, um angeschlagene Krankenhäuser kurzfristig vor der Pleite zu retten.
Weitgehend einig sind sich Bund und Länder darüber, dass es weniger ökonomischen Druck in den Kliniken geben soll. Deshalb soll sich das Finanzierungssystem grundsätzlich ändern. Bisher werden die Kliniken für jeden behandelten Fall bezahlt, sie bekommen also Geld für durchgeführte Operationen und Untersuchungen. In Zukunft soll es mehr Geld für die Fixkosten geben, damit genug Personal da ist oder die Stationen und Notaufnahmen technisch gut ausgestattet sind.
So sollen die Krankenhäuser künftig nicht mehr pro Fall bezahlt werden, sondern dafür, dass sie im Notfall Patienten behandeln können. Die Einigung im Detail: Das überholte System der Fallpauschalen wird beendet. Stattdessen bekommen notwendige Kliniken Vorhaltepauschalen. Das heißt sie bekommen eine Art Existenzgarantie, Fixkosten, selbst wenn sie wenige Behandlungen anbieten. „Das nimmt den ökonomischen Druck, das erlaubt eine Entbürokratisierung.“, so Lauterbach.
Zum angekündigten Anstieg der Beiträge zur gesetzlichen Krankenversicherung um 0,8 Prozentpunkte zum Jahreswechsel erklärte Lauterbach, er gehe davon aus, dass die Beiträge danach zunächst stabil sein werden. „Ich glaube nicht, dass für 2026 wir nochmal die Krankenkassenbeiträge erhöhen müssen.“ Mittelfristig könne er sich „ein paar Dutzend weniger Krankenkassen gut vorstellen. Es muss aber über die Qualität kommen und daher machen wir jetzt per Gesetz die Qualität der Krankenkassen vergleichbar“.
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